Ein prominent besetzter Beirat begleitet den Umbau des ADAC, der nach diversen Skandalen vor zwei Jahren in eine tiefe Krise gerutscht ist. Sein Fazit: Auch wenn noch nicht alles geregelt ist – die Richtung stimmt.

Beginnend mit Manipulationen seines Autopreises Gelber Engel ist der ADAC vor zwei Jahren in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt. Seitdem arbeitet die Autofahrerlobby begleitet von einem vierköpfigen Beirat an einer Reform, um daraus keine Existenzkrise werden zu lassen. Nun hat das unter anderem mit dem deutschen Unicef-Chef Jürgen Heraeus honorig besetzte Gremium seine Arbeit beendet und eine überaus positive Bilanz gezogen. „Die versprochene Neuausrichtung des ADAC ist zu großen Teilen umgesetzt und glaubwürdig“, stellte Heraeus fest.

 

Zuvor hatte sich der Beirat zum 22. und letzten Mal in der Münchner ADAC-Zentrale getroffen. Anfangs habe es bei ihm und seinen Mitstreitern durchaus Bedenken gegeben, als willfähriges Werkzeug missbraucht zu werden, meinte Heraeus. Solche Versuche habe es aber nie gegeben.

Der ADAC habe Kritik ernst genommen, sich ein modernes Compliance-System zur internen Überwachung von Recht und Gesetz sowie eine neue, auch für andere Großvereine vorbildhafte Struktur verordnet. Die Organisation mit ihren gut 9000 Beschäftigten und gut 19 Millionen Mitgliedern, die Vereinsangelegenheiten und wirtschaftliche Tätigkeit lange Zeit zur Steigerung des Profits innig vermengt hatte, wurde in drei Säulen zerlegt.

Das ist der Idealverein, eine Aktiengesellschaft europäischen Rechts (SE) und eine Stiftung. In der SE sind alle Wirtschaftstöchter gebündelt mit Finanzdienstleistungen, Versicherungen oder dem ADAC-Verlag. Die noch zu gründende Stiftung ist das neue Dach für alle gemeinnützigen Aktivitäten wie die Luftrettung oder künftig Mobilitätsforschung. Zudem hält sie 25,1 Prozent und damit eine Sperrminorität an der SE. Die anderen knapp drei Viertel an der SE liegen beim Verein, wo unter anderem die Pannenhilfe angesiedelt ist. Dieses Modell werde das Registergericht überzeugen, meinten die vier ADAC-Beiräte unisono. Das ist wichtig, weil dieses Gericht den Vereinsstatus und damit Steuervorteile des ADAC prüft.

Das Registergericht urteilt erst Ende 2016

Die „Entherrschung“ zwischen Verein und SE sei umfangreich, meinte der ADAC-Beirat und Ex-Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier. Das sei für die Beurteilung des Vereinsstatus entscheidend. Sein Urteil fällen wird das Gericht erst Ende 2016, wenn der ADAC alle jetzigen Reformbeschlüsse auch umgesetzt haben will. Wichtig sei, dass die Reform nun mit Leben erfüllt werde, betonte Beirätin Edda Müller, die auch deutsche Vorsitzende der Antikorruptionsorganisation Transparency International ist.

Widerstand aus den Reihen des ADAC gibt es angeblich nicht. Nachfragen brachten aber an den Tag, dass sich ausgerechnet der Regionalclub Nordrhein als mächtigster der 18 ADAC-Regionalvereine nicht an der neuen Compliance GmbH beteiligt hat, sich aber ihrer ADAC-weiten Hoheit zu Rechtsfragen unterwirft. Noch nicht final beschlossen ist auch, dass die künftige ADAC-Stiftung zehn Prozent der SE-Gewinne erhält. Das werde intern noch diskutiert, so ein ADAC-Sprecher. Auch ist die personelle Verflechtung zwischen Vereinsämtern und Spitzenpersonal der Wirtschaftstöchter noch nicht überall beendet.

Ernst machen will der ADAC auch mit dem Grundsatz, Verbraucherinteressen künftig Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen einzuräumen. So wurde zum Beispiel auf ein bundesweites Netz von ADAC-Werkstätten verzichtet, um weiter glaubhaft Reparaturbetriebe testen zu können.

Die Mitgliederzahl nimmt wieder zu

Eine gewisse wirtschaftliche Betätigung des ADAC sei berechtigt, weil er sich selbst finanziere und weder dem Steuerzahler noch dem Spendenmarkt zur Last falle, meinte Beirat Rupert Graf Strachwitz. Eine Organisation dieser Größe ehrenamtlich zu führen sei aber schon eine Herausforderung. Einräumen mussten die vier Beiräte auch, dass es den ADAC-Mitgliedern vorrangig um Dienstleistungen gehe und nicht Teilnahme an einem Vereinsleben. Das könnte für das Votum des Registergerichts noch wichtig sein.

Deutschlands Autofahrer haben dem Club schon vergeben. Im vergangenen Jahr ist die Mitgliederzahl wieder um 230 000 auf 19,15 Millionen gestiegen, nachdem sie im Krisenjahr 2014 noch stagniert hatte. In Vorjahren war der Automobilistenverein jährlich stets um eine halbe Millionen Mitglieder gewachsen.