Die Bundesregierung will die Sicherheit im Flugverkehr laut einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge nach dem Germanwings-Absturz verbessern. Laut dem Bericht prüfen deutsche und französische Experten, ob der Türschutz-Mechanismus im Flugzeug-Cockpit wieder abgeschafft werden soll.

Berlin - Experten der deutschen Luftfahrtbranche wollen über weitere Konsequenzen aus dem Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten beraten. Eine neu eingerichtete Arbeitsgruppe soll nach Ostern starten und auch künftige Ermittlungsergebnisse aufnehmen.

 

Das kündigten Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch, an. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) brachte eine Ausweispflicht für Passagiere auf innereuropäischen Flügen ins Gespräch.

Die Expertengruppe soll unter anderem über mögliche Veränderungen der Regeln zur festen Verriegelung der Cockpittüren beraten. Geprüft werden sollen auch weitere medizinische und psychologische Checks, mit denen die Flugtauglichkeit von Piloten festgestellt wird.

In dem Gremium vertreten sein sollen die Flugbetriebschefs der großen deutschen Airlines, Flugmediziner sowie Verbände der Piloten und Flugbegleiter. Das Verkehrsministerium und das Luftfahrtbundesamt sollen eingebunden werden. Vorschläge sollen an europäische und internationale Behörden, Branchenverbände und Luftfahrtorganisationen weitergeleitet werden.

"Die Aufgabe dieser Taskforce ist offen", sagte Siegloch. "Es ist wichtig, dass wir nicht zu übereilten Beschlüssen kommen." Wichtig sei, ausgiebig über Vor- und Nachteile möglicher Änderungen zu beraten. Denkbar sei auch, dass bestehende Regeln bestätigt würden. Bis zu ersten Erkenntnissen würden sicherlich nicht Monate vergehen.

Zwei-Personen-Regel wird eingeführt

Als Reaktion auf den Absturz hatten die deutschen Fluggesellschaften bereits entschieden, dass immer zwei Personen im Cockpit sein sollen. Der Germanwings-Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen ausgesperrt und die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht zu haben.

De Maizière schlug die Einführung einer Ausweispflicht an Flughäfen vor. "Meines Erachtens müssen wir aus Sicherheitsgründen wissen, wer tatsächlich an Bord eines Flugzeuges ist", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Bislang müssen Passagiere bei Flügen innerhalb des Schengen-Raumes nicht immer einen Ausweis vorzeigen, bevor sie eine Maschine besteigen. De Maizière hält das für ein Sicherheitsproblem. Hintergrund ist das Schengener Abkommen, dem sich bis auf wenige Ausnahmen alle EU-Staaten sowie einzelne andere Länder angeschlossen haben. Im Schengen-Raum gibt es keine systematischen Grenzkontrollen.

Dobrindt und Siegloch äußerten sich offen für eine mögliche Ausweispflicht innerhalb der Schengen-Grenzen. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte "Spiegel Online", dies zu prüfen sei sinnvoll - allerdings nicht als rein nationale Regelung. Die Linke-Abgeordnete Ulla Jelpke sprach dagegen von einer "pietätlosen Stimmungsmache für Fluggastüberwachung".

De Maizière warb außerdem dafür, den Informationsaustausch mit Nicht-EU-Staaten über sogenannte Gefährder zu verbessern. "Wir müssen in Zukunft (...) insbesondere mit Krisenregionen Namen von gefährlichen oder potenziell gefährlichen Personen austauschen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Bislang geschieht das in Europa, jenseits davon gibt aus laut Innenressort aber Nachbesserungsbedarf.