Erst Ende des Jahres will die Region Stuttgart entscheiden, auf welchen Linien die neuen Expressbusse von Ende 2016 an verkehren. Der Grund für die Verschiebung: aktuelle Verkehrsdaten sollen den Beschluss erleichtern. Doch nun steigt der Zeitdruck.

Stuttgart - Eigentlich sollte der Verkehrsausschuss der Regionalversammlung noch in diesem Sommer über die neuen Expressbuslinien entscheiden, die von Ende 2016 an wichtige Ziele in der Region verbinden sollen und die – erstmals im Busverkehr – in alleiniger Verantwortung des Verbands Region Stuttgart fahren. Dieses Angebot ist ein Teil des ÖPNV-Pakts, der im Februar zwischen Land, Stadt Stuttgart, Kreisen und Region geschlossen wurde mit dem Ziel, den Nahverkehr gemeinsam zu verbessern. Doch der Fahrplan kommt aus dem Takt: Der Beschluss über die Linien soll erst Ende des Jahres fallen.

 

Zwar hatte der Verkehrsaussschuss schon vor wenigen Monaten bereits sechs Linien präferiert, sich eine endgültige Entscheidung aber ausdrücklich vorbehalten und die Auswahl vom Ergebnis einer vertieften Prüfung abhängig gemacht. Diesem Bericht wollte die Verbandsverwaltung noch im Sommer vorlegen. Doch daraus wird nichts. Der Verband will nun auch auf die Erkenntnisse eines Verkehrsmodells zurückgreifen, das gerade für den neuen Regionalverkehrsplan erarbeitet wird. Das Modell rechnet mit umfangreichen Daten zum Mobilitätsverhalten der rund 2,5 Millionen Einwohner der Region, entwirft daraus mehr oder weniger wahrscheinliche Zukunftsszenarien und wagt eine Prognose, wie sich Veränderungen – also beispielsweise der Bau bestimmter Straßen – auswirken könnten. Im Rahmen dieses Modells, das Verkehrswissenschaftler der Universität Stuttgart entwickeln, würden bis Herbst auch Informationen zur Nachfrage und möglichen Verlagerungseffekten der Expressbuslinien erhoben, sagte Dorothee Lang, die Sprecherin des Verbands. Diese Ergebnisse wolle man abwarten.

Region steckt in einem engen Zeitkorsett

Bis Ende des Jahres, so der neue Fahrplan, sollen dann auf dieser Datengrundlage und nach intensiven Abstimmungen mit den betroffenen Städten und Kreisen die Detailplanungen für die neuen Buslinien feststehen. Dazu zählen der genaue Verlauf, Ort und Zahl der Haltestellen, der – zumindest in groben Zügen – mögliche Fahrplan und die Kosten und Einnahmen, die zu erwarten sind. Die Region steckt dabei in einem engen Zeitkorsett, weil sie einerseits ein kompliziertes und aufwendiges Vergabeverfahren abwickeln muss, andererseits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 das Angebot präsentieren will.

Nach der Entscheidung für die Linien muss ihr Betrieb nämlich europaweit angezeigt werden – ein Jahr lang können sich dann Verkehrsunternehmen melden, die ohne öffentliche Zuschüsse die Linien fahren würden. Weil damit nicht gerechnet wird, schließt sich eine wiederum europaweite Ausschreibung an, während der das beste Angebot ausgewählt wird.

Die Expressbusse sollen die Stadt- und Kreisbusnetze ergänzen mit S-Bahn-ähnlichen Verbindungen, die Mittelstädte mit besonderen Verkehrsknoten oder Arbeitsplatzschwerpunkten verknüpfen. Werktags sollen diese Busse in der Zeit von 5 bis 22 Uhr mindestens alle 60 Minuten fahren, möglicherweise auch im Halbstundentakt. Sie sollen komfortabel sein, Wlan-Anschluss bieten und ein einheitliches Design haben.

Flughafen und Messe gelten als attraktives Ziel

Bislang sind die drei Verbindungen von Esslingen, Leonberg und Kirchheim/Teck zum Flughafen in der engeren Auswahl sowie Linien von Renningen nach Vaihingen/Enz und von Ludwigsburg nach Fellbach. Von einer finanziellen Beteiligung des Kreises Göppingen hängt ab, ob auch die Verbindung Göppingen–Kirchheim aufgenommen wird. Der Kreis ist nicht VVS-Gesellschafter und zahlt deshalb anders als die übrigen Kreise in der Region und die Stadt Stuttgart keine Verkehrsumlage an den Verband, aus der das Angebot finanziert wird.