Die Kritik am achtjährigen Gymnasium reißt nicht ab. Doch es gab bereits etliche Nachbesserungen. In der Unterstufe wurde die Anzahl der Schulstunden beschnitten – und es gibt mehr Unterstützung.

Stuttgart - Befürworter des achtjährigen Gymnasiums haben den Kritikern stets entgegengehalten, statt die G8/G9-Debatte immer weiter zu befeuern, sollte lieber G8 nachgebessert werden.

 

Grundsatzforderungen wie die Einführung des verpflichtenden Ganztagsbetriebs oder die Bildung kleinerer Klassen an den Gymnasien als Konsequenz aus G8, haben bei den jeweils Regierenden kein Gehör gefunden. Doch Kultusministerin Susanne Eisenmann betont, dass „wir kontinuierlich an Verbesserungen arbeiten“ – und listet eine Reihe von Nachjustierungen auf. Die ersten Verbesserungen gab es laut Kultusministerium im Jahr 2010. Damals wurde festgelegt, dass Fünft- und Sechstklässler an mindestens drei Nachmittagen keinen Pflichtunterricht haben sollen. Auch dürfen bei ihnen höchstens 32 Wochenstunden auf dem Plan stehen.

Mindestens zwei freie Nachmittage

In den Klassen sieben bis neun sollen mindestens zwei Nachmittage frei sein. Das heißt auch der ansonsten höchst kritische Philologenverband gut. Insgesamt sollen von Klasse fünf bis zum Abitur maximal 265 Jahreswochenstunden unterrichtet werden. Das wären bei gleichmäßiger Verteilung 33 Wochenstunden pro Schuljahr.

Kultusministerin Eisenmann unterstreicht auch, dass die Bildungspläne überarbeitet worden seien. Eltern und die jeweilige Opposition hatten seit der flächendeckenden Einführung des achtjährigen Gymnasiums 2004 anhaltend die „Entschlackung“, wahlweise die „Verschlankung“, der Bildungspläne und die „Reduzierung der Stofffülle“ verlangt. Dass aber beispielsweise im neuen Bildungsplan das Fach Biologie im „Fächerverbund Biologie, Naturphänomene und Technik“ aufgegangen ist, hat zu heftigen Protesten geführt.

Betreuung bei den Hausaufgaben

Die politischen Parteien haben stark auf eine bessere individuelle Förderung der Gymnasiasten gesetzt. Den Gymnasien stehen 13,7 Poolstunden zur Verfügung. 9,7 davon müssen für individuelle Förderung eingesetzt werden. In der Unterstufe ist vorgeschrieben, 1,7 Poolstunden zu verwenden, zum Beispiel für Hausaufgabenbetreuung im Programm „Gut ankommen am Gymnasium“. Allgemein sind die Poolstunden für zusätzliche Lerneinheiten und Intensivierungsstunden vorgesehen, besonders in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen. So könnten Gruppen geteilt oder zusätzliche Lerneinheiten angeboten werden. Auch sollen die Schüler Lernstrategien und Arbeitsmethoden wie beispielsweise Zeitmanagement oder Arbeitsorganisation kennenlernen.

Vertiefung der Pflichtfächer

Seit dem vergangenen Schuljahr sind an den zehnten Klassen zwei Vertiefungsstunden für die Pflichtfächer vorgesehen. Sie können dazu genutzt werden, die Klassen zu teilen, so dass den Schülern kein zusätzlicher Zeitaufwand entstehen soll.

Vom Schuljahr 2019/20 an wird die gymnasiale Oberstufe erneut reformiert. „Wir gehen wieder stärker in die Differenzierung zwischen Leistungs- und Grundkursen. Das hilft, den speziellen Neigungen der jungen Menschen gerechter zu werden“, sagt die Kultusministerin. Der Philologenverband sieht in dieser Reform keine Verbesserung für G8. Der Landesschülerbeirat ist enttäuscht.