Das Gelände ist sicherlich einer der am wenigsten attraktiven Orte in Vaihingen. Nun soll zwischen der Möhringer Landstraße, der Herrenberger Straße und der Emilienstraße neu bebaut werden.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Das Postareal ist sicherlich einer der am wenigsten attraktiven Orte in Vaihingen. An der Möhringer Landstraße und der Herrenberger Straße schaut man auf große Gebäuderiegel. Die Gehwege sind schmal. Es gibt kein Grün. Hinter dem Postgebäude befindet sich ein Parkplatz, eine große versiegelte Fläche mit einem Zaun drumrum. Und auch dort wächst nichts außer ein wenig Unkraut.

 

Dennoch sprach Michael Hausiel in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats von einem „bedeutenden Areal“. Das Gelände liege zentral und sei derzeit suboptimal genutzt, habe aber ein großes Potenzial, so der Mitarbeiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung. Aktuell sei Bewegung ins Spiel gekommen, ergänzte Hausiel und meinte damit den Verkauf des Geländes an das Siedlungswerk. Das Wohnungs- und Städtebauunternehmen hat Großes vor: Das gesamte Grundstück soll neu bebaut werden. Dazu hat der Architekt Hagen Kallfaß eine Machbarkeitsstudie erstellt. „Es sind erste Ideen“, betonte Hausiel. Die gezeigten Visualisierungen seien noch kein zu realisierender Entwurf. „Aber wir wollten den Bezirksbeirat und die Bürger frühzeitig informieren“, sagte der Stadtplaner.

Rahmenplan sieht Platz für Radweg vor

Bei der Neubebauung spielt freilich auch der Rahmenplan eine Rolle. Die Stadt ist gerade dabei einen solchen für Vaihingen aufzustellen. Entsprechend der Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung, sollen die Gebäudelinien an der Möhringer Landstraße und der Herrenberger Straße zurückgesetzt werden. So entsteht Platz für einen Radfahrstreifen, für breitere Gehwege und eine Baumreihe. An der Möhringer Landstraße soll in Richtung Zentrum eine viergeschossige Bebauung mit einem zurückgesetzten Dachgeschoss zulässig sein. Im Inneren des Geländes – in Richtung Emilienstraße – und auch in Richtung Osten wird niedriger gebaut.

Das Siedlungswerk möchte entlang der Möhringer Landstraße und der Herrenberger Straße wieder einen Gebäuderiegel erstellen. In den unteren Etagen werden Handel und Gewerbe untergebracht, darüber Wohnungen. Der Riegel soll die dahinter geplanten Gebäude vor Lärm und Dreck schützen. Kallfaß’ Visualisierung zeigte drei Wohnhäuser. Das Siedlungswerk möchte außerdem einen Großteil des Geländes mit einer Tiefgarage unterbauen.

Bezirksbeiräte vermissen grüne Inseln

Gebaut wird in drei Bauabschnitten, weil es sich um drei einzelne Grundstücke handelt. Losgehen könnte es 2018. Der letzte Bauabschnitt könnte 2025 sein. Diese Jahreszahlen stehen in der Machbarkeitsstudie. Die Daten ergeben sich aus den Vertragsklauseln der derzeitigen Mieter. „Wir haben erste Gespräche mit den Mietern geführt. Und die haben natürlich Optionen. Die Zahlen sind eine Schnittmenge“, sagte Kallfaß.

„Ein Gebäude muss weg“, sagte Axel Weber (CDU). Die Bebauung sei zu dicht. Er vermisse eine grüne Insel im Inneren des Geländes. Kristin Wedekind (Grüne) sah es genauso. Die CDU, SPD und FDP waren weniger kritisch. „Die Bebauung wäre ein Fortschritt. Bisher haben wir da nur einen Parkplatz“, sagte Sven Ostertag. Andreas Queckenberg (FDP) sprach von einem „guten Entwurf“.

Hoher Bedarf an Wohnraum

Auch Michael Hausiel machte deutlich, dass die Verwaltung die Nachverdichtung unterstütze. „In Stuttgart soll es keine Außenentwicklung mehr geben, es werden keine Neubaugebiete mehr erschlossen. Gleichzeitig haben wir einen hohen Bedarf an Wohnraum“, sagte der Stadtplaner. Diesen Widerspruch könne die Stadt nur auflösen, indem sie in den Zentren nachverdichte. Auch planungsrechtlich sei die vorgelegte Machbarkeitsstudie im Rahmen. „Wir gestehen das zu“, so Hausiels Fazit.

Bei der Sitzung am Dienstag mussten freilich viele Fragen zur Neubebauung des Postareals noch offen bleiben. Schließlich hatte Kallfaß lediglich erste Ideen präsentiert. In welcher Form und vor allem wann diese realisiert werden können, ist noch völlig offen. Bei den Fragen ging es unter anderem um die Zufahrt zur Tiefgarage. In der Visualisierung war diese an der Emilienstraße eingezeichnet. Die Lokalpolitiker waren sich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Außerdem merkten sie an, dass eine Nachverdichtung mit mehr Verkehr verbunden sei. Um diesen zu lenken, brauche es ein Konzept. Nicht zuletzt wollten die Räte wissen, ob es in Vaihingen künftig noch eine Post geben werde. Darauf antwortete Kallfaß: „Diese Nutzung ist für uns kein Problem. Wir würden den Bürgern da auch entgegenkommen.“ Aber letztlich sei das auch eine Entscheidung der Post.