Bis auf drei Intercity-Linien soll der Zugverkehr am Stuttgarter Hauptbahnhof ab Mittwoch wieder fast ohne Störung laufen. Die Bahn hat ihr Betriebskonzept so überarbeitet, dass es klappen soll – obwohl drei Gleise gesperrt bleiben müssen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Wenn das noch lange so weitergeht, dann stelle ich mich lieber mit dem Auto auf der A 81 in den Stau“, schimpft ein Bahnkunde. Er muss nach Heilbronn und hätte dafür mehr Zeit einplanen müssen. Denn der Zug um 8.15 Uhr am Montagmorgen fährt zwar – aber nicht von Stuttgart ab. Der Pendler muss zuerst mit der S-Bahn nach Bietigheim-Bissingen, um dort in den Regionalzug umzusteigen. Der 47-Jährige Stuttgarter gehört jedoch am Montagmorgen zu den wenigen, die ihrem Frust laut Ausdruck verleihen. Die meisten, so scheint es, haben sich mit den Unbequemlichkeiten arrangiert, die sich aus der Sperrung mehrerer Gleise am Stuttgarter Hauptbahnhof ergeben haben.

 

Nach der Entgleisung eines Testzugs am vergangenen Dienstag sind die Gleise 8, 9 und 10 gesperrt. Von diesen fahren aber wichtige Verbindungen ab. Die Testfahrt hatte der Kontrolle gedient, ob über die Weiche 227 wieder Züge fahren können – nachdem an dieser Stelle im Juli und Ende September ein Intercity entgleist war. Bei der dritten von drei Testfahrten sprangen die Wagen, die von einer Lok geschoben wurden, so aus den Schienen, wie es auch bei den Unfällen gewesen war. Damit war klar, dass die Fernverkehrsgleise, die über diese Weiche führen, nicht benutzt werden dürfen, bis der Fehler gefunden und behoben ist.

Die Deutsche Bahn hat ein neues Betriebskonzept erstellt. Es soll von Mittwoch an „nur noch geringe Einschränkungen geben“, verspricht das Unternehmen. Der neue Plan wird die Pendler, die täglich fahren, freuen, denn vor allem der Regionalverkehr ist so gut wie ohne Ausfälle.

Betroffen bleiben die IC-Linien Salzburg – Karlsruhe, Klagenfurt – Frankfurt und Tübingen – Düsseldorf. Sie halten in Esslingen und Vaihingen/Enz. Bei den Regionalbahnen ist nur noch die Linie Mosbach-Neckarelz-Stuttgart-Ulm betroffen. Die Züge fahren nicht die gesamte Strecke, sondern in beiden Richtungen jeweils bis nach Stuttgart. Dort kann man dann in den Anschlusszug umsteigen. Um fast wieder zum normalen Programm zurückzukehren, seien „kleine Umbauten“ notwendig gewesen, sagte ein Sprecher der Bahn.

Verworfen hat die Bahn damit Überlegungen, den S-Bahn-Takt zu Gunsten der Fern- und Regionalzüge auszudünnen. Es war erwogen worden, teilweise auf einen 30- statt 15-Minutentakt zu wechseln. Dadurch wären zusätzliche Kapazitäten geschaffen worden, um Fernverkehrszüge in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfahren zu lassen. Auch hat man die Idee nicht weiter verfolgt, den Fernverkehr größtenteils über den Esslinger Bahnhof abzuwickeln.

Die Pendler hatten sich in dieser Woche auf die Ausfälle eingestellt. „Es scheint sich jetzt eingependelt zu haben“, sagt der 36-jährige Stuttgarter Christian Watzke, der täglich nach Heidelberg muss, „aber man muss sich die alternativen Verbindungen teilweise selbst erschließen.“ Auf Angaben im Internet sei kein Verlass: „Zwei Verbindungen wurden mir angezeigt, von denen aber nur eine fuhr, wie ich am Bahnhof feststellte.“ Von anderen Pendlern ist zu hören, dass sie bis zu zwei Stunden für die Strecke Nürtingen-Stuttgart gebraucht haben. Verspätungen gibt es auch nach wie vor im S-Bahn-Verkehr, vor allem wenn die Bahnen dem Fernverkehr Platz machen müssen, der den Hauptbahnhof ansteuert. Dann bleibt die S-Bahn bis zu zehn Minuten kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof stehen.

Wie lange die Untersuchung des Unfalls dauert, ist noch nicht klar. Die Bahn rechnet mit rund vier Wochen, bis dem Eisenbahnbundesamt ein Ergebnis vorliegt.