Gegenwärtig ist echte Konkurrenz im Schienenfernverkehr schwierig. Das zeigt das Beispiel der insolventen Privatbahn Locomore. Eine Trennung von Netz und Betrieb ist aber kein Allheilmittel, kommentiert StZ-Titelautor Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Es wäre nach der Locomore-Insolvenz ein Leichtes, die Betreiber des privaten Fernzugangebots zwischen Stuttgart und Berlin als naive Träumer hinzustellen, die ehrlich geglaubt haben, mit aufpolierten Gebrauchtwaggons und mit im Internet eingesammeltem Geld dem Platzhirsch Deutsche Bahn Konkurrenz machen zu können. Dass es auch mit viel Kapital schwierig ist, in den Wettbewerb mit der Staatsbahn zu treten, zeigt ein Blick nach Italien, wo sich Industrielle zusammengetan hatten für ein neues Angebot – und auch beinahe aufs Abstellgleis gefahren wären. Das viel gerühmte Ausschreibungsmodell im deutschen Regionalverkehr wiederum ist in Teilen eine Mogelpackung. So ist in den Netzen rund um Stuttgart ein Privatunternehmen zum Zuge gekommen, das eigentlich eine Tochter der niederländischen Staatsbahnen ist.

 

Komplexe Betriebsabwicklung

Solange der Betreiber der Infrastruktur und der Betreiber der Mehrzahl der Züge unter einem Dach agieren, wird es der Wettbewerb schwer haben. Allerdings will eine strikte Trennung der Aufgaben reiflich überlegt sein. Zu komplex ist die Abwicklung des Schienenverkehrs und zu gravierend könnten die Reibungsverluste bei einer Neuorganisation mit dem Netz in dritter Hand sein. Das sollte allen bewusst sein, die darin das Allheilmittel für den darbenden Bahnsektor in Deutschland sehen.