Das Postgebäude in Untertürkheim soll offenbar an einen Lebensmittel-Discounter verkauft werden. Die Bezirksbeiräte in Ober- und Untertürkheim bangen deshalb um die Zukunft der CAP-Märkte.

Untertürkheim - Das Postgebäude an der Augsburger Straße in Untertürkheim soll, wie berichtet, an den Lebensmittel-Discounter Aldi verkauft werden. Die Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel sagt zwar, dass die Pachtverträge der Post und eines Telekommunikationsunternehmens, die dort aktuell untergebracht sind, noch bis 2018 beziehungsweise 2020 laufen. Dennoch machen sich die Bezirksbeiräte Sorgen, dass die sozialwirtschaftlich arbeitenden CAP-Läden in Unter- und Obertürkheim der Konkurrenzsituation mit einem Discounter nicht gewachsen sein könnten. Deshalb fordern die Räte in beiden Bezirken nun eine umfassende Aufklärung über die Situation. In den CAP-Läden sind unter anderem Menschen mit Behinderung beschäftigt. Daher sind sich die Räte einig, dass die Märkte erhalten bleiben sollten.

 

Bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung in Untertürkheim erklärte Dagmar Wenzel, dass die Stadt beim Erwerb des Postgebäudes ein Vorkaufsrecht gegenüber dem Discounter genieße. „Dabei muss man aber zwischen dem öffentlichen Interesse und dem privaten Interesse des Käufers abwägen.“ Hier dürfe die Stadt nicht willkürlich handeln.

Die Bezirksbeiräte wollen informiert werden

Da die Untertürkheimer Bezirksbeiräte bislang nur inoffiziell, nicht aber von der Stadt über die Verkaufspläne informiert wurden, fordern sie nun einstimmig eine „umgehende Unterrichtung“ durch alle beteiligten Ämter „im Rahmen des städtischen Vorkaufsrechts“. Ihr Interesse am Thema begründen die Lokalpolitiker damit, dass es sich um eine „wichtige gemeindliche Angelegenheit“ handle. Sie erwarten, dass sie umfassend informiert werden, bevor das Gebäude verkauft wird. Zudem wollen sie über Baugenehmigungen und -beschlüsse in Kenntnis gesetzt werden und erfahren, was nach einem Verkauf des Gebäudes aus der Postfiliale wird.

Auch die Bezirksbeiräte in Obertürkheim machen sich wegen des geplanten Aldi-Marktes Sorgen. Denn dieser gefährde nicht nur den CAP-Markt in Untertürkheim, sondern auch den in Obertürkheim. Gerhard Sohst, der Geschäftsführer der beiden CAP-Märkte, erklärte bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung in Obertürkheim, dass die beiden Läden nur gemeinsam betrieben werden könnten. „Wir befürchten 40 bis 50 Prozent Umsatzeinbußen, wenn Aldi kommt. Das würde für uns die Insolvenz bedeuten, denn allein mit dem Obertürkheimer Markt können wir diesen Verlust nicht stemmen.“ Damit würde auch der Lieferservice bei CAP für die Kunden wegbrechen, so der Geschäftsführer.

Der CAP-Geschäftsführer fürchtet die Insolvenz

Betrieben werden die CAP-Märkte von der Markt und Service gGmbH, einem Integrationsunternehmen des Caritasverbandes für Stuttgart. Aktuell seien mehr als 40 Prozent seiner Beschäftigten behinderte Menschen, sagt Sohst.

Obertürkheims Bezirksvorsteher Peter Beier erklärte, das Gremium könne einen neuen Aldi nicht einfach verbieten. Der Bezirksbeirat habe aber die Möglichkeit, sich für die CAP-Märkte einzusetzen. Die Räte waren sich fraktionsübergreifend einig, dass die CAP-Läden erhalten bleiben sollen. Schließlich habe man lange dafür gekämpft, dass sich diese in den Bezirken ansiedeln. Die Lokalpolitiker schlossen sich daher einstimmig einem Antrag der Freien Wähler an. Darin fordern sie die Stadtverwaltung auf, „zeitnah alle erdenklichen Maßnahmen zu ergreifen, um im Falle eines Verkaufs der Untertürkheimer Post an einen Lebensmittel-Discounter den Bestand des Obertürkheimer CAP-Ladens für die Zukunft zu sichern“. Zudem will der Rat wissen, was mit der Postfiliale geschieht und über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden.