Ein Kühlzug mit Leichen von Insassen des in der Ostukraine abgestürzten Malaysia Airlines-Fluges MH17 verließ am Montagabend einen von den Rebellen kontrollierten Bahnhof in Richtung Charkiw.

Tores - Vier Tage nach dem mutmaßlichen Abschuss des Flugs MH17 im Osten der Ukraine haben die Separatisten offenbar in wichtigen Punkten nachgegeben. Ein Kühlzug mit Leichen von Insassen des Malaysia Airlines-Fluges verließ am Montagabend einen von den Rebellen kontrollierten Bahnhof in Richtung Charkiw. Malaysias Regierungschef Najib Razak sagte zudem, die Separatisten hätten eingewilligt, die Flugschreiber auszuhändigen und Ermittlern sicheren Zugang zur Absturzstelle zu gewähren.

 

Augenzeugen berichteten, der Kühlzug mit rund 280 Leichen habe den Bahnhof von Tores verlassen. Er sollte in die Großstadt Charkiw fahren, die unter Kontrolle der ukrainischen Regierung ist. Niederländische Ermittler hatten zuvor Zugang zu den Leichen im Zug erhalten, bevor sie die Absturzstelle besichtigten. Eine gründliche Analyse der Toten war ihren Angaben aber in Tores nicht möglich.

Der Rebellenführer Alexander Borodaj sagte, in dem Zug befänden sich 282 Leichen. Der malaysische Regierungschef Razak sagte später, Borodaj habe ihm versichert, dass die sterblichen Überreste der Opfer den Niederlanden übergeben würden. Laut Razak versprach Borodaj auch, die Flugschreiber an Malaysia zu übergaben und internationalen Ermittlern, sicheren Zugang zur Absturzstelle zu gewähren. Zuvor hatte es Klagen gegeben, dass die Separatisten die Ermittlungen behinderten.

Putin sichert Zusammenarbeit bei Aufklärung zu

Das Passagierflugzeug von Malaysia Airlines war am Donnerstagabend im umkämpften Osten der Ukraine abgestürzt. Es wird angenommen, dass die Boeing von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde. Von den 298 Todesopfern hatten mehr als 190 die niederländische Staatsbürgerschaft. Die niederländische Staatsanwaltschaft nahm am Montag Vorermittlungen wegen des Verdachts eines Abschusses auf und schickte einen Vertreter nach Kiew.

US-Präsident Barack Obama nahm Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich in die Pflicht. „Angesichts ihres direkten Einflusses auf die Separatisten haben Russland und Präsident Putin im Besonderen eine direkte Verantwortung, sie zu einer Zusammenarbeit mit der Untersuchung zu zwingen“, sagte Obama. Er warf den Separatisten vor, die Ermittlungen systematisch zu behindern und nannte ihren Umgang mit den Leichen eine „Beleidigung“ für die Angehörigen.

Putin hatte zuvor Entgegenkommen signalisiert und eine vollständige Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Katastrophe zugesagt. Der russische General Andrej Kartapolow bestritt allerdings später, dass Russland Flugabwehrraketen oder andere Waffen an die Separatisten geliefert habe. Er sagte zudem, zur Zeit des Absturzes habe sich ein ukrainisches Kampfflugzeug nur wenige Kilometer von der Boeing entfernt befunden. „Mit welchem Ziel flog ein Militärflugzeug auf einer zivilen Flugroute?“, fragte der General im Verteidigungsministerium in Moskau.

In Donezk wird weiter gekämpft

Kanadas Regierungschef Stephen Harper kündigte weitere Sanktionen gegen Russland an. Der Abschuss der Maschine sei „eine direkte Folge der militärischen Aggression Russlands und seiner illegalen Besetzung der Ukraine und demonstriert die Notwendigkeit für die Staatengemeinschaft, weiter Druck auf das Putin-Regime auszuüben“, erklärte Harper. Auch der britische Premier David Cameron drängte die EU vor einer Sitzung der EU-Außenminister am Dienstag in Brüssel zu härteren Sanktionen und forderte ein Waffenembargo.

Unterdessen gab es in Donezk heftige Kämpfe zwischen der ukrainischen Armee und Separatisten. Beim Artilleriebeschuss des Viertels um den Bahnhof der Millionenstadt wurden fünf Menschen getötet und zwölf weitere verletzt. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ordnete daraufhin eine Waffenruhe für einen 40-Kilometer-Umkreis um den Absturzort von MH17 an. Donezk liegt 60 Kilometer von dem Ort entfernt.