Leise Hoffnung auf ein Ende der Gewalt im Nahen Osten: Israelis und Palästinenser haben einer dreitägigen Feuerpause zugestimmt. Während dieser Atempause soll in Ägypten über eine dauerhafte Waffenruhe verhandelt werden.

Leise Hoffnung auf ein Ende der Gewalt im Nahen Osten: Israelis und Palästinenser haben einer dreitägigen Feuerpause zugestimmt. Während dieser Atempause soll in Ägypten über eine dauerhafte Waffenruhe verhandelt werden.

 

Gaza/New York - Israelis und militante Palästinenser haben im Gaza-Konflikt eine dreitägige Waffenruhe vereinbart. Die 72-stündige Feuerpause begann am Freitagmorgen um 8 Uhr Ortszeit, wie ein UN-Sprecher in New York sagte.

Zudem hätten beide Seiten sofortigen Verhandlungen in Ägypten um eine dauerhafte Waffenruhe zugestimmt. US-Außenminister John Kerry mahnte weitere Anstrengungen an, um eine Friedenslösung zu finden.

Die israelische Armee hatte vor mehr als drei Wochen mit einer Offensive im Gazastreifen begonnen. Deren Ziel war es, den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet auf Israel zu unterbinden. Auch "Terror-Tunnel", durch die militante Palästinenser auf israelischen Boden gelangen können, um Anschläge zu verüben oder Menschen zu entführen, sollten zerstört werden. Auf beiden Seiten zusammen starben bis Freitagmorgen mehr als 1500 Menschen, Tausende wurden verletzt. Die Bevölkerung des Gazastreifens hatte zuletzt immer stärker gelitten.

"Dringend notwendige Entlastung von der Gewalt"

Die Waffenruhe soll den Menschen nun "eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt" bringen, wie es in der vom UN-Sprecher verlesenen gemeinsamen Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister Kerry hieß. "Während dieser Zeit sollen Zivilisten sofort benötigte humanitäre Hilfe und die Möglichkeit bekommen, lebensnotwendige Aufgaben zu erledigen. Dazu zählt die Beerdigung der Toten, die Versorgung der Verletzten und die Beschaffung von Lebensmitteln." Überfällige Reparaturen am Wasser- und Stromnetz sollen auch möglich sein. Der Zeitraum der Feuerpause könne verlängert werden.

Israelis und Palästinenser sicherten dem UN-Sondervermittler Robert Serry demnach zu, sich an die "bedingungslose humanitäre Waffenruhe" halten zu wollen. Der hochrangige Funktionär der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas, Issat al-Reschek, bestätigte auf seiner Facebook-Seite, dass seine Organisationen und auch andere Gruppen die Feuerpause respektieren wollen. CNN berichtete, israelische Regierungsvertreter hätten dem Sender mitgeteilt, dass auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hinter der Waffenruhe stehe. Die beiden in dem Konflikt vermittelnden Länder Katar und Türkei begrüßten die Vereinbarung und die geplanten Gespräche.

Delegationen von Israelis und Palästinensern sollen umgehend in die ägyptische Hauptstadt Kairo reisen, um Verhandlungen unter ägyptischer Vermittlung aufzunehmen. Ziel sei eine dauerhafte Waffenruhe, hieß es in New York.

Kerry und das Weiße Haus riefen zu engagierten Verhandlungen auf. "Dies ist nicht die Zeit zum Gratulieren", sagte der US-Außenminister in Neu Delhi. Dies sei eine Atempause, nicht das Ende des Konflikts. Kerry fügte hinzu, beide Seiten blieben während der Waffenruhe in ihren Stellungen. Israel werde "defensive Operationen" gegen Hamas-Tunnelanlagen fortsetzen. Netanjahu hatte zuvor erklärt, eine Waffenruhe sei nur akzeptabel, wenn Israel weiter Tunnelanlagen im Gazastreifen zerstören könne.

Wird die Waffenruhe halten?

Trotz des Aufrufs von Ban und Kerry zu Zurückhaltung bis zum Beginn der Waffenruhe setzten radikale Palästinenser den Beschuss auf Israel fort. Wie das israelische Militär mitteilte, feuerten Extremisten kurz nach der Ankündigung der Feuerpause drei Raketen ab. Das Abwehrsystem "Eisenkuppel" habe eine über Zentralisrael abgefangen.

Der von Israel abgeriegelte Gazastreifen gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde. Auf einer Fläche, die in etwa der Kölns entspricht, leben rund 1,8 Millionen Menschen und damit etwa 800.000 mehr als in der Stadt am Rhein.

Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos und der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, hatten dem Weltsicherheitsrat zuvor über die katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet berichtet. Krähenbühl, der per Telefon aus Gaza zugeschaltet war, beschrieb das Leid aus eigener Anschauung: "Ich sah grauenhafte Wunden in der Kinderabteilung eines Krankenhauses. Das sind die inakzeptablen Folgen eines Konflikts, der sofort gestoppt werden muss."

Die Menschen in Gaza fühlen sich nach den Worten von Krähenbühl verlassen. "220.000 Menschen sind unter unserem Schutz, und es werden jeden Tag mehr. Es sind jetzt schon viermal so viel wie während der Kämpfe 2008 und 2009." Er bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. "Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen."