Beim Blick auf die Ergebnisse bei der Bundestagswahl fallen die Ergebnisse der FDP auf den Fildern und im Schönbuch auf. Sie liegt immer über 15 Prozent. Die AfD kann nur in Steinenbronn ihr Bundesergebnis toppen.

Filder/Schönbuch - In Leinfelden-Echterdingen hat die FDP bei der Bundestagswahl Platz zwei im Ranking der Parteien übernommen. Sie hat ihr Ergebnis von 2013 verdoppelt, indem sie auf 16,3 Prozent der Stimmen kam. Kein Wunder, dass der örtliche Ortsverbands-Vorsitzende Axel Dörr damit sehr zufrieden ist. Er blickt zwar hoffnungsvoll auf die Koalitionsverhandlungen, erwartet jedoch schwierige Gespräche.

 

Auch die Grünen sind an der SPD vorbeigezogen. Sie haben 15,7 Prozent der Stimmen erzielt und die SPD mit 15,6 Prozent hinter sich gelassen. Gleichzeitig hat der Direktkandidat der Grünen, Matthias Gastel, sein Ergebnis von 2013 von 12,2 auf 18 Prozent verbessert. Trotzdem will der Grünen-Ortsverbands-Vorsitzende Uwe Janssen nicht darüber spekulieren, ob es einen Verkehrsminister Gastel geben könnte. „Jetzt werden noch keine Ministerposten verteilt“, sagt er.

Grüne Themen dürften nicht unter die Räder kommen

Seiner Meinung nach ist es jetzt wichtiger, dass die grünen Themen Energie, Verkehr und Klimaschutz bei den Koalitionsverhandlungen nicht unter die Räder kommen. Janssen steht einer Jamaika-Koalition grundsätzlich positiv gegenüber, glaubt jedoch, dass das grüne Ziel, bei Autos ab 2030 auf Verbrennungsmotoren zu verzichten, noch nicht durchsetzbar ist.

Die SPD ist in Leinfelden-Echterdingen bei den Zweitstimmen von 20,4 auf 15,6 Prozent abgerutscht. Damit habe sich der Bundestrend auch in L.-E. niedergeschlagen, sagt der Ortsvereins-Vorsitzende Jörg Pauly. Er hält es für richtig, dass seine Partei in die Opposition geht. „Mit diesem Ergebnis können wir unsere Sozialpolitik in einer Großen Koalition nicht durchsetzen“, sagt er.

Die CDU in Leinfelden-Echterdingen hat mit mehr gerechnet

Enttäuscht über das Wahlergebnis zeigt sich die CDU-Stadverbandsvorsitzende Claudia Zöllmer. „Ich hatte mit mehr gerechnet“, sagt sie. Zöllmer ist gegenüber einer Schwarz-gelb-grünen Koalition nicht abgeneigt. Sie erwartet jedoch sehr schwierige Verhandlungen. Trotz des relativ hohen AfD-Ergebnisses auf Bundesebene ist Zöllmer froh, dass die Rechtspopulisten in L.-E. unter zehn Prozent geblieben sind.

Aufgefallen ist ihr, dass die AfD mit 12,2 Prozent in Stetten ihr bestes Stadtteilergebnis erzielt hat, während die CDU dort mit 32 Prozent ihr schlechtestes errang. „Ich kann da keinen Zusammenhang herstellen“, sagt sie trotz intensiver Analyse.

Auch die Direktkandidatin der AfD, Vera Kosova, kann nur ahnen, woran das liegt. „Vielleicht haben wir in Stetten besonders viele Mitglieder“, sagt Kosova, die sich im Übrigen über das gute zweistellige Ergebnis im Bund freut. Die Linken sind mit ihrem Zuwachs um 1,4 auf 5,6 Prozent zufrieden, zumal der Ortsverband Filder im Aufbau ist. Man wolle diesen Trend für die Kommunalwahl 2019 nutzen, sagt Claudia Moosmann, die im Kreisvorstand für die Filder zuständig ist.

Katzenjammer bei der SPD in Filderstadt

Strahlende Sieger äußern sich anders als der Filderstädter CDU-Stadtverbandsvorsitzende Erhard Alber: „Wer unser Ergebnis nicht als Niederlage wertet, lügt. Ich hätte mir drei bis vier Prozent mehr für unsere Partei erwartet.“ In Filderstadt hatte die CDU bei der Bundestagswahl 2013 noch 45,3 Prozent der Stimmen erreicht. Jetzt ist sie auf 34,8 Prozent abgerutscht. Im Landesdurchschnitt habe man zehn Prozent verloren: „Dass wir alle Direktmandate gewonnen haben, ist dabei nur ein Trostpflaster.“ Zu kurz gekommen im Wahlkampf sei die sachliche Auseinandersetzung mit der AfD. „Die CDU darf jetzt nicht nach rechts rücken, sonst verliert sie das Doppelte links und in der Mitte.“

