Der Mensch beutet die Erde aus, ohne an spätere Generationen zu denken. Nötig wäre eine neue Definition von Wachstum, die auch die tatsächlichen Kosten der Rohstoffe berücksichtigt. Davon sind wir jedoch weit entfernt.

Stuttgart - In der Natur kommt jedes Wachstum zu einem Ende. Menschen, Tiere und Pflanzen erreichen ein für sie typisches Maß. Die Größe einer Herde wilder Tiere in der freien Natur nimmt nicht mehr zu, wenn die Grenzen des Lebensraums erreicht werden. Aber der Mensch nimmt für sich in Anspruch, diese Regel aufgehoben zu haben. Wirtschaft und Wohlstand müssen stets wachsen, sagen Politiker, sagen Ökonomen.

 

Ohne Wachstum kein Wohlstand. Stillstand wäre Rückschritt – der Alptraum jedes Politikers, der wiedergewählt werden will. Doch der Planet Erde ist rund. Er hat eine begrenzte Oberfläche. Wie soll das gehen: unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten?

Die Antwort ist bereits gefunden. Sie stützt sich auf das große Versprechen, das in dem Wort Nachhaltigkeit steckt. Das 300 Jahre alte Konzept aus der Forstwirtschaft klingt faszinierend: Entnehme dem Wald nur so viel Holz, wie in der gleichen Zeit nachwächst. Lebe von den Zinsen, nicht vom Kapital. Nutze die natürlichen Ressourcen so, dass die Bedürfnisse der Menschen in der Gegenwart befriedigt werden, aber tue es so, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse ebenfalls befriedigen können. 1987 hat die sogenannte Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen den Begriff Nachhaltigkeit so definiert.

Seitdem wird das Wort so inflationär verwendet, dass, wer es benutzt, kaum mehr als eine vage positive Botschaft transportiert. In Zeiten, in denen im Übermaß von Nachhaltigkeit die Rede ist, steigt der Kohlendioxidausstoß der Menschheit rasant, Regenwälder werden abgeholzt, die Artenvielfalt schrumpft. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland nimmt seit Jahren auf Kosten von Landwirtschafts- und naturnahen Flächen um 80 bis 120 Hektar zu, das entspricht 80 bis 120 großen Fußballfeldern – pro Tag, wohlgemerkt.