Berichte über randalierende Gruppen und sexuelle Übergriffe werfen einen Schatten über die Schorndorfer Woche. Doch am Montag feiern die Besucher des Stadtfestes weiter.

Schorndorf - Über die „Schorndorfer Woche“ spricht plötzlich ganz Deutschland. Auf dem Archivplatz spielt die Gospelband das Lied „Oh Happy Day“. Und Schorndorf feiert sein Stadtfest, als sei nie etwas gewesen. Die Bänke sind voll, Familien mit Kindern genießen den lauen Sommerabend – so wie immer. Im Park am Schloss sitzen Jugendliche in Gruppen auf der Wiese – so wie immer. Auf dem Marktplatz wird es langsam enger – so wie immer. Nichts deutet darauf hin, dass die idyllische Fachwerkstadt in der Nähe von Stuttgart während des Stadtfests zum Schauplatz von Krawallen und sexuellen Übergriffen geworden ist.

 

Ermittlungen gegen drei Tatverdächtige

Polizei und Oberbürgermeister hatten am Morgen in einer Pressekonferenz von Gewalt gegen Polizisten aus einer Gruppe von etwa 1000 jungen Leuten heraus in der Nacht zum Sonntag berichtet. Zudem kam es laut Polizei zu sexuellen Übergriffen auf eine 17-Jährige und eine 25-Jährige. Ermittelt wird gegen drei verdächtige Afghanen und einen Iraker. Schnell werden Erinnerungen an die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht wach. Oberbürgermeister Matthias Klopfer hält dem entgegen, dass vor allem Schüler gefeiert hätten. Erst nachdem erste Auseinandersetzungen begonnen hatten, seien mehr Migranten gekommen.

Wie sicher fühlen sich die Schowo-Besucher? Sehen Sie dazu unsere Umfrage.

Von verstärkter Polizeipräsenz ist am frühen Festabend noch nichts zu merken. Erst gegen 21 Uhr fahren verstärkt Polizeistreifen durch die Stadt. Auch der Sicherheitsdienst läuft ab und zu vorbei. Von Unsicherheit bei den Besuchern ist auf den ersten Blick nichts zu merken. Es überwiegt die Verwunderung über den großen Medienauftrieb im Laufe des Tages. Es gibt kaum jemanden, der nicht an einer Fernsehkamera vorbeigekommen ist.

Bei einigen herrscht nun aber Verunsicherung: Eine 36-Jährige, die auf dem Fest mit ihrer Mutter zu Gast ist, sagt, dass sie einen abendlichen Besuch jetzt noch mehr meiden werde als zuvor. „Da fließt der Alkohol“, gibt sie als Grund an. Der enthemme die Menschen und verstärke schlechte Charaktereigenschaften.

Man solle die Kirche im Dorf lassen, meint hingegen eine andere Besucherin des Festes. Auf großen Volksfesten wie dem „Stuttgarter Wasen“ gebe es doch auch Scharmützel - über die werde aber nicht berichtet, sagt die junge Erzieherin. Für die belästigten Frauen sei das Erlebte sicher dramatisch. Sie wolle sich aber nicht ins Bockshorn jagen lassen und weiter mit ihrer Freundin auch abends das Stadtfest genießen: „Warum sollte ich mich einschüchtern lassen?“

Der Meinung scheinen viele Besucher des Stadtfestes zu sein – sie genießen ihren Schowo-Montag.