Der Ausbau der S-Bahn hat auf neuen Streckenabschnitten zu überdurchschnittlichen Fahrgastzuwächsen geführt. Doch auch die Probleme mit der Pünktlichkeit haben im September laut dem Internetportal S-Bahn-Chaos massiv zugenommen.

Stuttgart - Der Ausbau der S-Bahn hat auf den neuen Streckenabschnitten einen überdurchschnittlichen Fahrgastzuwachs ausgelöst. Das ist das zentrale Ergebnis der jüngsten Fahrgastzählungen, die jetzt im regionalen Verkehrsausschuss vorgestellt wurden. Dabei wiesen die Regionalpolitiker aber auch auf die Probleme mit der Pünktlichkeit hin. Die Zuverlässigkeit der S-Bahn ist nach dem Internetportal S-Bahn-Chaos, das Echtzeiten der Bahn auswertet, erneut massiv gesunken – und hat im Monat September einen neuen Tiefstand erreicht.

 

„Die S-Bahn ist trotz aller Schwierigkeiten eine Erfolgsgeschichte“, sagte der SPD-Regionalrat Thomas Leipnitz, nachdem der regionale Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler die jüngsten Fahrgastzahlen präsentiert hatte. So sehen es auch die anderen Fraktionen in der Regionalversammlung. Der Verband Region Stuttgart ist der Aufgabenträger für die S-Bahn – und damit auch für die neuen Angebote der vergangenen Jahre verantwortlich: der Verlängerung der S 1 nach Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen), den Ringschlüssen S 60 von Böblingen nach Renningen (Kreis Böblingen) und der S 4 von Marbach (Kreis Ludwigsburg) nach Backnang (Rems-Murr-Kreis) sowie für den Start der Nacht-S-Bahnen an Wochenenden. „Die Region hat sich für Verbesserungen der S-Bahn eingesetzt, und das wirkt sich aus“, sagte Wurmthaler, „alle Linien mit Netzerweiterungen verzeichnen einen überproportionalen Anstieg der Fahrgäste.“

Die S 60 boomt

So ist die Zahl der Einsteiger auf dem neuen S-1-Abschnitt Plochingen–Kirchheim werktags von 4300 im ersten Halbjahr 2010 auf fast 6900 im gleichen Zeitraum 2014 gestiegen – eine Zunahme von 59 Prozent. Am Samstag und Sonntag wurden sogar 79 und 36 Prozent mehr Fahrgäste gezählt. Das liegt weit über dem Zuwachs der gesamten S 1 von zwölf Prozent. Seit der Eröffnung der neuen S 60 nehmen auf diesem Abschnitt die Zahlen rasant zu auf inzwischen knapp 10 800 Einsteigern werktags. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage der eng verzahnten S 60 und S 6 zusammen aus, die bis zum ersten Halbjahr 2014 um satte 48 Prozent gestiegen ist. Insgesamt zeigt die Entwicklung für alle S-Bahn-Linien, dass der Freizeitverkehr am Wochenende stärker zunimmt als der Berufsverkehr an Werktagen. Vor allem die S 1 weist an allen Tagen enorme Zuwächse auf.

Wie beliebt die S-Bahnen sind, macht auch ein Zehnjahresvergleich deutlich: Gegenüber 2003 ergibt sich werktags eine Zunahme um 27 Prozent, an Samstagen (41 Prozent) und Sonntagen (39 Prozent) liegt er noch höher. Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember sorgt der Verband für weitere Verbesserungen: der 15-Minuten-Takt wird nachmittags schon gegen 15.30 Uhr beginnen und abends später gegen 19.30 Uhr enden, auf der S 1 fahren längere Züge, die S 3 fährt werktags bis Betriebsschluss zum Flughafen und auf der S 6/S 60 werden frühmorgens zwei neue Fahrten angeboten – pünktlich zur Frühschicht im Daimler-Werk Sindelfingen.