Unpünktlichkeit und Zugausfälle verärgern die Pendler im Land - und immer mehr auch den zuständigen Minister. Ein Fachmann soll der Bahn nun auf die Sprünge helfen.

Stuttgart - Angesichts der großen Probleme im Nahverkehr im Südwesten erhöht Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Druck auf die Bahn. Ein Sonderbeauftragter solle ab sofort dafür sorgen, „dass die DB Regio sehr rasch die vertraglich vereinbarte Qualität wieder einhält“, teilte Hermanns Ministerium am Sonntag mit. Gerhard Schnaitmann, früherer Mitarbeiter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, werde engen Kontakt mit dem Bahn-Management halten und direkt an den Minister berichten. Beim Fahrgastverband Pro Bahn stieß die Ernennung auf „uneingeschränkte Zustimmung“.

 

Im Fokus von Schnaitmanns Arbeit sollen die Filstalbahn (Stuttgart-Ulm), die Frankenbahn (Stuttgart-Würzburg) und die Bodenseegürtelbahn stehen. Auf diesen Strecken sei es zuletzt zu massiven Ausfällen und Verspätungen gekommen, teilte das Ministerium weiter mit. Der Sonderbeauftragte solle die Ursachen dafür finden, zusammen mit der Bahn analysieren und darauf achten, dass sie schnell abgestellt werden.

„Die Personalie ist goldrichtig“

„Die vergangenen Wochen und Monate waren für Fahrgäste sowie langjährige Kundinnen und Kunden der Bahn zum Teil eine Zumutung“, kritisierte Hermann. Das Land bezahle viel Geld aus Steuermitteln für den Bahnbetrieb und werde dessen Unzuverlässigkeit daher nicht akzeptieren. Das Ministerium werde aber auch weiterhin wöchentliche Gespräche mit der DB Regio führen.

„Die Personalie ist goldrichtig“, lobte Pro-Bahn-Landeschef Stefan Buhl. Schnaitmann sei ein erfahrener Insider, der nun einen Blick von außen auf die Probleme werfe. Die Fahrgastvertreter setzten daher große Hoffnungen in ihn. Wunder seien allerdings nicht zu erwarten, dafür seien die Problem wohl zu komplex.

Das Land hatte schon im Dezember beklagt, dass die Bahn aus seiner Sicht die Qualitätsstandards im Nahverkehr nicht erfüllt, und ihr deshalb Strafzahlungen auferlegt beziehungsweise Geld für nicht erbrachte Leistungen einbehalten. DB-Regionalchef David Weltzien hatte die Probleme eingeräumt und betont, dass man gemeinsam gegensteuern wolle.