Im Rahmen einer europaweiten Aktion des Naturschutzbundes haben Stuttgarter die Vögel in ihren Gärten gezählt. So soll geklärt werden, ob es Veränderungen im Bestand gibt.

Stuttgart - Zum siebten Mal hat diesen Winter die „Stunde der Wintervögel“ stattgefunden. Das ist eine Aktion des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), bei der unter anderem auch die Stuttgarter aufgerufen waren, von Freitag bis Sonntag die Vögel zu zählen, die sich rund um Haus oder Wohnung aufhalten. Die Ergebnisse der Zählung haben die Hobby-Vogelkundler dann im Internet auf der Website des NABU eingetragen oder telefonisch durchgegeben. So soll geklärt werden, welche Tiere bedroht sind und wie und ob es Veränderungen im Bestand oder im Zugverhalten gibt. „Der Zuspruch ist bei dieser Aktion sehr groß. Es ist bewusst eine Mitmachaktion für alle“, sagt Ulrich Tammler vom NABU Stuttgart. „Diese Zählung findet europaweit statt und gehört mit unserer Frühlingszählung zu einer der größten Aktionen“, sagt er.

 

Tammler selbst zählt die Vögel im Park in Plieningen und auf den Feldern. „In den Sommermonaten bin ich jeden Tag draußen und beobachte die Tiere“, sagt Tammler. Er selbst bemerkt von Jahr zu Jahr große Unterschiede. Vor allem wenn auf einen milden Winter ein kalter folgt. „Ich kann jetzt noch keine Prognose treffen. Dafür brauchen wir Beobachtungsdaten aus bis zu zehn Jahren“, sagt Tammler.

Staudengewächse statt Exoten auf dem Balkon

Bei der Zählung werden oft Blaumeisen, Sperlinge, Amseln oder Grünlinge gesichtet. „Das sind typische Stadtvögel, die sich an die Gegebenheiten angepasst haben“, sagt Tammler. Diese Vogelarten bleiben meist über Winter in den Städten und haben mit besonderen Problemen zu kämpfen. „Eins davon ist die Bepflanzung in den Gärten“, sagt Tammler, „Sie ist oft zu exotisch. Man stellt sich lieber einen Rhododendronbusch als einen Holunder in den Garten. Da finden die Vögel keine Insekten mehr, die sie als Nahrung brauchen.“ Deshalb rät Ulrich Tammler, lieber Staudengewächse zu pflanzen. „Ich habe sie selbst auf dem Balkon.“ Auch das Gras sollte nicht zu früh gemäht werden, da es in einer Wildblumenwiese für die Vögel mehr zu essen gibt.

Auch die Nistmöglichkeiten werden weniger, da durch die Dämmung an den Häusern die Vögel keine Spalten zum Nestbau finden. Deshalb arbeitet der NABU mit der Behörde für Umweltschutz, der Stadtplanung Stuttgart und dem Forst- und Friedhofsamt Stuttgart zusammen. „Wir versuchen so, die Vögel in Stuttgart besser zu schützen“, sagt Tammler. Dabei klappt die Zusammenarbeit im Großen und Ganzen gut. In der Bevölkerung wünscht sich Tammler mehr Aufklärung. „Den Menschen sind die Zusammenhänge im Umweltschutz noch nicht bewusst. Ich hoffe, dass wir das durch Öffentlichkeitsarbeit ändern können“, sagt er.

Hintergrund

Sehen konnten die Vogelzähler vor allem Blaumeisen, Grünmeisen, Sperlinge, Amseln, Kohlmeisen, Ringeltauben, Grünlinge und Elstern. Diese Vögel ziehen im Winter nicht mehr in den Süden, sondern bleiben in der Stadt. Vor allem in milden Wintern begegnet man ihnen oft. Dabei wurden in den letzten zweihundert Jahren eine Veränderung in der Vogelpopulation bemerkt: Nach einem ersten Anstieg folgt nun eine Stagnation oder einen Rückgang in den Arten. Sogar der Haussperling steht schon auf der Vorliste der bedrohten Art.

Die Amsel ist die häufigste Drosselart und die häufigste Vogelart in Deutschland überhaupt. Sie suchen sich ihre Nahrung auf Rasenflächen und essen vor allem Insekten und Beeren.

Der Haussperling ist auch als Spatz bekannt. Er ist sehr anpassungsfähig und flexibel in der Nistplatzwahl. Auch alte Schwalbennester bebrüten sie. Mit Nisthilfen kann man ihm aber helfen.

Kohlmeise, Blaumeise und Grünmeise sind alle miteinander verwandt. Mit einem Meisenkasten oder, in einem sehr harten Winter, einem Meisenknödel kann man diesen Vögeln leicht helfen.

Die Ringeltaube ist ein typischer Stadtbewohner, den die meisten Leute sehr gut kennen. Sie ernähren sich vorwiegend von Getreide und Beeren, Insekten stehen nur selten auf dem Speiseplan.