Acht Monate nach dem S-Bahn-Gipfel steht das Rückgrat des Nahverkehrs im Regionalparlament erneut auf dem Prüfstand. Von Erfolgen kann die Bahn den Regionalräten allerdings nur wenig berichten.

Stuttgart - Acht Monate nach dem S-Bahn-Gipfel im Herbst 2013 steht am Mittwoch das Rückgrat des Nahverkehrs im Regionalparlament erneut auf dem Prüfstand. Von spürbaren Verbesserungen des S-Bahn-Systems in der Region dürften die Verantwortlichen von der DB Regio, der DB Netz AG und dem S-Bahn-Hersteller Bombardier den Regionalräten am Nachmittag allerdings nur wenig berichten. Denn die Pünktlichkeit liegt trotz aller Gelübde beim Gipfel auf allen S-Bahn-Linien weiterhin weit unter den mit dem mit dem Verband Region Stuttgart (VRS) vertraglich vereinbarten Niveau.

 

VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler erwartet „keine Wunder“. Die Bahn müsse aber aufzeigen, dass die beim Gipfel beschlossenen Maßnahmen Schritt für Schritt vorankämen: „Der immer noch völlig unbefriedigende Status quo muss verbessert werden.“

VCD-Chef liebt spricht von einer Luftnummer

Für Matthias Lieb, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), haben sich die Versprechungen der Bahn beim S-Bahn-Gipfel des vergangenen Jahres weitgehend als Luftnummer erwiesen. Von den im Oktober 2013 angekündigten Maßnahmen für einen fahrplangerechten S-Bahn-Verkehr sei kaum etwas verwirklicht worden. „Von März bis Mai lagen die aktuellen Pünktlichkeitswerte unter den Werten der Jahre 2012 und 2013“, kritisiert Lieb. Vor allem auf der Linie S 1, die inzwischen mit den neuen Zügen vom Typ ET 430 bedient werde, sei die Quote noch tiefer in den Keller gegangen. Das Öffnen und Schließen der Türen dauere bei dieser neuen S-Bahn trotz zentraler Schließung immer noch viel zu lange. „Ausgerechnet die S-Bahn-Linie mit den höchsten Fahrgastzahlen ist am unpünktlichsten unterwegs“, stellt Lieb fest. In den Hauptverkehrszeiten sei ein Drittel aller S-1-Züge mehr als drei Minuten verspätet.

Die Umstellung auf die Züge vom Typ ET 430 hat sich nach Ansicht des Internetportals „S-Bahn-Chaos“ auf der Linie S 1 „definitiv negativ ausgewirkt“. Zudem habe es im Netz in diesem Jahr schon viele Verspätungen durch liegengebliebene Züge, Leitungsschäden, Stellwerk-, Signal- und Weichenstörungen gegeben.

Zusätzlicher Bahnsteig in Vaihingen?

„Statt Worten müssen Bahn und VRS endlich Taten folgen lassen“, erklärt Lieb. Es sei notwendig, mehr Geld in die Infrastruktur zu investieren. Bereits beim S-Bahn-Gipfel hatte auch die DB Netz AG eingeräumt, dass „weitere systemstabilisierende Maßnahmen zwingend erforderlich sind“. Um die Technik zu verbessern, werde man 2014 zusätzlich sieben Millionen Euro in die Trassen investieren. Um Ausfälle zu verringern, müssten in Stellwerken zahlreiche Relais ausgewechselt und viele Weichen modernisiert werden. Welche Schritte bereits umgesetzt oder zumindest angepackt worden sind, will die Bahn erst am Mittwoch im Verkehrsausschuss erklären. Inzwischen seien von den bestellten 87 neuen S-Bahnen vom Typ ET 430 bereits 48 im Einsatz. Die übrigen Bahnen sollen bis zum Herbst folgen.

Für dringend notwendig hält der VCD allerdings auch einen zusätzlichen Bahnsteig für den Halt von Regionalzügen am Vaihinger Bahnhof. Damit könnten die stark frequentierten n Bahnen der Linie S 1 entlastet werden. „Dank des zusätzlichen Bahnsteigs könnten südlich von Herrenberg kommende Fahrgäste bis Vaihingen im Regionalexpress bleiben und dort in eine leere S 2 umsteigen“, argumentiert Lieb. Zwischen Herrenberg und Vaihingen gebe es dann in der S 1 mehr Platz, weil viele Berufspendler nicht mehr gezwungen seien, den Zug schon in in Herrenberg oder Böblingen zu wechseln.

Laut Studie können täglich bis zu 3000 Pendler profitieren

Einen zusätzlichen Bahnsteig in Vaihingen befürwortet auch eine von der Landeshauptstadt und dem Land in Auftrag gegebene Studie. Ein Regionalbahnhalt sei dort für „viele potenzielle Nutzer attraktiv“. Dadurch ergäben sich Umsteigemöglichkeiten von der Gäubahn zur S-Bahn und zum SSB-Nahverkehr. „Viele Reisezeiten werden attraktiver, da Umwegfahrten oder Umsteigevorgänge entfallen“, heißt es in dem Papier. Davon könnten täglich bis zu 3000 Umsteiger profitieren. Damit werde Vaihingen zum attraktiven Umsteigepunkt, so das Fazit der Studie.

„Um einen Halt von Regionalzügen in Vaihingen einzurichten, müssen aber zunächst komplexe Probleme geklärt werden“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Bei der Klärung aller Fragen bringe die Stadtverwaltung viel Fachwissen ein und unterstütze Land und Bahn finanziell und ideell.

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