Am Donnerstagabend haben die Mitglieder des VfB Stuttgarts für die Ausgliederung gestimmt. Für den Verein bedeutet das große finanzielle Mittel für die Rückkehr in die Bundesliga. Doch das Geld soll nicht nur dem Kader zugutekommen.

Stuttgart - Präsident Wolfgang Dietrich hatte schon am Freitag einen Termin beim Notar. Nach der überraschend deutlichen Zustimmung der Mitglieder des VfB Stuttgart zur Ausgliederung der Fußballer in eine AG am Abend drückt der Club aufs Gas. „Die Formalien sind in etwa vier Wochen abgeschlossen“, sagte Dietrich. Dann existiert die neue VfB Stuttgart 1893 AG und kann Geld von Investoren einsammeln - 41,5 Millionen Euro vom Autobauer Daimler sind für 11,75 Prozent der Anteile bereits vereinbart. „Ich glaube, dass das diesem Verein einen riesigen neuen Impuls gibt“, sagte Dietrich.

 

Aber nicht nur die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt sollen sich verbessern. Sportvorstand Jan Schindelmeiser darf zwar für die Bundesliga-Saison nun mit einem Personaletat von 50 Millionen Euro (statt 40 Millionen Euro) planen und hat dem Vernehmen nach rund 25 Prozent der Daimler-Investition bei Bedarf sofort für Spielerkäufe zur Verfügung. Auch perspektivisch soll die Ausgliederung bei Transfers helfen. „Spieler, die wir verpflichten, wollen ja wissen, wo es lang geht“, meinte Dietrich.

Wolfs Kritik an der Infrastruktur

Der Traditionsverein will das Geld aber auch in seine Infrastruktur investieren, die Aufstiegstrainer Hannes Wolf just am Tag der außerordentlichen Mitgliederversammlung deutlich kritisiert hatte. „Die Infrastruktur beim VfB ist einfach nicht zeitgemäß, sie ist nicht auf einem Top-Level“, sagte der Coach in einem Interview der „Bild“. „Die Ansprüche rund um den VfB sind aber riesig - und passen derzeit nicht zu den Rahmenbedingungen.“

Dietrich kündigte zuletzt bei einer positiven Entscheidung einen raschen Baubeginn auf dem Vereinsgelände an der Mercedesstraße an, einen genauen Termin gab es am Freitag noch nicht. Auch in Jugendtrainer und Scouting will Stuttgart investieren. „Jetzt werden wir beweisen müssen, dass wir den VfB weiterentwickeln“, sagte Aufsichtsratschef Martin Schäfer nach der unerwartet eindeutigen Abstimmung.

84,2 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf ein Ja zum Ausgliederungsantrag, die notwendige Dreiviertelmehrheit wurde klar erreicht. „Das war einer der schönen Momente in meinem Leben“, sagte Präsident Dietrich nach Wochen voller aufreibender Termine und zuletzt Nächten mit schlechtem Schlaf. „Wir wissen, welche Verantwortung wir hier übernommen haben“, betonte er. „Wir wissen auch, dass wir damit noch lange nicht die Ziele erreicht haben, die wir uns gesetzt haben.“

VfB soll wieder um Europapokal spielen können

Binnen vier Jahren - möglichst also noch in seiner Amtszeit - will Dietrich den VfB wieder zu einem Europapokalteilnehmer machen und im oberen Drittel der Bundesliga-Tabelle etablieren. Die Entscheidung der Mitglieder war in den Augen von Sportvorstand Schindelmeiser, der für seine Rede viel Applaus der Anhänger bekam, deswegen auch „ein Signal nach Fußball-Deutschland“.

Mit Daimler im Rücken soll es für den VfB nach oben gehen, weitere bis zu vier Investoren wünscht sich Dietrich für die kommenden Jahre. Angst vor den Partnern sollen die Fans keine haben müssen, betonte Wilfried Porth: „Wir sind diejenigen, die dem Verein helfen wollen. Wir sind nicht diejenigen, die den Verein dominieren wollen. Auf gar keinen Fall“, sagte der VfB-Aufsichtsrat und Vorstand des Autobauers.