Der bisherige Neckartailfinger Bürgermeister Jens Timm wird deutlich von seinem Herausforderer Gerhard Gertitschke geschlagen. Die Bürger entscheiden sich mit 61 Prozent der Stimmen für einen Wechsel an der Rathausspitze.

Neckartailfingen - Die Gemeinde Neckartailfingen bekommt einen neuen Bürgermeister. Bei der Wahl des Rathauschefs setzte sich am Sonntag Gerhard Gertitschke mit 61 Prozent der Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber Jens Timm durch, für den nur 38,3 Prozent der Wähler votierten. Erwartungsgemäß abgeschlagen war Hans-Jörg Nordmeyer (0,6 Prozent), der von vornherein aussichtslose Dauerkandidat der Nein-Partei.

 

Die Spannung war unter den vielen Neckartailfingern groß gewesen, die sich auf dem Rathausvorplatz versammelt hatten. Als Karl Bauer, der Vorsitzende des Wahlausschusses und der CDU-Gemeinderatsfraktion, um exakt 19.15 Uhr ans Mikrofon trat und Gerhard Gertitschke zum Wahlsieger erklärte, brandete Jubel auf, und der künftige Bürgermeister der 3800 Einwohner zählende Gemeinde drückte seine Ehefrau Andrea Henzler und seinen Sohn Linus von ganzem Herzen an sich. 61 Prozent der 2989 Wahlberechtigten haben sich für den 49 Jahre alten Kulturamtsleiter der Stadt Kirchheim entschieden. Das sind 1097 Stimmen, wogegen nur 688 Wähler dem bisherigen Amtsinhaber Jens Timm ihr Vertrauen schenkten. Die Wahlbeteiligung liegt mit 60,5 Prozent deutlich hinter den Erwartungen der beiden parteilosen Konkurrenten Timm und Gertitschke, die unisono mit über 70 Prozent gerechnet hatten.

Für Timm ist das Votum „eine harte Entscheidung“

Dass ihn die Bürger abgewählt hätten, sei eine „harte Entscheidung“, sagte Karl Bauer in Richtung von Jens Timm, der sich schnell verabschiedete, nachdem er seinem Kontrahenten fair gratuliert und einige Hände geschüttelt hatte. Aber was er in den vergangenen 16 Jahren als Bürgermeister von Neckartailfingen geschaffen habe, „wird mit Ihrem Namen verbunden bleiben“, fand Bauer einige tröstende Worte für den Unterlegenen.

Nun aber nimmt ein Neuer vom 1. Juli an im Chefsessel des Rathauses Platz. Gertitschkes „gutes Gefühl“ nach letzten Gesprächen mit Bürgern vor der Wahl hat offenbar nicht getrogen. Dennoch habe er diese Deutlichkeit des Wahlausgangs nicht erwartet, erklärte er noch ganz ergriffen von dem Ergebnis: „Ich dachte, das wird viel enger.“ Es falle nun ein großer Druck von ihm ab, denn sicher habe er seiner Sache im Vorfeld des Urnengangs freilich nie sein können. Schließlich wisse man als Herausforderer nicht, „ob man die richtige Strategie gewählt hat“. Offenbar hat Gertitschke, der in Neckartailfingen lebt, im Wahlkampf aber vieles richtig gemacht, denn die Bürger haben sich gegen eine dritte Amtsperiode Timms entschieden.

Gerhard Gertitschke will „der Richtige“ für die Gemeinde sein

Letzterer hatte offensichtlich viel Kredit verspielt, als er sich vor zwei Jahren in der Nachbargemeinde Aichtal als Bürgermeister beworben, dann aber gegen den damaligen Aichtaler Kämmerer Lorenz Kruß verloren hatte. Auch Timms Verhältnis zu Teilen des Neckartailfinger Gemeinderats scheint gestört gewesen zu sein. Mit lediglich einer Stimme Mehrheit hatte sich das Gremium seinerzeit vor der fälligen Ausschreibung des Bürgermeisterpostens dafür entschieden, den Passus „Der Amtsinhaber bewirbt sich erneut“ in die Stellenanzeige aufzunehmen.

Kein Wunder also, dass sich Gerhard Gertitschke gute Chancen ausrechnete, Timm abzulösen. Aber schon im Vorfeld betonte er, er wolle letztlich gewählt werden, „weil die Neckartailfinger der Ansicht sind, dass der Gertitschke der Richtige ist“.