Die Autohersteller bieten Software-Updates für Diesel-Autos an, um die Luft sauberer zu bekommen. Eine Hardware-Nachrüstung will die Industrie nicht. Das Verkehrsministerium macht nun den Praxistest.

Stuttgart - Baden-Württembergs Verkehrsministerium lässt beim Thema Nachrüstungen von Diesel-Fahrzeugen zur Luftreinhaltung nicht locker. Zusammen mit „namhaften Betrieben und Partnern“ will das Ressort Diesel-Autos der Euro-Norm 5 per Hardware und Software nachrüsten und auf der Straße testen, um zu sehen, wie weit der Stickoxid-Ausstoß sinkt. Eine Sprecherin von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bestätigte am Mittwoch einen Bericht der Zeitung „Badisches Tagblatt“. Ergebnisse sollen bis zum Jahresende vorliegen. An dem Test ist auch der ADAC Württemberg beteiligt.

 

Beim Dieselgipfel der Bundesregierung Anfang August hatten die deutschen Hersteller Software-Updates sowie Umtauschprämien zugesagt, damit sich Besitzer älterer Modelle saubere Neuwagen kaufen. Umbauten an Motoren, also an der Hardware, lehnt die Branche aber bisher ab mit der Begründung, sie seien zu aufwendig und zu teuer.

Kritik kommt von der FDP im Landtag

In Stuttgart werden die Werte für Feinstaub und Stickoxid seit Jahren gerissen. Die grün-schwarze Landesregierung will aber Fahrverbote für ältere Diesel-Autos vermeiden, die nach einem Urteil des Stuttgarter Verwaltungsgerichts von Ende Juli drohen. Das Gericht hatte auf Klage der Deutschen Umwelthilfe hin entschieden, dass die im Entwurf eines neuen Luftreinhalteplans vorgesehenen Maßnahmen nicht reichen, um die Luft in Stuttgart nachhaltig zu verbessern. Ohne Fahrverbote könne es eigentlich nicht gehen, so das Gericht.

Kritiker bezweifeln aber, dass die Luft mit den von der Industrie angebotenen Software-Updates merklich sauberer zu bekommen ist. Das Verkehrsministerium betont, es müssten alle verfügbaren technischen Möglichkeiten ausgeschöpft und die möglichen Verfahren zur Stickoxid-Minderung überprüft werden. Bei dem nun anstehenden Test soll die auf dem Markt verfügbare Technik zur Abgasreinigung mit einer intelligenten Software kombiniert werden. Sollte der Test erfolgreich sein, hätte die Politik ein Druckmittel, um die Industrie zum Angebot entsprechender Lösungen zu bewegen.

Kritik kam von der FDP im Landtag. „Ich reibe mir schon verwundert die Augen, wie ein Landesverkehrsminister dazu kommt, in den Test von Abgasanlagen-Nachrüstung einzusteigen“, teilte Verkehrsexperte Jochen Haußmann mit. „Er bindet Personal- und Sachkosten seines Ressorts, obwohl das Land dafür nicht zuständig ist.“ Haußmann forderte Aufklärung darüber, wer an dem Vorhaben beteiligt ist.

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