Nach "Niklas" kommt das große Aufräumen. Bis die Sturmschäden im Land beseitigt sind, wird es eine Weile dauern. Auf vielen Straßen liegen noch entwurzelte Bäume oder abgebrochene Äste. In Neresheim kamen zwei Männer bei einem Unfall ums Leben.

Stuttgart - Nachdem das Orkantief „Niklas“ am Dienstag auch in Baden-Württemberg gewütet hat, wird an vielen Orten im Land weiter aufgeräumt. „Die Aufräumarbeiten dauern noch mindestens den ganzen Mittwoch“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium am Dienstagabend in Stuttgart.

 

An vielen Orten seien Bäume und Äste auf Straßen gestürzt, die dann gesperrt werden mussten. Einige Straßen blieben sicher auch noch bis Donnerstag blockiert. Der Deutsche Wetterdienst hatte am Abend gegen 20 Uhr die Unwetterwarnung für Baden-Württemberg aufgehoben. In der Nacht sollte es jedoch weitere kräftige Schauer, Gewitter und Sturmböen geben. Die Polizei warnt weiter vor Waldspaziergängen, da Äste herunterfallen könnten.

Feuerwehr und Polizei waren am Dienstag im ganzen Land zu Hunderten von Einsätzen ausgerückt. Allein im Kreis Ravensburg wurde die Feuerwehr zu 193 Einsätzen gerufen. Neben zahlreichen Unfällen in Bad Waldsee und Leutkirch fielen auch Bäume auf Stromleitungen, sodass zeitweise der Strom ausfiel. In Wilhelmsdorf hob der Orkan eine Hütte hoch und begrub ein sechsjähriges Kind darunter. Es wurde mit mehreren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

In Mannheim, Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis zählte das Lagezentrum über 100 Einsätze. Neben Polizei und Feuerwehr waren auch Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks und der Straßenmeistereien unterwegs, um Werbetafeln, Verkehrsschilder und Dachverkleidungen zu sichern. In Mannheim drohte eine 200 Kilogramm schwere Kupferplatte vom Dach einer Bank in der Innenstadt zu fallen.

Wie in Karlsruhe musste auch in Mannheim der Containerterminal im Hafen seinen Betrieb zeitweise einstellen. In Karlsruhe hatte eine schwere Windböe zwei leere Container eines belgischen Gütermotorschiffs über Bord gedrückt. Im Kreis Pforzheim und im Enzkreis rückten Hilfskräfte zu über 85 Einsätzen aus. Auch hier wurden gelöste Dachziegel und Teile von Solaranlagen gesichert. Die Polizei in Karlsruhe erklärte am Abend, auf der Bundesstraße 35 bei Graben-Neudorf sei der Anhänger eines Lastwagen von einer Windböe erfasst worden. Der Anhänger habe sich überschlagen und sei auf der Seite liegengeblieben. Der Fahrer sei unverletzt. Die Straße wurde gesperrt.

Auch im Kreis Biberach sind laut Polizei noch einige Straße wegen entwurzelter Bäume blockiert. Auch die Polizei in Konstanz berichtete, es müssten noch einige Straßen von herabgestürzten Ästen geräumt werden. Waldgebiete dürfen noch nicht betreten werden.

Fünf Bahnstrecken zeitweise gesperrt

Der Bahnverkehr im Südwesten war zwar nicht so stark wie in Nordrhein-Westfalen und Bayern beeinträchtigt. Jedoch waren fünf Bahnstrecken zeitweise gesperrt, darunter die Schwarzwaldbahn zwischen Hausach, St. Georgen und Villingen-Schwenningen. Die Dreiseenbahn zwischen Titisee und Seebrugg sollte laut Bahn auch am Mittwoch noch gesperrt bleiben.

Das Sturmtief „Niklas“ war mit 100 Stundenkilometern durchs Land gefegt, im Schwarzwald wurden bis zu 140 Stundenkilometer gemessen. Vor allem in Oberschwaben, im Allgäu, im Linzgau sowie in den Kreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohe kam es zu Stromausfällen. Zeitweise war der Sturm so heftig, dass Lastwagen von der Straße gedrückt wurden.

Tödlicher Unfall in Neresheim

In Neresheim im Ostalbkreis prallten zwei Männer in der Nacht zum Mittwoch in einem Auto auf schneebedeckter Straße gegen mehrere Bäume und kamen dabei ums Leben. Die Ehefrau des Beifahrers, die auf der Rückbank saß, wurde schwer verletzt. Am Auto waren Sommerreifen mit geringer Profiltiefe aufgezogen. Der Wagen sei mit hoher Geschwindigkeit von der Straße abgekommen und habe zwei der gerammten Bäume regelrecht gefällt. „Er war zu schnell für die Witterungsverhältnisse“, sagte ein Polizeisprecher. Nach dem Unfall schneite es heftig. Die Bundesstraße war für die Bergung bis 7 Uhr morgens gesperrt.