Ein neuer Ort für junge Künstler könnte schon bald am Cannstatter Wasen entstehen. Auf und in einem umgebauten Güterschiff planen die Initiatoren der Kulturschiff GmbH Konzerte, Lesungen und Plätze an der Sonne.

Bad Cannstatt - Die Cannstatter und Stuttgarter an den Fluss bringen, das ist das große Ziel von Oliver Brünemann, Rainer Guist und Alyne Reusch. Wie das gelingen könnte, haben sie am Mittwoch im Bezirksbeirat Bad Cannstatt vorgestellt. Die Drei sind in Gastronomie und im Eventmanagement tätig. Herzstück ihres Projekts ist ein 70 Meter langes und acht Meter breites altes Güterschiff, das zu einem Kulturschiff umgebaut werden und dann direkt am Wasen vor Anker gehen soll. Das Erstkaufsrecht haben sich die Macher gesichert und jede Menge Ideen sind in ihren Köpfen.

 

Plattform für junge Künstler

„Wir wollen einen Treffpunkt für alle schaffen“, sagte Reusch im Bezirksbeirat. Poetry Slam, Konzerte, Tanzveranstaltungen und Lesungen sollen unter freiem Himmel und im Schiffsbauch stattfinden; außerdem soll das Kulturschiff eine Plattform für junge Künstler sein. Angelockt werden sollen Menschen aus Bad Cannstatt, Stuttgart und der Umgebung; insgesamt biete der mehr als 60 Jahre alte Kahn Platz für bis zu 500 Besucher. Tag und Nacht soll das Schiff eine Anlaufstelle sein, sei es zu Veranstaltungen oder um auf dem Sonnendeck zu entspannen und etwas zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen. Das Kulturschiff will durch sein unterschiedliches Programm keine Konkurrenz zum Theaterschiff sein, das am Mühlgrün ankert.

Vom Schifffahrtsamt habe man bereits die Zusage, die Anlegestelle am Wasen im Bereich zwischen König-Karl-Brücke und Berger Steg für zehn Jahre mieten zu können. Unklar ist derzeit noch, wie das Projekt finanziert werden soll: Allein die nötigen Strom- und Wasseranschlüsse ans Schiff zu bringen, kostet laut den Initiatoren rund 50 000 Euro. Zum genauen Zeitplan konnten am Mittwoch noch keine Angaben gemacht werden.

Sorge vor Lärm

Die Fraktionen im Bezirksbeirat begrüßen die Idee: „Bad Cannstatt hat Nachholbedarf in Sachen Kultur“, sagte Roland Schmid. Dennoch gebe es in der Planung einiges zu bedenken, sagte der CDU-Bezirksbeirat und wies auf die Pläne zur Aufwertung und Umgestaltung des Neckarufers entlang des Wasens hin. Der SPD-Bezirksbeirat Stefan Conzelmann wollte wissen, mit welchen Lautstärken zu rechnen sei.

In beiden Fällen beruhigten die Macher die Politiker: „Wir wollen auf jeden Fall schiffbar bleiben, sodass wir den Liegeplatz auch verändern können“, sagte Brünemann mit Blick auf eine mögliche Umgestaltung des fraglichen Bereichs. Der Lärm, der vor allem während Volks- und Frühlingsfest und bei Konzerten auf dem Cannstatter Wasen immer wieder für die Anwohner zum Problem wird, dürfte nach den Worten von Guist kein Problem werden: „Wir planen mit einer geringen Lautstärke.“ Außerdem dienten Außenwände und das Wasser bei allen Veranstaltungen im Schiffsbauch als natürlich Schalldämpfer. Guist: „Unter Deck sind wir ja bereits einen halben Meter unter der Wasseroberfläche.“ Dennochrotz plane man Lärmmessungen bei anderen vergleichbaren Schiffen, die es in Städten am Rhein oder in Berlin bereits gebe.