In Oberbayern soll jetzt ein weiteres Skigebiet beschneit werden. Das Vorhaben stößt auf Kritik: Werden künftig auch Badeseen beheizt? Fragt man sich sogar in der CSU.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Wahrscheinlich schneit es an Ostern in Oberbayern sogar ein bisschen, anders als an Weihnachten. Wie aber der letzte Winter ausschaute für Skifahrer, die in freistaatlichen Halbhöhenlagen unterwegs waren, darüber braucht man nicht mehr groß reden. Jahr für Jahr werden die Klagen der Liftbetreiber lauter. Jahr für Jahr – genau genommen seit 2006 – haben aber auch die Bergbahnen Sudelfeld und der Tourismusverein Alpenregion Tegernsee Schliersee an einer Idee gewerkelt, die jetzt in die Tat umgesetzt wird und nicht nur beim Deutschen Alpenverein (DAV) und beim Bund Naturschutz Entsetzen auslöst.

 

Das Landratsamt Miesbach hat die erweiterte Beschneiung am Sudelfeld bei Bayrischzell nach langer Prüfung durchgewinkt: für weitere 23 Hektar Abfahrten wird eigens ein 155 000 Kubikmeter Wasser fassender großer Speicherteich gebaut. Im August soll er fertig sein und 200 Schneekanonen versorgen. Drum herum wird ein Weg gebaut, so dass „auch im Sommer richtig was geht“, wie es seitens der Betreiber heißt.

Eine üble Hinterlassenschaft für den neuen Landrat

Die Genehmigung ist in den letzten Amtstagen des als Feierbiest auf Kreissparkassenkosten berüchtigt gewordenen und zuletzt bei den Kommunalwahlen abgewählten Miesbacher CSU-Landrats Jakob Kreidl erfolgt. Der Ausbau am Sudelfeld war eins seiner Leib- und Magenprojekte. Gleichwohl ist so weit alles mit rechten Dingen zugegangen, außer dass – wie der DAV bemängelt – wichtige Gutachten nicht mehr berücksichtigt wurden. DAV und der Bund Naturschutz erwägen, ob sie gegen die neuen Maßnahmen am Sudelfeld klagen.

An einem kürzeren Hebel sitzt der Bayerische Landtag, wo ein Miesbacher Privatmann eine Petition gegen den Ausbau eingereicht hat. Zudem sperren sich die Grünen gegen einen staatlichen Zuschuss, der bei 30 Prozent der Kosten läge, fast drei Millionen Euro. Die Grünen-Abgeordnete Claudia Stamm, Tochter der Landtagspräsidentin Barbara Stamm von der CSU, meint, wenn da zugestimmt würde, könne man auch die oberbayerischen Badeseen ganzjährig beheizen. Ganz und gar nicht lustig ist die Lage für Kreidls Nachfolger vor Ort, Deutschlands ersten grünen Landrat, Wolfgang Rzehak: seine Amtszeit beginnt mit einer durch und durch üblen Hinterlassenschaft.