Es gehört zu den Herzensanliegen von Fritz Kuhn. Zum Start am 1. April haben 1727 Beschäftigte der Landeshauptstadt und des Klinikums ein Jobticket bei den SSB bestellt. „Das ist eine Zahl, die alle überrascht hat“, sagt der Stuttgarter Oberbürgermeister.

Stuttgart - Das Jobticket gehört zu den Herzensanliegen von Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Er strahlte übers ganze Gesicht, als er am Donnerstag verkündete, wie das neue Angebot angenommen wird. Zum Start am 1. April dieses Jahres haben 1727 Beschäftigte der Landeshauptstadt und des Klinikums zusätzlich ein Jobticket bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) bestellt. „Das ist eine Zahl, die alle überrascht hat.“ Es sei ein „riesengroßer Erfolg“. Rund neun Prozent der 19 630 Beschäftigten sind damit jetzt neu auf Busse und Bahnen umgestiegen und entlasten so die Straßen der Stadt.

 

Von den Neukunden arbeiten 1313 bei der Stadt und 414 beim Klinikum. Darüber hinaus wurden 5400 frühere Verträge auf das neue Angebot umgestellt. Die Jobticket-Nutzer zahlen 30 Euro für ein Monatsticket im Stadtgebiet, also innerhalb der Zonen 10 und 20. Für Mitarbeiter von außerhalb gibt es gestaffelte Tarife, die ebenfalls von der Stadt gefördert werden. Der städtische Zuschuss liegt im Schnitt bei 27 Euro pro Monat und Fahrgast.

4,24 Millionen Euro stehen für das Ticket im Doppelhaushalt zur Verfügung. „So, wie es im Moment aussieht, reicht es knapp“, sagte Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle. Man komme 2014 gerade hin – auch weil das Ticket erst zum 1. April gestartet sei und folglich nicht das gesamte Jahr zu Buche schlage.

Kreishandwerkerschaft hat gute Erfahrungen gemacht

Bei den Firmen stößt das Jobticket ebenfalls auf große Resonanz. 110 Betriebe hätten bislang Interesse an dem Angebot bekundet, sagte Fritz Kuhn. Einige hätten das Ticket sogar bereits eingeführt. Die Kreishandwerkerschaft und die City-Initiative Stuttgart haben sich als Sammelbesteller für ihre Mitglieder angeboten. Die Betriebe bekommen die Tickets nach der neuen Regelung um zehn Prozent günstiger, wenn sie ihren Arbeitnehmern einen Zuschuss von mindestens zehn Euro zahlen. So profitieren die Mitarbeiter doppelt.

Lob für das Angebot gibt es von der Kreishandwerkerschaft. „Wir haben nur gute Erfahrungen damit gemacht“, sagte die zuständige Mitarbeiterin Simone Blank. Die Resonanz sei sehr groß. Das Ticket starte bei ihnen Anfang Mai, und für den Termin liegen nach ihren Angaben 64 Bestellungen vor.

Blank rechnet damit, dass die Zahl noch steigt. Der Termin sei vielleicht für die Betriebe, die schon früher ein Ticket angeboten hätten, etwas zu kurzfristig gewesen, weil sie den anderen Vertrag erst kündigen müssten. Leider hätten auch nicht alle Firmen das nötige Geld für den Jobticket-Zuschuss. Auf der anderen Seite gebe es Betriebe, die das Ticket komplett bezahlen würden. „In Zeiten des Fachkräftemangels muss man den Mitarbeitern auch etwas bieten“, machte Blank deutlich. Die Mitarbeiter seien jedenfalls begeistert: „Sie freuen sich einfach, dass es für sie auch so ein Angebot gibt.“

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) tritt nicht als Sammelbesteller auf. „Das läuft alles über den VVS“, sagte IHK-Verkehrsexperte Hans-Jürgen Reichardt. Deshalb hätten sie auch keinen Überblick über die Nachfrage. Sie hätten sich bei der Planung sehr dafür eingesetzt, dass auch kleinere Betriebe das Ticket anbieten können, machte Reichardt deutlich. Es freue sie, dass die Möglichkeit wieder eingeführt worden sei. „Wir fühlen uns sehr unterstützt.“ Der VVS bestätigt, dass kleine Firmen Jobtickets bei Bahn oder SSB ordern können. „Das wird ganz unbürokratisch geregelt“, sagte Sprecherin Ulrike Weißinger.

Bürgermeister Wölfle sieht den städtischen Kurs durch die große Nachfrage bestätigt: „Die Mitarbeiter haben begriffen, welchen unglaublichen Vorteil sie haben.“ Die Stadt profitiere durch weniger Autos, weniger Staus und bessere Luft, betonte Kuhn und jubilierte: „Sie erleben heute einen sehr zufriedenen OB.“