Katzenjammer herrscht bei der SPD. Sie ist von 20,8 Prozent im Jahre 2013 in Filderstadt auf 16 Prozent abgerutscht. „Das Ergebnis ist enttäuschend“, sagt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Walter Bauer. Die SPD habe in der Regierung gute Arbeit geleistet: „Jetzt müssen CDU, FDP und Grüne sehen, wie sie in einer Koalition zurecht kommen.“ Grund zur Freude über 15,1 Prozent hat der FDP-Ortsverbandsvorsitzende Johannes Jauch, denn bei der Bundestagswahl 2013 lag seine Partei noch bei sieben Prozent. „Wir haben einen klassischen Wahlkampf gemacht und waren 17-mal auf Märkten, wo wir viel Zuspruch gespürt haben“, sagt der Ortsverbandsvorsitzende Johannes Jauch. Das gute Ergebnis werde vom Abschneiden der AfD überschattet. Die künftige Bundesregierung werde es schwer haben: „Die AfD will stören, aber nichts vorwärts bringen.“

Filderstädter Grüne freuen sich über gutes Ergebnis

„Wir haben in Filderstadt ein gutes Ergebnis eingefahren“, sagt Catherine Kalarrytou, die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Auf Bundesebene sei das Ergebnis ernüchternd: „Der Einzug der AfD in den Bundestag tut weh. Die Arbeit des Parlaments wird dadurch schwieriger. Kräfte, die man für anderes braucht, werden durch die Auseinandersetzung mit Populisten gebunden.“

Claudia Moosmann, Mitglied im Kreisvorstand der Linken, sagt: „Wir haben uns in Filderstadt leicht verbessert. Jetzt konzentrieren wir uns auf den Kommunalwahlkampf 2019.“ Die AfD habe mit Vera Kosova eine Kandidatin, die nicht zum Bundesdurchschnitt ihrer Partei passe. „Ich möchte sie nicht unter dem Allgemeinplatz Rassismus in die Tonne treten.“ Die Linke werde sich mit der AfD demokratisch auseinandersetzen.

„Das Ergebnis überrascht mich nicht, wir sind zufrieden. Im Bund sind wir drittstärkste Kraft“, sagt die AfD-Bundestagskandidatin Vera Kosova, die keinen Platz auf der Landesliste hatte und nicht in den Bundestag einzieht.

Waldenbuch: Schock bei der SPD

Der Schock nach der Wahl sitzt bei der Waldenbucher SPD tief. „Schock, Erdrutsch, Erdbeben“ sind die Ausdrücke, die der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Manfred Ruckh für das Abschneiden seiner Sozialdemokraten findet. „Ich lade zu unseren Veranstaltungen ein, suche den Dialog, aber es kommt niemand zum Gespräch. Bei den Wahlen wird man dann abgestraft“, sagt er. Vom starken Ergebnis der AfD sei er gefrustet. „Wir müssen künftig weit mehr den Fragen der Gerechtigkeit und Solidarität im Alltag nachgehen und den Menschen Antworten geben“, rät er seiner Partei. Der Satz „Uns geht es allen gut“ stimme nicht: „Von 410 Euro im Monat bei Hartz IV kann man nicht alles bezahlen. Wenn Menschen auf diese Weise ihre Würde verlieren, dann kommt so ein Wahlergebnis zustande.“ Ein weiter so dürfe es deshalb für die SPD nicht geben. Sie müsse deutliche Korrekturen an der Agenda 2010 vornehmen.

AfD schneidet in Steinenbronn überdurchschnittlich ab

„Wir sind froh, dass wir auch in Steinenbronn die stärkste Kraft sind und Michael Hennrich wieder für uns im Bundestag sitzt“, sagt der Steinenbronner CDU-Ortsverbandsvorsitzende Wolfgang Miller. Das starke Abschneiden der AfD in der Gemeinde sieht er nicht in der Flüchtlingspolitik begründet: „In Steinenbronn haben wir eine gute Willkommenskultur. In Ostdeutschland leben die wenigsten Flüchtlinge, und trotzdem ist dort die AfD besonders stark.“ Zur möglichen Jamaika-Koalition in Berlin sagt er: „Man muss mit dem, was der Wähler will, stabile Verhältnisse hinbekommen.“

Mit 15, 3 Prozent ist die AfD in Steinenbronn sogar noch stärker als im Bund. Die AfD-Frontfrau Vera Kosova überrascht dies nicht: „In großen Städten wie Stuttgart oder Freiburg sind wir schwächer, auf dem Land dagegen stärker.“ Die Ergebnisse im Wahlkreis deckten sich mit ihren Erwartungen: „Im Großen und Ganzen entspricht das unserer Vorerfahrung bei der Landtagswahl.“