Mit der U6 zum Flughafen: Die Beteiligten in der Region haben sich über die Finanzierung weitgehend geeinigt. Ende 2016 könnten die ersten Stadtbahnen der Linie 6 zum Stuttgarter Flughafen rollen.

Stuttgart - Im Stuttgarter Rathaus denkt man in Sachen Stadtbahn bereits konkret über die Gemarkungsgrenze hinaus: „Spätestens bis Ende des Jahres ist die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 zum Flughafen unterschriftsreif“, prophezeit der Pressesprecher Markus Vogt. Unter den Fachleuten würden gegenwärtig noch die Finanzierungsdetails für das 70 Millionen Euro teure Schienenprojekt besprochen.

 

Wie bereits berichtet, sollen die Züge der Stadtbahnlinie U 6 von der heutigen Endstation im Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost aus zunächst die A 8 auf einer Brücke überqueren. Dann rollen sie auf der nahe an der B 27 liegenden Trasse zur etwa drei Kilometer entfernten Endhaltestelle „Flughafen/Messe“, die in unmittelbarer Nähe zum bestehenden S-Bahnhof und zum geplantem Filderbahnhof liegen soll.

Fest steht: Der Löwenanteil der Kosten des als dringlich geltenden Projekts wird von Bund und Land getragen. Der restliche Finanzierungsbetrag, der sich einschließlich zweier neuer Stadtbahnzüge auf 26,5 Millionen Euro beläuft, muss vom Landkreis Esslingen, von Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen und vom Flughafen aufgebracht werden. Nun dürfte der Durchbruch in Sicht sein: Bei der sogenannten Komplementärfinanzierung sind sich nach Informationen der Stuttgarter Zeitung der Flughafen, der Landkreis Esslingen sowie Stuttgart und Leinfelden-Echterdingen bei den jüngsten sehr intensiven Verhandlungen weitgehend einig geworden.

Regionales Finanzierungspaket geschnürt

Demnach soll der Flughafen mit zehn Millionen Euro einen erklecklichen Anteil am regionalen Finanzierungspaket übernehmen. Von den verbleibenden 16,5 Millionen Euro entfalle die Hälfte auf den Landkreis Esslingen. Stuttgart soll 4,6 und Leinfelden-Echterdingen 3,6 Millionen Euro tragen. Die Filderkommune muss vorerst von dem erwarteten Betriebskostendefizit von 1,5 Millionen Euro im Jahr keinen Cent tragen. Diese Last sollen der Landkreis Esslingen und Stuttgart allein schultern, bis das von Leinfelden-Echterdingen und Stuttgart nur noch halbherzig geplante interkommunale Gewerbegebiet südwestlich der Messe eines Tages eingeweiht wird.

Die auf den Landkreis und die beiden Städte entfallenden Anteile an der U-6-Verlängerung orientieren sich an dem Beteiligungsmodell des Verbands Region Stuttgart (VRS) für die Finanzierung von Infrastrukturaufgaben. „Es gab Gespräche mit einem guten Verhandlungsergebnis“, sagt Klaus Neckernuß, der Nahverkehrsfachmann in Esslinger Landratsamt. Anfang Juli werde sich der Kreistag mit dem Thema befassen. Beim Flughafen dürfte die Entscheidung hingegen erst in der Aufsichtsratssitzung im Dezember fallen.

Eine finanzielle Beteiligung des Flughafens an der Finanzierung der U 6 hat kürzlich auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ins Gespräch gebracht. Schließlich gebe es auf dem Airport ein großes Interesse an einem besseren Schienenanschluss. Der Flughafen hat sich auch bei Stuttgart 21 mit einem Zuschuss von 357 Millionen Euro beteiligt, um einen Fernbahnhof zu bekommen.

Noch Skepsis in Leinfelden-Echterdingen

„Wir haben bei den Verhandlungen Fortschritte erzielt, es gibt bessere Spielregeln“, erklärt auch Roland Klenk, Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen. Er sei aber skeptisch, ob der Gemeinderat den Vorschlägen, die noch nicht schriftlich vorlägen, zustimmen werde. „Wir haben nichts von der verlängerten U 6, sollen aber unsere ganzen Investitionsmittel für ein Jahr dafür ausgeben“, so Klenk. Der Stadt sei hingegen die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 5 von Leinfelden nach Echterdingen um einige hundert Meter sehr wichtig. Klare Zusagen gebe es bis jetzt aber dafür noch nicht.

Der Flughafenanschluss mit der U 6 ist nächste Woche auch ein Thema bei der SSB-Aufsichtsratssitzung. „Wir hoffen, dass die Finanzierung der U-6-Trasse zum Flughafen gesichert ist“, sagt der Vorstandssprecher Wolfgang Arnold. Im Glauben daran ist das Nahverkehrsunternehmen bereits in Vorleistung gegangen. „Wir treiben die Genehmigungsplanung auf eigenes Risiko voran“, sagt Arnold. Das Ziel sei, mit dem Planfeststellungsverfahren, das ein Jahr dauere, Ende 2012 zu beginnen. „Nach der dreijährigen Bauzeit könnten dann Ende 2016 die ersten Stadtbahnen auf der neuen Strecke zum Flughafen und zur Messe rollen“, hofft Arnold.

SSB treiben die Planung schon voran

Beim Verband Region Stuttgart hat man die neue Verhandlungslage erfreut zur Kenntnis genommen. „Da hat es bei allen Beteiligten in der Sache eine große Annäherung gegeben“, stellt Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) fest. Er sei zuversichtlich, dass die Planungen für die U 6 bald umgesetzt werden können. „Erst wenn klar ist, dass die Stadtbahn zum Flughafen fährt, dann wird auch mit der Verlängerung der S-Bahnlinie 2 nach Neuhausen begonnen“, betont Bopp. Schließlich seien beide Projekte durch gemeinsame Zuschussanträge untrennbar miteinander verbunden. Der Regionalpräsident hatte bereits im April gemahnt, das für die Region wichtige Stadtbahnprojekt zur Verkehrsdrehscheibe Flughafen/Messe endlich unterschriftsreif zu machen.