Die Zeit für Präsident Robert Mugabe ist abgelaufen – doch das reicht nicht. Die Abwärtsspirale ist für Simbabwe noch nicht abzusehen.

Johannesburg - Das Spiel ist aus. Robert Mugabe sperrt sich zwar noch ein wenig, wie von dem Dauerrebellen nicht anders zu erwarten war. Doch sein zittriger Widerstand wird nicht mehr lange währen. Unterschreibt der simbabwische Präsident seine Demission nicht freiwillig, wird ihn seine Partei absetzen. Denn in der vordemokratischen Kaderschmiede haben die Generäle und Anhänger des „Krokodils“ Emmerson Mnangagwa inzwischen für eine Mehrheit gesorgt. Die Zeit für den seit 37 Jahren regierenden Autokraten ist abgelaufen. Ein eindrückliches Beispiel für den Nutzen der Begrenzung einer Präsidentschaft auf zwei Amtszeiten: Auch wenn das die Big Men des Kontinents aus naheliegenden Gründen nicht wahrhaben wollen.

 

Dabei hatte Robert Mugabe gar nicht schlecht angefangen. Als Befreiungsführer bezwang er in den 1970er Jahren das Rassistenregime des weißen Überlegenheitsfanatikers Ian Smith und reichte bei seinem Amtsantritt der weißen Minderheit die Hand zur Versöhnung. Damit war es mit den Errungenschaften des Nationalhelden allerdings schon getan: Mitte der 1980er Jahre schickte er seine Soldaten ins Matabeleland, um unter dem Minderheitenvolk der Ndebele ein Massaker nach dem anderen anzurichten. Das westliche Ausland schaute zu. Dann begann der Präsident, seine Macht mit Verfassungsänderungen auszudehnen. Und als sich dagegen Widerstand formierte, nahm Mugabe die weißen Farmer als Sündenböcke ins Visier. So konnte er sich als Rebell gegen die Relikte der Kolonialherrschaft profilieren.

Die Abwärtsspirale ist für Simbabwe noch nicht abzusehen

Derweil stürzte sein Ablenkungsmanöver das Land in eine Abwärtsspirale, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Die Serie seiner katastrophalen Entscheidungen gipfelte in dem Versuch, eine Mugabe-Dynastie zu gründen und seine unsägliche Gemahlin zur Nachfolgerin zu krönen. Da endete selbst die Geduld seines treuesten Adlaten, des Krokodils Mnangagwa. Mugabe ist ein Beispiel dafür, dass gute Befreiungsführer keine guten Staatslenker sein müssen: Das Gegenteil ist wahrscheinlicher. In fünf Staaten des südlichen Afrikas sind noch die ehemaligen Befreiungsbewegungen an der Macht: neben Simbabwe in Angola, Namibia, Mosambik und Südafrika.

Nun ist in drei der fünf genannten Staaten Bewegung geraten. In Angola wurde der seit 38 Jahren herrschende Präsident Eduardo dos Santos aufs Abstellgleis geschoben. Unterdessen steht in Südafrika Jacob Zuma mit seinem Versuch vor dem Scheitern, den Staat in seine Tasche zu stecken: Seine schamlose Plünderung der Staatsbetriebe und Unterwanderung der öffentlichen Institutionen stößt innerhalb der eigenen Partei auf Widerstand. Auch in Simbabwe war die innerparteiliche Gegenwehr entscheidend. Manche sprechen schon vom simbabwischen Frühling. Doch wenn aus dem heruntergewirtschafteten Land wieder etwas werden soll, muss es radikal saniert werden. Ob Mnangagwa dazu willens und in der Lage ist, muss bezweifelt werden: Doch möglicherweise hat er eine Dynamik ausgelöst, die ihn mitreißen wird. Insofern darf man für Simbabwe hoffen.