Das San Pietro im Heusteigviertel bleibt bis Oktober geschlossen. Freunde von Sante de Santis planen ein Benefizessen für die Familie des plötzlich verstorbenen Kochs und Patron.

Stuttgart/Ludwigsburg - Das hätte ihm gefallen. Am 27. Juni werden im Restaurant Passione in Ludwigsburg die Topfdeckel klappern. Unter der Regie von Fernsehkoch Ralf Jakumeit bereiten dann sechs bis acht Köche je einen Gang. Der Erlös geht an die Familie von Sante de Santis. Der beliebte Koch war im Januar überraschend gestorben. Sein bekanntes Restaurant San Pietro in Stuttgart an der Heusteigstraße bleibt geschlossen.

 

Der Vermieter der Immobilie bestätigt, dass die Familie Insolvenz anmelden musste. Ursula Widmann vom Bau- und Wohnungsverein Stuttgart erklärt, dass die Kochschule nicht weiter existieren werde. Sie sei bereits komplett ausgeräumt, die Geräte seien zurück beim Hersteller. Auch das Restaurant hat keine Möbel mehr, die Küche ist jedoch noch komplett. „Die haben wir bezahlt“, sagt Ursula Widmann. Sie hofft, dass demnächst der Nachfolger für das Restaurant feststeht. Man verhandle mit einem Gastronomen. Die Eröffnung sei für Oktober angedacht. Ein Italiener werde das neue Lokal „eher nicht“ sein.

Wer noch einen gültigen Gutschein für ein Essen im San Pietro besitzt, dürfte damit leer ausgehen. Wie Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erläutert, gebe es höchstens eine Chance, wenn das San Pietro unter gleichem Namen fortgeführt würde, innen nicht wesentlich verändert würde und auch weiter italienisch gekocht würde. Bei einer direkten Übernahme des Restaurants sei der Nachfolger verpflichtet, den Gutschein einzulösen, bei einer Neueröffnung nicht.

Jeder Koch finanziert seinen Gang selbst

Der Organisator der Küchensause im Juni ist trotz des ernsten Hintergrunds sicher: „Das wird eine tolle Party.“ Ralf Jakumeit, Gründer der Catering- und Eventtruppe Rocking Chefs, hat de Santis vor mehr als 20 Jahren über die Fußballköche kennengelernt, die beiden standen sich sehr nah. „Sante hat mich mit seinem Motorrad zu meiner Hochzeit gefahren. Das war mehr als eine Freundschaft. Das war Familie.“ Dieses Jahr wollten die beiden ein TV-Format starten, das Jakumeit nun absagte. „Sante ist nicht zu ersetzen.“

Wegen des Benefizmenüs in Ludwigsburg steht er in Verbindung mit den Fernsehköchen. Die Ausschreibung läuft, und bisher hat Jakumeit offenbar so viele mündliche Zusagen von Kollegen, dass es in der Küche eng zu werden droht. Sein Ziel ist, dass jeder Koch seinen Gang selbst finanziert: „Ich möchte da keine Rechnung sehen.“ Die Getränkekosten sollen Sponsoren übernehmen. Die Gäste müssen voraussichtlich mindestens 100 Euro bezahlen – Näheres soll in Kürze feststehen. Noch läuft die Planung. Wenn die Beteiligten feststehen, wird ein Flyer gedruckt und der Vorverkauf startet.

Erfahrung bei der Organisation solcher Events hat Jakumeit durchaus. So hat er in Winterbach im Remstal die Veranstaltung „Cook meets Rock“ mit ins Leben gerufen, die dieses Jahr nach Stuttgart ins Wizemann-Areal zieht. Sante de Santis wäre am 17. September dabei gewesen, für ihn springt nun Frank Buchholz ein.

Das Restaurant San Pietro und die Kochschule befanden sich im Erdgeschoss des sogenannten Eduard-Pfeiffer-Hauses, Heusteigstraße 45. Hier wurde 1890 ein Arbeiterheim mit Volksküche, Wäscherei und Saal eröffnet. Noch bis 2008 wurden günstige Zimmer mit Gemeinschaftsduschen vermietet.

Das Gebäude gilt als das Geburtshaus des Landes Baden-Württemberg, denn hier wurde im April 1952 die Fusion der drei südwestdeutschen Nachkriegsländer besiegelt. Und hier war bis 1961 der Sitz des ersten Landtags. Seit 1990 ist das Gebäude in der Liste der Kulturdenkmale in Stuttgart eingetragen.