In Elke Weigels historischen und aktuellen Romanen spielt der Neckar immer wieder eine Rolle. Ihr Liebesroman „Robin & Jennifer“ handelt im Cannstatt des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In einem ihrer Krimis wird eine Leiche am Fluss gefunden.

Bad Cannstatt - Eine angenehme Kühle umgab sie. Eingehüllt vom hellen Grün der Weidenblätter saßen sie wie unter einer Kuppel. In glitzernden Streifen drang das Sonnenlicht durch die Zweige, und das Wasser schimmerte samtig grau, kleine Mücken tanzten darüber. Lichtbilder entstanden auf den Wellen.“ Robin, die Ende des 19. Jahrhunderts in Cannstatt aufwächst, unternimmt mit ihrer Schulfreundin eine Bootsfahrt auf dem Neckar. Der Fluss ist Rückzugsort und Trostspender. Die Autorin Elke Weigel hat beim Schreiben ihres Buches „Robin & Jennifer“ oft im Neckarbiergarten gesessen, wie sie erzählt. „Ich wähle gerne solche Örtlichkeiten für meine Romane, wo ich auch rumspazieren und sie mir genau ansehen kann“, sagt sie.

 

Die 53-Jährige ist in Donaueschingen aufgewachsen, seit Längerem lebt sie aber in der Region Stuttgart, derzeit in Uhlbach. Sieben Jahre lang hat sie auch in Bad Cannstatt gewohnt. „Für meine Recherche war ich oft im Stadtmuseum in der Klösterle-Scheuer und habe mir dort historische Aufnahmen angesehen“, erzählt Weigel.

Robin rudert mit aller Kraft den Neckar hinauf

Ihre Protagonistin Robin ist Apothekerstochter, sie spaziert im Roman oft über die Marktstraße, ist auf dem Friedhof der Uffkirche oder – natürlich – am Neckar. „Sie promenierten, in Begleitung von Agathe, dem Kinderfräulein, die Neckarauen entlang“, ist in einem Kapitel zu lesen. Am Bootsverleih angekommen, mietet Robin eines der Wassergefährte. „Breitbeinig hockte sie auf der Planke und ruderte mit aller Kraft den Neckar hinauf. Paula deutete mit dem Finger zu einer Stelle, wo die Zweige der Trauerweiden wie ein grüner Vorhang ins Wasser hingen.“

Nach einem Streit mit ihrer Tante flüchtet Robin aufgebracht aus dem Apothekerhaus an der Marktstraße. „Schnell ging sie weiter Richtung Neckar. Sie zwang sich zu langsameren Schritten, stieg die Stufen zur Uferpromenade nach unten, wo so früh am Morgen keine Menschen gingen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen.“ Des Öfteren findet sie Ruhe und Trost am Fluss. „Robin starrte auf das Grüne Wasser des Flusses. Träge plätscherte es ans Ufer. Sie hockte sich unter eine Weide, warf ein Steinchen und beobachtete, wie sich in den Wellen Kreise ausbreiteten.“

Inspiration und realitätsgetreues Schreiben

Sie habe generell eine große Affinität zum Wasser, sagt Weigel. Dass der Neckar in ihren Romanen vorkomme, sei allerdings nicht von Anfang an geplant gewesen. „Es hat sich beim Schreiben so ergeben“, sagt sie. In zwei ihrer Krimis – „Mutterschuld“ und „Sterben in Schwarzweiß“ – joggen oder spazieren die Ermittlerinnen am Neckar entlang und tauschen sich aus. „Es inspiriert mich sehr, vor Ort zu sein und später dann beim Schreiben im Geiste noch mal dort umher zu gehen“, sagt Weigel. Zudem könne sie auf diese Weise besonders realitätsgetreu und detailliert beschreiben.

Doch der schwäbische Strom bringt nicht immer nur Gutes in ihren Büchern: In ihrem zweiten Krimi wird eine Leiche in einem Schrottcontainer am Hafen in Wangen gefunden. Und im Liebesroman „Robin & Jennifer“ bringt eine Nacht mit Regen und Hagel großes Unglück über die Familie. „Von den Pflastersteinen war nichts mehr zu sehen, der Neckar musste über die Ufer getreten sein und überspülte die Marktstraße mit einer dunklen Brühe, in der kaum erkennbare Gegenstände schwammen.“ Wird der Neckar in ihren künftigen Veröffentlichungen auch Thema sein? „Wenn das Buch wieder in Stuttgart spielt, ist die Chance groß, dass der Neckar wieder vorkommt“, sagt Weigel. Als malerische Kulisse eignet sich der Fluss einfach zu gut.