Die Ludwigsburger Haltung in der Stadtbahndebatte entzürnt die Nachbarn in Remseck. Mancher Kommunalpolitiker denkt laut über eine Schienenstrecke ohne die Kreisstadt nach.

Remseck - Es gibt im Terminkalender des Bürgermeisters Michael Ilk sicher vergnüglichere Termine als seinen Auftritt am Dienstagabend vor dem Remsecker Gemeinderat. Was weniger an den hohen Temperaturen im Ratssaal oder der staureichen Anfahrt aus Ludwigsburg gelegen haben dürfte, als vielmehr an dem, was er in einer Stunde Sitzungszeit zu Ohren bekam.

 

Gemeinsam mit dem Verkehrsplaner Sascha Behnsen sollte Ilk die aktuellen Pläne der Stadt Ludwigsburg in Sachen Nahverkehr vorstellen, die sogenannten Doppelstrategie. Eine Niederflurstadtbahn, wie sie zum Beispiel in Ulm fährt, und ein Schnellbusnetz sollen gleichberechtigt geplant und für Fördergelder angemeldet werden – so ein Gemeinderatsvotum von Anfang Mai.

Insbesondere das angedachte Schnellbusnetz, das nicht nur durch die Barockstadt, sondern auch in die süd-östliche Nachbarkommune führen soll, stand am Dienstag im Mittelpunkt. Wirklich punkten konnte Ilk damit aber nicht – im Gegenteil. „Ludwigsburg sind die umliegenden Kommunen egal“, meinte der CDU-Rat Georg Strohmaier. Viel zu viel Zeit habe die Kreisstadt bei ihrer Entscheidung zur Stadtbahn verstreichen lassen, nur um vor Kurzem ihr ganz eigenes Nahverkehrskonzept zu präsentieren. Die Konsequenz aus Strohmaiers Sicht: „Sie machen das, was sie wollen, und sie zahlen auch dafür. Dann bauen wir eine Bahn nach Pattonville.“

„Ludwigsburg sind die umliegenden Kommunen egal“

Weniger deutlich, aber ebenso kritisch äußerten sich Vertreter anderer Fraktionen. Insbesondere die in Ludwigsburg präferierten Schnellbusse, das sogenannte Bus-Rapid-Transport-System (BRT), sehen viele kritisch. Damit die Fahrzeuge wirklich schneller als herkömmliche Busse seien, müssten neue Trassen neben die bestehenden Straßen gesetzt werden, meinte Kai Buschmann (FDP). „Da verhandeln sie mit 100 Eigentümern, das dauert.“ Peter Bürkle (Freie Wähler) stellte die Frage, ob eine Stadtbahn auch „um Ludwigsburg herum“ möglich wäre. „Sie machen nur Werbung für das BRT-System“, monierte Angelika Feuer (SPD). Von einer Doppelstrategie mit der Stadtbahn merke sie nichts.

Bedeutend ist der Remsecker Gegenwind deshalb, weil am Votum des Gemeinderats das Wohl und Wehe des gesamten Projekts hängt. Der Landkreis meldet die Niederflurbahn nur für Fördergelder an, wenn alle Beteiligten zustimmen. Und ohne ein entsprechendes Plazet wird kein Schnellbus jemals über Ludwigsburg hinaus auf benachbartes Gebiet fahren.

Entscheidet sich auch Remseck für die Niederflurbahn?

In der Vergangenheit hatten die Rems-ecker Räte für einen Ausbau der bestehenden Stadtbahnlinie gestimmt. Nachdem Ludwigsburg dieser Variante Anfang Mai eine Absage erteilte und stattdessen für Schnellbusse und eine Niederflurbahn votierte, sucht Remseck nach einer neuen Haltung. „Ideal finden wird das nicht“, sagt der Oberbürgermeister Dirk Schönberger. Ob man die Niederflurlösung mittragen könne, „müssen wir schauen“. Vermutlich werde man noch vor der Sommerpause darüber abstimmen.

Deutlich leichteres Spiel hatte am Dienstag Axel Meier, der Leiter des Fachbereichs für Verkehr im Landratsamt. Sein Haus ist für die Planung der Schienenlösung zuständig, doch „für die Bahn muss ich hier keine Werbung machen“, sagte Meier. Obwohl der Kreis nach wie vor eine Verlängerung der SSB-Bahn von Remseck über Ludwigsburg bis nach Markgröningen präferiert, sei man auch bereit, ein System mit niedrigen Bahnsteigen zu planen – vorausgesetzt, alle Beteiligten würden dem zustimmen. Als Betreiber scheide in dem Fall die SSB aber aus, sagte Maier. Denkbar sei, einen Zweckverband zu gründen. Eine erste Entscheidung zum Nahverkehr fällt schon an diesem Freitag, dann stimmt der Kreistagsausschuss über das Thema ab.