Trotz des Einsatzes von Feuerwehr und THW fließt die Giftbrühe in der Jagst, die durch giftiges Löschwasser verursacht wurde, weiter. Mittlerweile hat sie Ailringen erreicht und der Neckar ist auch nicht mehr weit.

Künzelsau/Ailringen - Fast eine Woche nach dem verheerenden Brand an der Jagst gibt es gute Nachrichten zur Umweltkatastrophe in dem Fluss. Im Hohenlohekreis gibt es laut Landrat Matthias Neth (CDU) noch kein kollektives Fischsterben. „Wir merken jetzt, dass die Maßnahmen greifen“, sagte er am Freitag in Krautheim. Das Landratsamt in Schwäbisch Hall teilte mit, vom Brandort in Kirchberg gehe nach jetzigen Erkenntnissen keine Gefahr mehr für das Jagstwasser aus. „Die Brandstelle und alle möglichen bekannten beziehungsweise vermuteten Austrittsstellen von Löschwasser sind abgesichert.“

 

Die Landesregierung kündigte als Reaktion landesweite Kontrollen an. Lagerhallen mit gefährlichen Stoffen entlang von Flüssen sollten in den kommenden Wochen im ganzen Südwesten überprüft werden, sagte Umweltminister Franz Untersteller in Krautheim (Hohenlohekreis) bei einem Besuch mit Naturschutzminister Alexander Bonde (beide Grüne). Zudem müsse geschaut werden, ob die geltende Rechtslage ausreichend sei, sagte Untersteller.

Bei einem Brand vor knapp einer Woche war in Kirchberg an der Jagst (Kreis Schwäbisch Hall) Löschwasser mit Düngemittel aus einer Lagerhalle verunreinigt worden und in den Fluss gelangt. Das verursachte ein tausendfaches Fischsterben.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk wälzten entlang der Jagst mit Pumpen das Flusswasser, um den Schadstoffabbau zu beschleunigen, sagte Landrat Neth. Zudem seien rund 50 000 Kubikmeter Wasser aus Rückhaltebecken in den Fluss gespült worden, was die Konzentration des giftig wirkenden Ammoniums senke. Die zuletzt gemessenen Werte seien deutlich unter denen aus dem Kreis Schwäbisch Hall. Auch Umweltminister Untersteller zeigte sich zuversichtlich, dass das Schlimmste überstanden sei. Von Entwarnung war aber noch keine Rede.

Das Landratsamt in Künzelsau rechnet damit, dass die Giftbrühe am Sonntag auf Höhe Schöntal ankommt. Mit starken Pumpen soll dann Wasser aus dem in der Nähe verlaufenden Fluss Kocher in die Jagst gepumpt werden. Daran wird sich auch die Feuerwehr Karlsruhe beteiligen.

Das Giftwasser fließt Anfang nächster Woche in den Neckar

Nach Einschätzung des Landkreises Heilbronn wird das verunreinigte Jagstwasser Anfang nächster Woche in den Neckar fließen, den zweitgrößten Fluss Baden-Württembergs. Die Folgen für das Ökosystem dort hängen sowohl vom Pegelstand des Neckars als auch Erfolg der Gegenmaßnahmen ab.

Die Ammonium-Konzentration in Mulfingen (Hohenlohekreis) lag am Freitagvormittag zwischen 14,5 und 11,4 Milligramm pro Liter. Zur Einordnung: Eine Dosis von mehr als 0,5 Milligramm pro Liter ist nach Angaben des Landratsamts für viele Fische schon tödlich.

Mit der am Brandort in Kirchberg tätigen Räumungsfirma wurde vereinbart, dass bis spätestens Samstagabend alle noch vorhandenen Brandrückstände und der Brandschutt abtransportiert werden. Die Reinigungsarbeiten werden fortgesetzt. Überlebende Fische sollen nicht gegessen werden. Darüber hinaus solle auch eine Jagd auf Wildenten im Bereich der Jagst gestoppt werden. Mit Fischereivereinen und Umweltverbänden solle in Kürze besprochen werden, wie die Wiederansiedlung von Fischen und weiteren Lebewesen in der Jagst gefördert und umgesetzt werden kann.

Im Hohenlohekreis hat Landrat Neth Organisationen und Verbände für Montag zu einem Runden Tisch „Initiative Zukunft Jagst“ geladen. „Diese Umweltkatastrophe wird das Ökosystem der Jagst auf Jahre hin verändern. Experten gehen davon aus, dass der Fischbestand sich erst in mehreren Jahren erholen wird“, betonte Neth. Naturschutzminister Bonde sagte in Krautheim: „Wir haben hier eine veritable Umweltkatastrophe.“ Das genaue Ausmaß des Schadens sei noch nicht absehbar und er könne im Moment nur minimiert werden. „Es ist aber eine gute Nachricht, dass das Fischsterben verlangsamt ist.“