Erwin Hymer hat eine Firmengruppe aufgebaut, die größter deutscher Hersteller von Wohnwagen und Reisemobilen ist. Jetzt ist Hymer im Alter von 82 Jahren gestorben.

Stuttgart - Erwin Hymer war kein Freund großer Worte. Mehr sein als scheinen war das Motto des oberschwäbischen Unternehmers, der am Donnerstag im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Im Laufe der Jahrzehnte baute er still und leise eine Gruppe von Wohnwagen- und Reisemobilherstellern auf, die mit Abstand Marktführer in Deutschland ist. Doch wenn man den ungekrönten König der Caravanbranche in seiner aktiven unternehmerischen Zeit fragte, wieviel Geld denn jedes Jahr insgesamt in den Kassen des Firmenreichs lande, schmunzelte er verschmitzt. Die einzelnen Firmen müssten ja sehr selbstständig am Markt agieren, meinte er dann. Erwin Hymer wollte nicht als Herr eines großen Konzerns gesehen werden, sondern als bodenständiger Mittelständler. Deshalb tauchten Marken wie Dethleffs oder LMC nicht im Konzernabschluss auf. Dieser umfasst neben dem Stammunternehmen Hymer die Wohnwagen- und Reisemobilhersteller Niesmann+Bischoff, Bürstner, Laika und Carado.

 

Begonnen hatte alles damit, dass Erwin Hymer Mitte der fünfziger Jahre aus dem Team des Flugzeugbauers Claudius Dornier in den väterlichen Betrieb in Bad Waldsee zurückkehrte. Dort wurden gummibereifte Anhänger für Traktoren hergestellt. Hymer wollte Neues wagen. Nach den Plänen des Flugzeugkonstrukteurs Erich Bachem entstanden die ersten bescheidenen Wohnanhänger für den Urlaub auf Rädern. Anfang der sechziger Jahre rollte das erste Reisemobil aus der Fabrik.

In den neunziger Jahre ging die Hymer AG an die Börse. Doch Erwin Hymer wurde mit der Börse nicht glücklich. Er litt darunter, dass Aktionäre ihn beschimpften, als das Unternehmen 2008/09 rote Zahlen schrieb. Es folgte eine Neuausrichtung der Unternehmensgruppe, die auch mit etlichen Wechseln von Managern verbunden war. Heute werden wieder Gewinne geschrieben. Demnächst soll das Kapitel Börse beendet werden. Die Hauptversammlung soll am 25. April über ein „Squeeze out“, also ein Hinausdrängen der Minderheitsaktionäre, abstimmen. Das Sagen hat dann allein die der Familie gehörende Erwin Hymer Vermögensverwaltung AG.