900 Jugendliche nutzen die „Nacht der Ausbildung“ im Kreis Göppingen, um sich in 41 Unternehmen, Betrieben und Institutionen über eine mögliche berufliche Zukunft zu informieren. Die Wirtschaftsjunioren bekommen viel Lob für die Organisation des Events.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Die 14-jährige Sinem aus Böhmenkirch hat zwar noch keine „echte Idee, was ich später arbeiten möchte“. Allerdings will sie sich „mal umschauen, was es alles gibt“. Ihrer ein Jahr älteren Freundin Johanna aus Amstetten geht es genauso, und so steigen die beiden Realschülerin am Donnerstagabend bei der „Nacht der Ausbildung“ in den Bus der Sonderlinie 1, um vom Göppinger ZOB aus eine Station nach der anderen abzuklappern. Die Kreissparkasse, die Allianz-Versicherung und die Wilhelmshilfe liegen auf der Tour, ehe es in den Stauferpark geht.

 

Im Gegensatz zu Sinem und Johanna weiß Saskia Sickert schon ziemlich genau, was sie nach der Schule machen will. Ihr Ziel auf der Route 3 ist die Klinik am Eichert, wo über eine ganze Latte an Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen informiert wird. „Krankenschwester oder etwas ähnliches“ könnte sich die 16-Jährige gut vorstellen. Sie findet es jedenfalls „toll, das mal anschauen zu können und unverbindlich nachzufragen, was von einem erwartet wird“. Zugleich lobt sie die Aktion an sich in den höchsten Tönen: „Es ist alles super, das mit den Bussen sowieso und auch sonst, echt klasse.“

Drei Dutzend Wirtschaftsjunioren sind im Einsatz

Zum zweiten Mal haben die Göppinger Wirtschaftsjunioren die „Nacht der Ausbildung“ auf die Beine gestellt, diese um ein Vielfaches vergrößert und auf den Geislinger Raum ausgedehnt. Mehr als doppelt so viele „Stationen“ konnten akquiriert werden, an denen 150 Berufsfelder und 50 duale Studiengänge abgebildet werden. Auf fünf Linien sind neun Busse im Einsatz, die im halbstündigen Takt von den Omnibusbahnhöfen der beiden Städte aus verkehren. Drei Dutzend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus den Reihen der Wirtschaftsjunioren sind die ganze Zeit über im Einsatz: beim Check-in an den Startpunkten oder als Scouts in den Bussen.

Marc Hradecky ist einer dieser Scouts. Der Geschäftsführer der Göppinger Gesellschaft CFA Analytics, die sich auf Material- und Umweltanalytik spezialisiert hat, gehört zu den Wirtschaftsjunioren und opfert für die „Nacht der Ausbildung“ gerne einen Teil seiner Freizeit. „Das passt schon, weil es wirklich was bringt“, sagt er. Im vergangenen Jahr sei er zwar nicht mit dabei gewesen, aber es habe sich bei der Premiere der Veranstaltung gezeigt, dass einige Firmen spontan junge Leute für Praktikumsplätze oder Lehrstellen gefunden hätten, ergänzt er, als der Pendelbus vor dem Landratsamt hält, wo ebenfalls viele junge Leute aus- und einsteigen.

Firma Speidel Elektrotechnik bittet zum „Event“

Insgesamt nutzen an diesem Abend rund 900 Schülerinnen und Schüler das Angebot, 400 alleine in Geislingen. Allerdings zählt bei den beteiligten Firmen nicht allein die Masse, sondern die Qualität der Gespräche: „Wir testen dieses Format aus, weil es neue Wege braucht, um Nachwuchs zu gewinnen“, erklärt René Sommerschuh, der die In Shape-Fitness-Studios in der Region leitet. Mit der Resonanz sei er zufrieden. „Mal sehen, was daraus wird“, fügt er hinzu.

Dass mittlerweile so gut wie alle Branchen händeringend nach Auszubildenden suchen, weiß Svenja Marquardt nur zu gut. Sie rekrutiert Beschäftigte für den international tätigen Maler- und Lackiererbetrieb Heinrich Schmid, der auch einen Standort im Göppinger Stauferpark hat. „Da ist das Handwerk längst nicht mehr alleine auf weiter Flur“, fährt Marquardt fort.

Ob Allgaier, Emag oder Schuler, ob Hahn Automobile, Klinik am Eichert oder WMF: Hotspots, die besonders begehrt sind, gibt es einige. Der am meisten besuchte Ort war aber mit Abstand die Firma Speidel Elektrotechnik am Göppinger Autohof. Dort war neben Information und Gespräch auch Feiern angesagt, mit Musik, Foodtruck und etlichem mehr. „Wir denken, dass so etwas die Jugendlichen anspricht, meinen es ernst und wollen damit unsere Wertschätzung ausdrücken“, sagt Gunther Steinhilper, der Prokurist des Mittelständlers.