Gewinne im vergangenen Jahr bestätigen die Konzepte der SSB. Nun will der Verkehrsbetrieb das Netz am Stuttgarter Flughafen ausbauen.

Stuttgart - Besser als erhofft ist das vergangene Jahr für die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) verlaufen. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den der städtische Verkehrsbetrieb nun vorgelegt hat. "Die schnelle wirtschaftliche Erholung von den Krisenjahren 2009/2010 war nicht vorhersehbar", sagt der kaufmännische Vorstand Jörn Meier-Berberich. So konnte die SSB ihre Umsätze um knapp zehn Millionen Euro auf rund 296 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr steigern. Allerdings sind auch die Kosten gestiegen, die sich auf gut 315 Millionen Euro belaufen. Die Stadt schießt deshalb einen Ausgleichsbetrag von 19,3 Millionen Euro zu. Gerade in diesem Punkt schneidet die SSB besser als erwartet ab: die Zuschüsse fallen um 3,6 Millionen Euro geringer aus, als es erste Prognosen Ende 2009 hatten vermuten lassen.

 

Vor allem bei den Einnahmen im öffentlichen Nahverkehr hat der Betrieb zugelegt. Mit einem Anstieg auf rund 187 Millionen Euro kann die SSB im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 3,3 Prozent verzeichnen. Trotz gestiegener Fahrkartenpreise sind im vergangenen Jahr mehr als 190 Millionen Fahrgäste mit Bussen und Bahnen unterwegs gewesen - und damit rund eine Million mehr als noch 2009. Besonders gut kam bei den SSB-Nutzern ein neues Angebote im Ticketbereich an, das das Unternehmen in diesem Jahr weiter ausbauen will: Statt an Automaten oder Schaltern anzustehen, können sich die Fahrgäste ihre Tickets inzwischen auch zu Hause ausdrucken. Mehr als 3500 Kunden haben sich seitdem im Online-Ticketshop der Straßenbahnen AG registriert.

Elektronische Tickets auf dem Vormarsch

Neu ist außerdem das Fahrkarten-Abonnement, das zum Jahreswechsel eingeführt wurde. Anders als beim bisherigen Jahresticket bezahlt der Fahrgast das Ticket nur für zehn Monate, kann es aber das volle Jahr über nutzen. Bezahlen kann er die Fahrkarte monatlich und in Raten. Das Angebot kommt an: rund 24.000 Kunden hat die SSB AG bis jetzt gezählt. Geplant ist deshalb, die Ticketauswahl zu erweitern. Noch in diesem Jahr will die SSB ein bundesweit einmaliges Handyticket anbieten, das sich Fahrgäste auf ihr Smartphone laden können. Außerdem soll es das Studententicket in elektronischer Form geben.

Gut angenommen wird der Ausbau der Stadtbahnlinie U6 zum Fasanenhof. Zwischen der Vaihinger Straße und dem Rohrer Weg sind täglich zwischen 5000 und 6000 Fahrgäste unterwegs. Auch die im Februar eingeführte Regelung des Vordereinstiegs in die Busse hat sich aus Sicht der SSB bewährt: "Den Erfolg belegen deutliche Einnahmesteigerungen", sagt der technische Vorstand Wolfgang Arnold. Die Schwarzfahrerquote habe sich halbiert.

Vorangekommen ist das Unternehmen außerdem in der Verbesserung der Infrastruktur. Alle Stopps sind nun barrierefrei bis auf vier unterirdische Haltestellen, von denen zwei in Zusammenhang mit den Folgemaßnahmen für Stuttgart21 von Juli an durch Aufzüge erweitert werden. Beendet wird außerdem die Sanierung der Stadtbahnlinie U15 als letzte ehemalige Straßenbahnstrecke. Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember wird sie in Betrieb genommen. Änderungen soll es dann auch bei den Buslinien 52, 70, 73, 75, 90 und 99 geben, von denen einige häufiger fahren werden. Zudem werden 20 neue Stadtbahnen auf die Schiene geschickt.

Netzausbau zum Flughafen und in der Nacht

Das kommende Jahr soll weitere Neuerungen bringen: die SSB geht die Verbesserung des Netzes an. Dem Wunsch seitens der Politik, die Buslinie 65 zum Flughafen auszubauen, könne man aus finanziellen Gründen nicht nachkommen, so die SSB-Sprecherin Susanne Schupp. Die Überlegung sei nun, eine Alternative anzubieten. Auf der Route zwischen Plieningen, Flughafen und EnBW-City sollen fünf umweltfreundliche Brennstoffzellen-Hybridbusse pendeln. Fahrgäste, die mit der Linie 65 unterwegs seien, könnten dann in Plieningen umsteigen. Allerdings würde erst eine finanzielle Förderung durch Bund oder Land der SSB AG die Umsetzung des Konzepts ermöglichen.

Erweitern will der Verkehrsbetrieb den Nachtverkehr. In einer zweijährigen Probephase sollen die Busse in der Nacht von Donnerstag auf Freitag dreimal fahren. Rund 190.000 Euro müsste die SSB für die Neuregelung investieren. Bis Ende September wird nun geprüft, inwiefern sich die Pläne umsetzen lassen.