Die oft kritisierte Zersplitterung des Stuttgarter Verkehrsverbundes (VVS) in 52 Zonen wird an diesem Mittwoch erneut Thema in dem für die S-Bahn zuständigen Verband Region Stuttgart. Der große Wurf ist nicht zu erwarten. Der Verband will aber, dass der VVS testweise einen entfernungsabhängiger Tarif ausprobiert.

Stuttgart - Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) will sich an diesem Mittwoch mit möglichen Änderungen im Stuttgarter Verkehrsverbund (VVS) befassen. SPD, Grüne und Linke haben dazu bereits 2015 etliche Anträge gestellt, zum Beispiel auch zur Einführung des Azubi-Tickets. Das wird im VVS erstmals von September 2016 an als Jahresticket für 59 Euro im Monat erhältlich sein. Bisher werden für eine Monatskarte 46 bis 154 Euro fällig.

 

Ein Großthema im VVS ist die Vereinfachung des Tarifs durch eine Reduzierung der 52 Zonen. Die Kosten lägen bei 13,7 Millionen bis 37 Millionen Euro. So hoch wären die Einnahmeverluste, wenn in der Landeshauptstadt aus zwei Zonen eine würde (mit dem Fahrpreis für eine heutige Zone) und außerdem die Sektorengrenzen in den Tarifaußenringen fallen würden. Der VVS-Tarifausschuss hat diese Zahlen in seiner Sitzung im November 2015 zur Kenntnis genommen, mehr nicht. Dass Stuttgart und die Landkreise derartige Einnahmeausfälle ausgleichen ist nicht absehbar. Die Gesamteinnahmen im Verbund lagen 2015 bei rund 486 Millionen Euro.

Im Rhein-Main-Gebiet hat ein Test begonnen

Statt der großen Lösung plädiert der Regionalverband für den Test eines entfernungsabhängigen Tarifs, wie er seit 15. April im Verkehrsverbund Rhein-Main (RMV) erprobt wird. Teilnehmen können über drei Jahre hinweg bis zu 20 000 Smartphone-Nutzer, gemeldet haben sich aber bisher, wie der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler von den RMV-Kollegen weiß, nur 2000. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat den Versuch mit dem Entfernungstarif für eine begrenzte Nutzerzahl genehmigt. Damit, so Stammler, bestehe Rechtssicherheit. In wieweit ein derartiges Angebot für die Allgemeinheit genehmigungsfähig sei müsse man noch sehen, denn „wir können nicht den Besitz eines Smartphones vorschreiben, um die Bahn zu benutzen“, sagt Stammler. Auch in Heidelberg und im Verbund Rhein-Ruhr (dort ab 2017) soll es Versuche geben.

Ein streckenabhängiger Tarif könnte für mehr Gerechtigkeit sorgen, in der Summe seien solche Modelle aber „immer kostenneutral angelegt“, sagt Stammler. Auch der VVS, bei dem die Einnahmesteigerungen seit Jahren deutlich über den Tarifsteigerungen liegen, darf insgesamt kein Geld verlieren, wenn das Angebot nicht eingeschränkt, sondern weiter ausgebaut werden soll. Die Kostendeckung durch den Ticketverkauf liegt bei inzwischen 59,2 Prozent, der Rest sind Zuschüsse. „Wir Verkehrsverbünde lernen voneinander, wir würden gerne erste Ergebnisse aus dem Rhein-Main-Verbund abwarten“, sagt Stammler.

Weitere neue Tickets gewünscht

Eine weitere Aufsplitterung der heutigen Tarifangebote will der VVS vermeiden. Die SPD hat den Wunsch nach einer flexiblen Mehrtageskarte mit beliebiger Zonenzahl geäußert. Ihm könnte nur mit dem Ausbau des elektronischen Tickets entsprochen werden. Keine Chance hat ein Kurzstreckenfahrschein für Kinder. Dafür gibt es laut VVS „aktuell keine Notwendigkeit“.