Wie hoch sind die Kosten für die Nachbesserungen bei Stuttgart 21? Boris Palmer hält die Zahlen der Befürworter für geschönt.

Stuttgart - Der Grünen-Politiker Boris Palmer hat auf dem Landesparteitag in Bruchsal die Kosten für eine Nachbesserung bei Stuttgart 21 mit 570 Millionen Euro beziffert. Die Fehlergenauigkeit liege bei etwa 20 Prozent. Die baden-württembergische Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) sprach, nachdem der Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Hermann in der Schlichtung eine Summe von einer halben bis einer Milliarde Euro genannt hatte, von "Horrorzahlen", deren Erwähnung sei der "letzte Strohhalm" der Kritiker. Sie selbst rechne für "Stuttgart 21 plus" mit "vertretbaren Mehrkosten von 150 bis 170 Millionen Euro. Es sei aber noch gar nicht sicher, dass die beschlossene Fahrplansimulation im Sommer überhaupt Engpässe identifizieren werde.

Zur Erinnerung: Bis zur Schlichtung war Stuttgart 21 aus Sicht der Befürworter das "am besten geplante und gerechnete Projekt in der Geschichte der Bahn" und wäre ohne eine Debatte über nötige Nachbesserungen wie geplant gebaut worden.

Einbau zweier Gleise teuerste Maßnahme


Laut Palmer wäre der Einbau zweier weiterer Gleise in den Tiefbahnhof mit 200 Millionen Euro die teuerste Maßnahme. Deshalb würden die Projektbefürworter die Notwendigkeit dieser Maßnahme am deutlichsten in Abrede stellen.

Im Planfeststellungsbeschluss sind dafür übrigens Kosten von 115 Millionen Euro genannt (Stand 1997). 150 Millionen Euro würde die Einbindung der Gäubahn ins Tunnelsystem kosten, so Palmer; der Erhalt der Strecke wurde in der Schlichtung beschlossen. 100 Millionen Euro koste die Verbindung der Ferngleise zwischen Zuffenhausen und dem Cannstatter Tunnel. Auf 70 Millionen Euro beziffert Palmer die Vergrößerung der Wendlinger Kurve. Für Optimierungen bei Weichen im Bereich des S-Bahnhofs veranschlagt er 20 Millionen Euro. Die Kosten für die vom Lenkungskreis von Stuttgart 21 empfohlene zweigleisige westliche Anbindung des neuen Flughafenbahnhofs wurde von der Bahn mit 30 Millionen beziffert.