In den USA streiten sich die Außenpolitikexperten, welcher Präsident für den Schlamassel in Nahost verantwortlich zu machen ist. Obama-Freunde sagen, es sei George W. Bush gewesen. Dessen Anhänger sehen die Schuld beim amtierenden Präsidenten.

Washington - Abdel al-Jubeir, der Botschafter des saudischen Königreichs in den USA, war voll des Lobes. „Höchst erfreut“ sei man in Riad über die politische und logistische Unterstützung der Amerikaner für die Militärintervention der saudischen Streitkräfte im Nachbarland Jemen, sagte der Diplomat in Washington. Ähnliches dürfte auch US-Präsident Barack Obama gehört haben, als er mit dem neuen saudischen König Salman telefonierte. Doch die Freude über die warmen Worte hat sich in Washington in Grenzen gehalten, denn die USA haben sich – wieder einmal – in einen Konflikt im Nahen Osten hineinziehen lassen, und es ist nicht zu erkennen, ob die Amerikaner einen Ausweg aus dem komplexen Geflecht finden.

 

Die USA brauchen die Hilfe Teherans

Zwar mag sich die US-Hilfe für Saudi-Arabien (noch) auf Munitionslieferungen, Geheimdienstinformationen und Drohneneinsätze aus Dschibuti beschränken, aber das allein könnte schon ausreichen, um den Amerikanern Probleme mit dem Iran einzubringen. Auf dessen Unterstützung sind sie aber an anderer Stelle im Nahen Osten angewiesen, denn im Irak befinden sich die USA in einer stillschweigenden Allianz mit dem schiitischen Iran. Dort kämpfen die irakische Armee und schiitische Gruppen gegen die sunnitischen Terrormilizen des selbst ernannten Islamischen Staats (IS). Auch bei den Atomverhandlungen braucht man Teheran. Da könnte sich die Hilfe für Saudi-Arabien im Jemen als störend herausstellen, denn schließlich rangeln das Königreich der Saudis und der Iran um die Hegemonie in der gesamten Region

Mehrere Präsidenten könnten die Schuldigen sein

In den USA streiten sich derweil Außenpolitikexperten, welcher Präsident für den Schlamassel verantwortlich zu machen ist. Obama-Freunde sagen, es sei George W. Bush gewesen, der mit dem Einmarsch in den Irak vor zwölf Jahren das Problem geschaffen habe. Obama-Kritiker dagegen entgegnen, der vollständige Abzug der US-Truppen aus dem Irak Ende des Jahres 2011 sei der Grund für die verfahrene Lage.

Beide Thesen lassen sich mit Argumenten belegen. Der „New York Times“-Autor Ross Douthat hat eine schöne Formel für das Durcheinander gefunden: Die Amerikaner hätten eine Regierung, „die uns glauben machen will, dass sie uns aus der Region herausführt“ – und das in einer Region, „die uns unerbittlich und unausweichlich wieder hineinzieht“.