Vor wenigen Tagen drang ein mit einem Messer bewaffneter Mann ins Weiße Haus ein – just, als US-Präsident Barack Obama gerade dabei war, dieses zu verlassen. Jetzt zieht die Chefin von Obamas Leibwache, Julia Pierson, die Konsequenzen aus dem schwerwiegenden Vorfall.

Washington - Die Chefin des für den Schutz des US-Präsidenten zuständigen Secret Service, Julia Pierson, ist zurückgetreten. Er habe das Rücktrittsgesuch der 55-Jährigen angenommen, erklärte Heimatschutzminister Jeh Johnson am Mittwoch in Washington. Pierson zieht damit die Konsequenz aus dem Eindringen eines mit einem Messer bewaffneten Mannes in den Präsidentensitz. Zum Interimschef des Sicherheitsdienstes wurde der ehemalige Secret-Service-Agent Joseph Clancy ernannt.

 

Pierson stand 18 Monate lang als erste Frau an der Spitze der Elitetruppe. Bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus hatte sie am Dienstag erklärt, die „volle Verantwortung“ für den Vorfall am 19. September zu übernehmen. So etwas werde „nie wieder passieren“, versprach Pierson.

Der Irakkriegsveteran Omar Gonzalez war damals über den Sicherheitszaun des Weißen Hauses geklettert und mit einem Klappmesser in das Gebäude gelangt. Laut „Washington Post“ wurde der 42-Jährige nicht direkt am Eingang gestoppt, sondern konnte bis in die für offizielle Veranstaltungen genutzten Säle vordringen.

Eindringling bekennt sich bei Gerichtsanhörung nicht schuldig

Gestellt wurde der Eindringling demnach erst außerhalb des Green Rooms, der auf den südlichen Rasen hinausgeht. Nur wenige Minuten vor der Festnahme waren Obama und seine beiden Töchter in einem Hubschrauber vom Südrasen aus ins Wochenende aufgebrochen. Im unweit des Weißen Hauses geparkten Auto von Gonzalez lagerten nach Angaben der Staatsanwaltschaft 800 Schuss Munition sowie zwei Beile und eine Machete.

Gonzalez bekannte sich am Mittwoch vor einem Gericht in der US-Hauptstadt Washington nicht schuldig. Eine sogenannte Grand Jury unter der Richterin Deborah Robinson warf dem Mann unerlaubtes Eindringen in ein geschütztes Gebäude, das Mitführen einer gefährlichen Waffe sowie illegalen Besitz von Munition vor. Im Fall einer Verurteilung drohen Gonzalez bis zu 16 Jahren Gefängnis.

Bei ihrer Anhörung im Parlament war Pierson auch mit weiteren Versäumnissen des Secret Service konfrontiert worden. Demnach soll ein bewaffneter und vorbestrafter Mitarbeiter eines privaten Wachdienstes vor zwei Wochen bei einem Obama-Besuch in Atlanta mit dem Präsidenten im Aufzug gefahren sein.

Neue Einzelheiten zu Sicherheitspanne im Jahr 2011

Im Zuge des jüngsten Vorfalls kamen zudem neue Einzelheiten zu einer Sicherheitspanne aus dem Jahr 2011 ans Licht. Der „Washington Post“ zufolge benötigte der Secret Service seinerzeit mehrere Tage, um festzustellen, dass ein Mann sieben Schüsse auf das Weiße Haus abgegeben hatte.

Obama hatte Pierson im März 2013 zur Chefin des Secret Service ernannt, nachdem der Ruf der Eliteeinheit unter einem Sexskandal gelitten hatte. Agenten der Einheit sollen im April 2012 Prostituierte in ihr Hotel im kolumbianischen Cartagena eingeladen haben, während sie eigentlich die Teilnahme des Präsidenten an einem Gipfeltreffen vorbereiten sollten.

Dem Secret Service gehören nach eigenen Angaben 3200 Spezialagenten und 1300 uniformierte Beamte an, die jedes Jahr bei tausenden Reisen ranghoher Regierungsvertreter im In- und Ausland für die Sicherheit sorgen. Außerdem ermittelt die Polizeieinheit bei Geldfälschung und Finanzbetrügereien.

Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird die Elitetruppe von Joseph Clancy geführt. Dieser hatte bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 beim Secret Service den Personenschutz für den Präsidenten geleitet.