An Bord mehrerer Satelliten des europäischen Navigationssystems Galileo sind neun Atomuhren ausgefallen. Diese neuerliche Panne schränke die Funktionstüchtigkeit des Systems nicht ein, erklärt der ESA-Generaldirektor Johann Dietrich Wörner.

Paris - Erst seit wenigen Wochen sind die ersten Dienste des europäischen Satellitensystems Galileo verfügbar. Nun zeichnen sich bei dem System, dessen Aufbau sich in der Vergangenheit schon mehrfach verzögert hat, erneut technische Probleme ab: Wie der ESA-Generaldirektor Johann Dietrich Wörner bei seiner Jahreskonferenz am Mittwoch in Paris sagte, sind neun der insgesamt 72 Wasserstoff-Atom-Uhren an Bord der 18 Satelliten ausgefallen, die bereits in der Erdumlaufbahn sind. „Wir wissen nicht, ob wir sie wiederbeleben können“, sagte Wörner. Die genaue Anzahl der defekten Uhren wurde im Lauf der Konferenz mehrfach korrigiert, zuletzt war die Rede von neun Ausfällen.

 

Das Satelliten-Navigationssystems Galileo will Autofahrer und Handynutzer in Europa künftig mit viel genaueren Navigationsdaten beliefern, als sie etwa beim amerikanischen GPS-System oder dem russischen Glonass-System üblich sind. Geplant sind fünf verschiedene Dienste, darunter auch kostenpflichtige. Rettungskräfte können auf einen eigenen Dienst zurückgreifen. Er ermöglicht nicht nur die Ortung von Notrufsignalen, sondern auch eine Rückmeldung an denjenigen, der den Notruf abgesetzt hat. Nach vielen Verzögerungen und Pannen ist Galileo im Dezember vergangenen Jahres mit einer vorläufigen Version an den Start gegangen.

Die Genauigkeit des Systems hängt dabei entscheidend von den Atomuhren an Bord ab. Sie senden die Codes oder Zeitstempel, die von den Empfängergeräten benutzt werden, um die genaue Position zu berechnen. Jeder Satellit hat vier Atom-Uhren an Bord, zwei Rubidium-Uhren und zwei Wasserstoff-Uhren. Defekt sind nun offenbar drei der Rubidium- und sechs der Wasserstoff-Atom-Uhren. Nur einer der Satelliten verlor offenbar zwei Uhren auf einmal. Selbst dieser ist laut ESA-Generaldirektor Wörner immer noch betriebsfähig, er habe lediglich Reserve verloren.

Techniker versuchen, die Atomuhren wieder in Gang zu bekommen

Die Ursache für den Ausfall sei noch nicht bekannt, man arbeite an dem Problem sagte er. „Aber wir sind nicht blind – wenn hinter diesem Ausfall ein Fehler im System steckt, dann müssen wir das ernst nehmen“, sagte er. Wörner schloß nicht aus, dass sich die weiteren Satellitenstarts verzögern könnten, sollte sich das im Laufe der Untersuchung als notwendig erweisen. Er sei aber optimistisch und habe ein gutes Gefühl, schloß Wörner. Einem BBC-Bericht zufolge ist es Technikern bereits gelungen, eine der Uhren wieder in Gang zu bringen.

Mitte November waren erstmals vier Galileo-Satelliten auf einmal in die Umlaufbahn gebracht worden. Derzeit operieren 18 Satelliten im All. In den nächsten Jahren soll das Netzwerk auf 32 Satelliten anwachsen – 30 arbeitende Satelliten und jeweils zwei Reserve-Plattformen. Das europäische Satellitensystem hatte schon in der Vergangenheit mit diversen technischen Problemen zu kämpfen. Der ursprünglich für 2008 geplante Start verzögerte sich deshalb mehrfach, und die Kosten verdreifachten sich. Das Navigationssystem Galileo soll Europa unabhängiger machen vom US-System GPS und dem russischen Glonass.