Die Cleveland Cavaliers und die Golden State Warriors treffen wie schon 2015 und 2016 in der Finalserie der US-Profiliga NBA aufeinander. Ring frei für die dritte Runde des Duells der Basketball-Giganten.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Wie gut LeBron James sich im Hinduismus auskennt, ist nicht bekannt. Im Zusammenhang mit den Golden State Warriors verwendet der Basketball-Superstar von den Cleveland Cavaliers aber gerne einen metaphorischen Begriff, der auf die riesigen Prozessionswagen zurückgeht, die bei hinduistischen Prozessionen zu Ehren des Gottes Jagannatha verwendet werden. „Juggernaut“ nennt er das Team aus Oakland, was im übertragenen Sinne für eine übermächtige Gewalt steht, die alles vernichtet, was im Wege steht – eine kolossale Dampfwalze, die alles überrollt.

 

Die Warriors sind dermaßen unaufhaltsam durch die diesjährigen Play-offs gerauscht, dass sie als großer Favorit in die in der Nacht auf Freitag (3 Uhr MESZ) beginnende Neuauflage der Endspielserie in der US-Profiliga NBA gegen den amtierenden Meister aus Cleveland gehen. Die zwei Starensembles treffen bereits zum dritten Mal nacheinander in den Finals aufeinander, das gab es in der Geschichte der National Basketball Association noch nie.

Beide Teams sind stärker denn je

1:1 steht es in der Endspielsaga, die so langsam Klassikerzüge bekommt. 2015 gewannen die Warriors die Best-of-seven-Serie gegen den seinerzeit verletzungsbedingt arg dezimierten Rivalen mit 4:2 und sicherten dem Club so die erste Meisterschaft seit 40 Jahren. Die Revanche folgte 2016, als die Cavaliers als erste Mannschaft der NBA-Finalgeschichte noch einen 1:3-Rückstand wettmachten und der arg geplagten Stadt Cleveland den ersten Titel im Profisport seit 52 Jahren bescherten.

Und 2017? Beide Teams sind stärker denn je. Die Warriors sind in den diesjährigen Play-offs nach zwölf Begegnungen noch ohne Niederlage, auch das gab es noch nie. Ihre Gegner deklassierten sie durchschnittlich mit 16 Punkten Unterschied. Die Cavaliers haben in der Endrunde aber auch lediglich einmal verloren. „Ich spiele in Las Vegas nur Blackjack, deshalb ist mir das egal“, sagt LeBron James zur Einschätzung der Buchmacher aus der Glückspielmetropole, dass die Cavaliers klarer Außenseiter sind. „Ich erachtete unsere Chancen als gut, sehr gut sogar.“

LeBron James ist seit Kurzem der beste Korbjäger der Play-off-Historie

Die Finalserie ist an Superlativen kaum zu überbieten. In dem wuchtigen Alleskönner LeBron James (32) und dem feingliedrigen Scharfschützen Stephen Curry (29) stehen sich die größten Stars des Basketballs gegenüber. Aber nicht genug: James weiß in Kyrie Irving und Kevin Love zwei Co-Stars an seiner Seite, die in dieser Saison ebenfalls ins Allstar-Team berufen wurden. Curry hat sogar drei Spieler dieser Sorte neben sich (Neuzugang Kevin Durant, Klay Thompson und Draymond Green). Macht insgesamt sieben aktuelle Allstars in der NBA-Endspielsserie, auch das gab es noch nie.

Überdies vereinen James (2009, 2010, 2012, 2013), Durant (2014) und Curry (2015, 2016) sieben der letzten acht Auszeichnungen zum besten Spieler der Saison (MVP) auf sich. „Die Warriors waren eh schon das beste Team. Dann haben sie in Kevin Durant noch einen Topspieler dazubekommen, es wird also noch schwerer – sie werden uns alles abverlangen“, sagt LeBron James, der kürzlich mit nunmehr 5995 Punkten Michael Jordan als besten Korbjäger der Play-off-Historie überholt hat.

Für Stephen Curry und Co. geht es darum, ihre Megabilanz mit weiterem Titel krönen

Die Warriors und die Cavaliers sind Paradeexempel für die moderne NBA, in der das Spiel breit angelegt wird, Ball und Spieler ständig in Bewegung sind und oftmals am Ende des Spielzugs ein erfolgreicher Dreipunktewurf steht. Mit diesem prägnanten Stil waren Curry und Co. in den jüngsten drei Spielzeiten stets Hauptrundenerster und verbuchten stets mindestens 65 Siege (insgesamt 207), auch das gab es noch nie. Für sie geht es auch darum, diese Megabilanz mit einem weiteren Titel zu krönen und damit ihren Platz unter den besten Teams der NBA-Geschichte zu manifestieren. Verzichten müssen sie dabei aber zunächst weiter auf den Erfolgstrainer Steve Kerr (Rückenprobleme) – interimsweise ersetzt wird er von seinem Assistenten Mike Brown, einst Cavaliers-Coach.

Mit Brown bestritt (und verlor) LeBron James 2007 seine erste NBA-Endspielserie. Sieben weitere Finalteilnahmen sind seitdem für ihn hinzugekommen – von 2011 bis heute, sieben nacheinander! Nach vier Titelchancen und zwei Triumphen mit Miami Heat spielt er nun bereits das dritte Mal in Folge seit der Rückkehr zu seinem Heimatverein um die Meisterschaft. Zum dritten Mal gegen die Warriors, zum dritten Mal als Außenseiter – der Tanz mit der Dampfwalze geht in die nächste Runde.