Für Benjamin Petzold aus Plieningen hat sich ein Traum erfüllt. Der Elfjährige ist einer der insgesamt zehn Jung-Darsteller im Musical „Tarzan“, das noch bis Ende August im Apollo Theater läuft.

Plieningen/Möhringen - Seit knapp einem Jahr verkörpert Benjamin Petzold den jungen Tarzan im gleichnamigen Disney-Musical, welches noch bis Ende August im Apollo Theater zu sehen ist. Der Elfjährige ist in dem Stück einer von insgesamt zehn Jung-Darstellern, die abwechselnd zum Einsatz kommen. Dabei hatte sich eigentlich sein älterer Bruder für die Rolle beworben.

 

Da dieser aber die aus Sicherheitsgründen vorgeschriebene Maximalgröße von 140 Zentimetern überschritten hatte, wagte Benjamin sein Glück beim Casting – und hatte Erfolg. Mit Liegestützen, Radschlägen und Gesangseinlagen überzeugte der Junge die kritische Jury und schaffte es in die nächste Runde. In einer sechsmonatigen Ausbildung sind die jungen Bewerber dann intensiv auf die Rolle des Affenjungen vorbereitet worden. Neben Übungen in Akrobatik, Gesang und Schauspielerei haben die Jungen auch Phonetik-Unterricht erhalten. „Ein schwäbelnder Tarzan klingt nicht besonders überzeugend“, erklärt die Sprecherin Sarah Konzept das Training zur Lautlehre. Benjamin Petzold erwies sich als Naturtalent. „Er ist sehr sportlich und hat eine gute Stimme“, so Konzept.

Am 19. April 2015 war sein erster Auftritt

Nicht alle, die die Grundausbildung absolviert hatten, konnten sich aber auch für die Bühne qualifizieren. Benni, wie der Elfjährige genannt wird, erhielt eine positive Rückmeldung. Am 19. April 2015 stand der Schüler aus Plieningen zum ersten Mal auf der Musicalbühne. Julia Petzold, die Mutter von Benni, verfolgte das Spektakel über einen Bildschirm hinter der Bühne. „Ich war viel zu aufgeregt, um ihn live auf der Bühne zu sehen“, so die stolze Mutter.

Bevor Benni auf die Bühne darf, muss er sich jedoch erst in einen Affenjungen verwandeln. Ein professionelles Team kümmert sich um einen reibungslosen Ablauf vor, während und nach jeder Vorstellung. Eineinhalb Stunden vor Vorstellungsbeginn geht es für Benni in die Maske. Maskenbildnerin Gitti dreht Bennis Haare in viele kleine Schnecken ein und steckt sie mit Haarnadeln fest. Daran wird der Sender für das Mikrofon befestigt. Danach bekommt Benni eine Perücke mit den typischen Tarzan-Zotteln aufgesetzt. Für die Rolle hatte Benni extra seine Haare wachsen lassen. „So hält die Perücke besser, weil man sie an den Haarschnecken befestigen kann“, erklärt Gitti.

Anschließend geht es für Benni in die „Schmodderbox“, wo er ein affenbraunes Ganzkörper-Make-up bekommt. Mit Puder fixiert hält das Bodypainting über die ganze Show. „Um das alles wieder abzubekommen, brauche ich eine halbe Stunde im Bad, am besten geht es mit Öl ab“, verrät Benni. Im Affen-Look geht es als nächstes zum Aufwärmen mit der Kindertrainerin Tressa in einen Übungsraum. Schließlich muss nicht nur das Aussehen stimmen. In der Trainingseinheit werden Haltung, Gang und Tanz des Affenjungen geübt. „Das macht mir besonders viel Spaß“, sagt Benni. Tressa betreut die Tarzan-Kinder den ganzen Tag über. „Manchmal pauken wir während der Spielpausen auch Vokabeln im Kinderzimmer“, sagt sie.

Die Aufregung ist weggeblasen

Mit einem Gesangslehrer geht es dann zum Einsingen. Jetzt darf Benni in den Harness steigen, der ihn bei seinen akrobatischen Einsätzen auf der Bühne sichert. Währenddessen warten 1800 Zuschauer darauf, dass sich der Vorhang hebt und das Stück beginnt. Aufgeregt? „Ein bisschen, aber sobald man auf der Bühne steht, ist die ganze Aufregung wie weggeblasen“, erklärt Benni und strahlt.

Mittlerweile hat er die Rolle des Jung-Tarzans perfektioniert und geht routiniert in Vorbereitung und Aufführung. Knapp 40-mal stand er bisher auf der Bühne. Im Sommer endet sein Engagement. Nach drei Jahren fällt am 28. August der letzte Vorhang für Tarzan in Stuttgart. Die Bühnenluft wird Benni Petzold fehlen. „Ich würde gern Schauspieler werden. Auf der Bühne zu stehen, ist großartig“, sagt er. Sein Traum: einmal den Tod im Musical Elisabeth zu spielen. Für das Folgestück „Mary Poppins“, welches im Herbst Premiere feiern wird, war der Junge zu groß.