Das Naturkundemuseum renoviert den Eiszeit-Teil seiner Dauerausstellung. Auf die Besucher warten vom 14. Mai an aufwändig präparierte Mammuts, Höhlenbären und Affen.

Stuttgart - Die Eiszeit wird renoviert, sie ist zuletzt doch etwas in die Jahre gekommen: Im Stuttgarter Naturkundemuseum laufen in diesen Wochen die Feinarbeiten für eine komplette Neugestaltung des Eiszeitbereichs. Die Mammutskelette und anderen Ausstellungsstücke aus dieser erdgeschichtlichen Epoche hatten neben den aufwendig präsentierten Exponaten aus der Saurierausstellung reichlich alt ausgesehen. Die Saurier waren im Zuge einer Großen Landesausstellung im Jahr 2007 in nachempfundenen Lebensräumen präsentiert worden.

 

Diesen Weg geht das Naturkundemuseum nun auch in jenem Ausstellungsbereich, der der Eiszeit gewidmet ist – die nachgebildeten Lebensräume des Eiszeitalters reichen zeitlich von 400 000 bis 15 000 Jahren vor unserer Zeitrechnung zurück. „Gerade für uns in Stuttgart ist die Eiszeit wichtig, weil wir im Stadtgebiet eine ganze Reihe von bedeutenden Fundstellen antreffen“, sagt Johanna Eder, die Direktorin des Naturkundemuseums. Derzeit knien noch Mitarbeiter des Museums in den neuen Eiszeitdioramen: Das Steppengras wird grün angemalt, das Fell der Tiere so verstrubbelt, dass es einen natürlichen Eindruck erweckt, in einer Höhle modelliert ein Präparator Tropfsteine.

Die Fellmütze des Jägers anprobieren

Vom 14. Mai an können die Besucher den neuen Ausstellungsbereich betreten, der derzeit aufgrund der Bauarbeiten noch gesperrt ist. Dann können sie unter anderem eine Mammutsteppe, eine Bärenhöhle und ein Rentierjägerlager entdecken (siehe nebenstehende Bilder). Darüber hinaus zeigt das Museum einen nachgebauten Affenfelsen – vor rund 300 000 Jahren lebten Affen auf der Schwäbischen Alb. Das Museum setzt bei der Neuausrichtung auf einen Dreiklang: Neben den eiszeitlichen Lebensräumen zeigt es zahlreiche Originalfunde aus dem Land. Zudem wird der Mitmach-Bereich der Museumspädagogik ausgebaut. Kinder und Jugendliche können Grabungspläne zeichnen, eigene Funde machen oder modisch in die Eiszeit abtauchen und die Fellmütze eines Rentierjägers anprobieren.

Die „Renovierung der Eiszeit“ soll das Naturkundemuseum auch didaktisch weiterentwickeln – so werden die erläuternden Texte auch in diesem Teil der Ausstellung kürzer und unterhaltsamer als bisher ausfallen – Überraschungen für die Besucher sind ausdrücklich erwünscht. Dazu könnte für viele Laien auch zählen, dass es während der Eiszeit zwischendurch so heiß wie in Afrika war und hierzulande Wasserbüffel und Säbelzahnkatzen lebten.

Höhlenbär – Bewohner der Alb

Jedes Kind kennt die Bärenhöhle – aber unter welchen Umständen lebten die Höhlenbären einst vor rund 70 000 Jahren auf der Schwäbischen Alb, und wie waren ihre Lebensbedingungen? Mehrere Stufen führen im Naturkundemuseum am Löwentor in eine nachgebaute Bärenhöhle hinab. Noch ist der Bär dort in Plastikfolie eingepackt, seine beiden Jungtiere sind noch nicht fertig gestellt. Aber von Mai an soll alles ausgepackt und modelliert sein: Es wird Filmeinspielungen in der Höhle geben, Wassertropfen werden zu hören sein, und wer sich in der Höhle unterhält, erlebt einen leichten Echoeffekt.

Mammut – Gigant der Steppe

Magdalenas Leben hat als Knetfigur begonnen. Damals war sie nur ein Modell. Als aus dem Modell eine große Figur wurde, bekam sie einen Metallkern, der von einer styroporähnlichen Masse ummantelt wurde, bevor mit Kunstharz an ihr gearbeitet wurde. Am Ende bekam Magdalena Fellstücke von Bisons und Moschusochsen übergezogen. In ihr steckt monatelange Arbeit.

Magdalena ist das neue Eisbären-Muttertier im Naturkundemuseum. Sie wird gemeinsam mit einem vier Jahre alten Jungtier und einem Mammutbaby gezeigt, das in eine Gletscherspalte abzurutschen droht. Die Mammutszene führt in eine Zeit vor 40 000 Jahren zurück, als zahlreiche Giganten der Eiszeitsteppe auch in Stuttgart lebten. Allein im Stadtgebiet sind rund 80 Fundorte verzeichnet.

Rentierjägerin – Wertvolle Beute

Der Mann als Jäger, die Frau als Sammlerin? Das Naturkundemuseum präsentiert uns stattdessen einen Rentierjägerlager mit einer Rentierjägerin. Vor 15 000 Jahren lebten die Menschen meist in so kleinen Gemeinschaften, dass eine vollständige Arbeitsteilung für das Überleben der Gruppe hinderlich gewesen wäre. Die Besucher werden künftig in ein Zelt der Jäger blicken und sich so einen Eindruck von eiszeitlicher Inneneinrichtung machen können. Das Museum zeigt Originalfunde aus jener Zeit, die belegen, wie die Menschen aus den Geweihen der Tiere Werkzeuge herstellten. Die nachgebaute Landschaft wurde entsprechend zu Fundstellen im Oberschwäbischen nachgebaut.