18 Millionen Euro mehr als noch in der Machbarkeitsstudie berechnet kostet der Ausbau der Bahnstrecke. Zusätzlich müssen teure Züge gekauft werden.

Böblingen - Bereits in den kommenden Tagen will der Zweckverband Schönbuchbahn beim Land Geld für den Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke beantragen. Dies teilte der Landrat Roland Bernhard den Kreisräten jetzt mit. Auf 56 Millionen Euro bezifferte Bernhard die Ausbaukosten, rund 18 Millionen Euro mehr als noch in der Machbarkeitsstudie berechnet. Die Kostensteigerungen gingen vor allem auf veränderte Planungen zurück. So wird in Böblingen eine neue Werkstatthalle für die Züge der Schönbuchbahn gebraucht. Allein deren Bau kostet 5,5 Millionen Euro.

 

Bernhard rechnet damit, dass das Land 30,5 Millionen Euro der Gesamtkosten zahlt. Etwa 20,5 Millionen Euro müssten die beiden Landkreise Böblingen und Tübingen erbringen, und zwar nach ihren Anteilen am Zweckverband: 80 Prozent die Böblinger, 20 Prozent der Kreis Tübingen.

Keine Zuschüsse für die elektrischen Triebwagen

Wohl keine Zuschüsse gibt es hingegen für den Kauf der neuen Elektrozüge. Zehn solcher Wagen braucht der Zweckverband, um den Betrieb zu gewährleisten. Das summiert sich auf 40 Millionen Euro. „Schienenfahrzeuge sind zurzeit leider nicht förderfähig“, sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir werden trotzdem alles daransetzen, wenigstens ein Drittel der Kosten vom Land zu erhalten“, gab sich der Landrat kämpferisch.

Die Zeitpläne für den Ausbau sind ehrgeizig. „Wir kämpfen mit großen Kapazitätsproblemen. Deshalb dürfen wir keine Zeit verlieren“, sagte Bernhard. Sollten die Planungsziele in Erfüllung gehen, könnte die elektrifizierte Schönbuchbahn bereits im Dezember 2016 ihren Betrieb aufnehmen. Bis dahin muss die Strecke von Böblingen nach Holzgerlingen zweigleisig ausgebaut werden. Mehrere Bahnübergänge, so der in der Herrenberger Straße in Böblingen und jener in der Böblinger Straße in Holzgerlingen, sollen beseitigt werden. In Böblingen wird eine Brücke für die Schönbuchbahn über die Straße gebaut. In Holzgerlingen wird die Bahn tiefergelegt. Zudem sind weitere Bahnsteige in Dettenhausen und Holzgerlingen notwendig.

Der Böblinger Bahnhof als Dreh- und Angelpunkt

Im Böblinger Hauptbahnhof können die Fahrgäste von der Schönbauchbahn in die S-Bahnen 1 nach Stuttgart, S 60 nach Renningen sowie in den Regionalexpress in Richtung Singen umsteigen. Mit der Elektrifizierung und dem teilweise zweigleisigen Ausbau der Schönbuchbahn sei der Anschluss garantiert, so die Experten.

Bis zur Fertigstellung soll mit einer Übergangslösung für eine Entlastung in den oft überfüllten Zügen gesorgt werden. Von 2013 an wird an die momentan zweizügigen Bahnen ein dritter Waggon angehängt. Diese Fahrzeuge stellt die Strohgäubahn zur Verfügung. Zudem soll eine Bahn in Dettenhausen bereitstehen, die sofort losfährt, wenn der Zug aus Böblingen eintrifft. Das Umkoppeln des Zugs in die andere Richtung entfällt. Damit könnten drei Minuten eingespart werden.