Eine Explosion bei der BASF erschüttert Ludwigshafen. Mindestens zwei Menschen sterben, mehrere werden verletzt. Die Lage ist unübersichtlich. Die Bevölkerung reagiert auf derartige Vorfälle aber sehr besonnen.

Ludwigshafen - Eine riesige Rauchwolke hängt über der Stadt. Ein Internet-Video, aufgenommen aus einem Flugzeug, zeigt meterhohe Flammen am Nordhafen in Ludwigshafen. Eine gewaltige Explosion erschüttert das BASF-Gelände am Montagvormittag. Es gibt mindestens zwei Tote, mehrere Verletzte, Vermisste - was genau passiert ist, ist auch am Nachmittag noch unklar. Die Feuerwehr gibt eine Warnung heraus: Anwohner sollen Türen und Fenster geschlossen halten. Kindertagesstätten werden benachrichtigt, die Kinder sollen vorerst in den Einrichtungen bleiben.

 

Die BASF ist der größte Arbeitgeber der Stadt, 39.000 Beschäftigte, das größte zusammenhängende Chemie-Areal der Welt. Die Menschen in den angrenzenden Wohngebieten leben mit der Gewissheit: Es kann immer etwas passieren. „Man lebt einfach damit, das gehört einfach dazu“, sagt Michaela Schreiner, die im Louise-Scheppler-Kindergarten im Stadtteil Edigheim arbeitet. „Woanders sind es Kraftwerke, wir haben eben die BASF vor der Nase“, sagt die Erzieherin. In den 25 Jahren, seit sie hier arbeite, sei das auch erst der zweite größere Vorfall. Die Menschen würden darauf vertrauen, dass das Unternehmen alles für die höchstmögliche Sicherheit tue.

Menschen in Ludwigshafen sind erstaunlich ruhig

Stefan Müller, evangelischer Pfarrer in Edigheim sieht das ähnlich. „Die Leute haben das Gefühl, was möglich ist, wird getan“, sagt er mit Blick auf das Sicherheitsmanagement der BASF. Auch Müller berichtet, dass die Menschen in der Gemeinde erstaunlich ruhig mit solchen Zwischenfällen umgehen. „Das ist kaum ein Thema, es gehört irgendwie dazu.“ Als er nach Ludwigshafen gekommen sei, habe ihn das zunächst gewundert. „Wenn man da am Gelände entlangfährt und sieht die ganzen Schornsteine, das wirkt schon bedrohlich.“

Aber auch er selbst habe sich schnell daran gewöhnt. „Das ist naiv, aber vielleicht braucht man das auch. Sonst würde man immer mit Sorgen durchs Leben laufen und das macht das Leben ja auch nicht schöner.“

Udo Scheuermann hat kurz nach der Explosion mehrere Anrufe von besorgten Anwohnern bekommen. „Ich kann dann auch nicht viel mehr tun, als die Mitteilungen des Unternehmens weiterzugeben“, sagt der Ortsvorsteher des Stadtteils Oppau, der direkt gegenüber dem BASF-Gelände liegt. „Da war schon eine große Unruhe, die Sirenen haben geheult“, beschreibt er die Momente nach der Explosion. Er selbst habe sich sofort ins Auto gesetzt und versucht, hinzufahren, aber da sei bereits alles abgesperrt gewesen.

Nordhafen liegt weit entfernt von bewohntem Gebiet

Zum Glück sei der Ort des Geschehens am Nordhafen weit weg von bewohntem Gebiet. „Da sind vor allem die Leute betroffen, die dort arbeiten“, sagt Scheuermann. Vor zwei Jahren, als in dem Stadtteil eine Gasleitung explodierte, sei das anderes gewesen. „Da waren wir viel näher dran.“

Kleinere Zwischenfälle gibt bei der BASF immer wieder. „Es vergeht fast keine Woche, ohne dass etwas passiert.“ Größere Fälle wie dieser seien aber selten. Auch Scheuermann verweist darauf, dass die meisten Anwohner ganz gelassen mit solchen Vorfällen umgehen. „Die Leute, die hier wohnen, sind da nicht so ängstlich.“ Wer neu zugezogen sei, sei erst einmal beunruhigt. „Aber die Alteingesessenen, die nehmen das mit Gelassenheit hin.“

Sorgen mache sich die Bevölkerung aber schon. „Diese Häufigkeit der Vorfälle in letzter Zeit, da macht man sich schon Gedanken“, sagt Scheuermann. So ein Chemie-Werk sei schließlich nicht ungefährlich. „Die haben einen hohen Sicherheitsstandard, aber passieren kann immer was.“