Verbraucherschützer warnen vor Pillen und Pulvern für Hobbysportler vor allem aus dem Internet. Sie sind oft überdosiert, wirken kaum und können sogar gefährlich werden.

München - In Deutschland und vor allem bei Hobbysportlern liegen sie im Trend; Vitaminpillen, Kapseln zum Muskelaufbau und andere Nahrungsergänzungsmittel halten aber nicht nur selten, was sie versprechen. So manches dieser Mittel, speziell wenn es aus dem Internet bezogen wird, sei sogar gesundheitsgefährdend, warnt Jutta Saumweber, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern. „Unnötig oder gar riskant“, lautet ihr Urteil zu den Pillen und Pulvern, die Sportlern auf die Sprünge helfen sollen. Viele Verbraucher würden Werbeversprechen der Hersteller vertrauen und glauben, dass die Mittel ihre Gesundheit fördern, hat soeben eine Forsa-Umfrage im Auftrag deutscher Verbraucherzentralen herausgefunden. Wer Sport treibt, glaubt oft, nicht ohne sie auskommen zu können.

 

Nur in Ausnahmefällen ist eine Sonderdosis für den Körper sinnvoll

„Der Bedarf von Freizeitsportlern an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen lässt sich mit einer ausgewogenen Ernährung gut abdecken“, hält Saumweber diesem Irrglauben entgegen. Nur in Ausnahmefällen wie bei Leistungssportlern im intensiven Training vor Wettkämpfen brauche ein Körper wirklich eine gezielte Sonderdosis davon.

Rechtlich gesehen gelten Nahrungsergänzungsmittel als Lebensmittel. Auch das wissen laut den Verbraucherschützern viele der Konsumenten nicht. Oft würden die Pulver und Pillen mit Medikamenten gleichgesetzt. Anders als diese werden sie in Deutschland aber nicht auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen hin getestet, was nicht nur faulen Werbeversprechen Tür und Tor öffnet.

Erkenntnisse lesen sich wie ein Gruselkatalog

Nach drei Monaten Marktbeobachtung und intensiver Konsumentenbefragungen lesen sich die Erkenntnisse der Verbraucherschützer wir ein Gruselkatalog. Mit Salmonellen belastete pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel wurden ebenso gefunden wie solche mit zu viel Jod in Algenprodukten oder überdosierte Vitamintabletten. Die Überdosierung ginge dabei ausdrücklich nicht auf das Konto von Konsumenten, die glauben, mehr ist besser, betont Saumweber. Sie gehe vielmehr auf die Anwendungshinweise der Hersteller zurück, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung bestätigt habe. Würden jedoch bestimmte Vitamine oder Jod dauerhaft überdosiert, könne das die Leber oder auch Knochen schädigen. „Und viele machen das täglich“, weiß Saumweber.

Fast zwei Drittel aller Mittel überdosiert

Auch magnesiumhaltige Nahrungsergänzungsmittel seien oft zu hoch dosiert. In einem Test waren fast zwei Drittel aller Mittel überdosiert. Das sei im Fall von Magnesiumpräparaten besonders bedauerlich, weil sie als die beliebtesten Pillen und Pulver heimischer Hobbysportlern gelten. Zu viel Magnesium verursacht Durchfall und Magen-Darm-Probleme. Speziell der Bedarf an Magnesium lässt sich leicht über normales Essen decken.

Am schlimmsten sei es bei Pillen und Pulvern, die über das Internet vertrieben werden, betont die Verbraucherschützerin. Dort habe man Nahrungsergänzungsmittel entdeckt, die den Hauptwirkstoff des Potenzmittels Viagra enthalten haben, und zwar in einer Konzentration, wie er im apothekenpflichtigen Viagra verboten wäre. Deklariert war der Wirkstoff auf dem Nahrungsergänzungsmittel auch nicht. Diesen Wirkstoff überzudosieren – und das auch noch unbewusst – sei keine Bagatelle und berge enorme Gesundheitsrisiken, warnt die Verbraucherschützerin.

Gesundheitliche Schäden sind nicht auszuschließen

Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet würden bisweilen auch Dopingsubstanzen enthalten, die bei Überdosierung ebenfalls gesundheitsschädlich sind. Zumindest in diesem Punkt können sich Verbraucher im Internet mit einem Blick auf die sogenannte Kölner Liste Klarheit verschaffen. Dort werden Pillen und Pulver auf Dopingmittel getestet. Eine allgemeine Empfehlung für Nahrungsergänzungsmittel sei aber auch die Kölner Liste nicht, sagt Saumweber.

Gesetzlich sei eine Nachweispflicht für deren Wirksamkeit weiter nicht in Sicht, bedauern Verbraucherschützer. Nur eine EU-weite Regelung für Maximaldosierungen sei nach Auskunft von Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) in Arbeit. Bis es so weit ist, könnten aber noch ein bis zwei Jahre ins Land gehen.