In den Stadtteilen gibt es kein klassisches Lebensmittelgeschäft in Laufnähe.Die Stadt hat Lösungen gesucht, aber keine gefunden. Die Bezirksbeiräte sind unzufrieden.

Bad Cannstatt - Der kleine Lebensmittelladen an der Ecke Sparrhärmlingweg und Darmstädter Straße hat längst geschlossen, ebenso der Penny-Markt an der Straße Am Römerkastell, der vom Stadtteil Bikenäcker aus noch einigermaßen gut zu erreichen war. Und dann hat sich auch noch die Busverbindung geändert, welche die Bewohner des Stadtteils direkt zum Hallschlag gebracht hatte. Kurzum: Das Quartier ist, was die Lebensmittelversorgung angeht, eine Wüste. Nicht viel besser sieht es auf dem Burgholzhof aus: Dort gibt es zwar eine Bäckerei und einen portugiesischen Feinkostladen. Das Tante-Emma-Lädchen mit einem größeren Sortiment an der James-F.-Byrnes-Straße musste aber nach nur wenigen Monaten mangels Umsatz wieder schließen.

 
Im Stadtteil Birkenäcker sind die Bürger für den Einkauf auf das Auto angewiesen. Foto: Archiv Schmidt

Die Stadt hat die beiden abgehängten Stadtteile längst im Visier. Sie zählten bei einer Untersuchung der Nahversorgungssituation zu den zwölf Quartieren in ganz Stuttgart, in denen die Situation prekär ist und wurden darum von der Wirtschaftsförderung und dem Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung vertieft untersucht. Das Ergebnis haben Hermann-Lambert Oediger vom Stadtplanungsamt und der Stadtteilmanager Torsten von Appen am vergangenen Mittwoch im Bezirksbeirat präsentiert. Zum Bedauern der Lokalpolitiker lautet es derart, dass selbst die Experten bislang keine Lösung für ein funktionierendes Einzelhandelskonzept in den Stadtteilen gefunden haben.

Im Stadtteil Birkenäcker hätte eigentlich ein Stadtteilcafé in einem Neubau des Bau- und Wohnungsvereins (BWV) entstehen sollen. Es wurde überlegt, ob der gemeinnützige Cap-Markt darin einen Computer installiert, an dem sich die Bewohner Lebensmittel bestellen können. „Das hätte uns gut gefallen, weil wir wollen, dass die Menschen die Wohnung verlassen“, erklärte Oediger. Allerdings sei das Projekt sowohl seitens des BWV als auch des Cap-Markts gescheitert. „Es wird kein Stadtteilcafé geben“, erklärte Oediger. Ebenfalls geprüft wurde, ob sich ein Wochenmarkt an der Darmstädter Straße rentiere – auch das sei nicht der Fall gewesen.

Ein Bonus-Markt wäre denkbar

Auf dem Burgholzhof seien sowohl die Bäckerei als auch der Feinkosthändler motiviert worden, ihr Sortiment zu erweitern, die Stadt hätte sie bei dem Vorhaben unterstützt. Beide hätten das jedoch abgelehnt. Bei einer Bürgerversammlung wurden zudem die Anwohner angesprochen, ob sie nicht einen Laden mit bürgerschaftlichem Engagement stemmen könnten. Auch daran habe es kein Interesse gegeben. Nach Oedigers Ansicht gibt es nur einen letzten Versuch, der gewagt werden könnte: Das Sozialunternehmen SBR sei bereit, einen seiner Bonus-Märkte zu eröffnen, wenn die Stadt es einmalig mit rund 50 000 Euro für die Einrichtung unterstützt. Ob das Geld je vom Gemeinderat bewilligt werde, stehe in den Sternen, erklärte der Stadtplaner. Er wolle trotzdem wissen, wie die Bezirksbeiräte zu diesem Vorhaben stehen würden.

Die waren von der Idee nicht besonders angetan. Eine Anschubfinanzierung würde ihrer Meinung nach nicht ausreichen. Sie schlugen eine Mietminderung seitens der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft vor, der die Räume auf dem Burgholzhof gehören. Oder auch die Kooperation mit dem vereinsgeführten Laden Plattsalat, der eine Dependance auf dem Hallschlag hat. Auch ein Ortsbus wurde ins Gespräch gebracht. Den meisten Vorschlägen mussten die Experten der Stadt eine Absage erteilen. All das sei längst geprüft worden – ohne positives Ergebnis.