Atomkraftgegner machen mobil: Bei einer Protestaktion in Neckarwestheim werden am Samstag bis zu 40.000 Teilnehmer erwartet.  

Neckarwestheim - "Atomausstieg in die Hand nehmen" - einen Richtungswechsel in der Energiepolitik fordern Atomkraftgegner und Umweltschützer von der Landesregierung. Unter diesem Motto planen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Naturfreunde Deutschland, die Anti-Atom-Gruppe "ausgestrahlt" sowie die Verbände Robin Wood und Campact am Samstag eine 45 Kilometer lange Menschenkette. Diese soll sich vom Regierungssitz in der Stuttgarter Villa Reitzenstein bis zum Atomkraftwerk Neckarwestheim (Landkreis Heilbronn) ziehen. Die Veranstalter erwarten 20.000 bis 40.000 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet.

 

"Mit dieser Menschenkette wollen wir symbolisch auf die Verbindung der Landespolitik zur Atomkraft aufmerksam machen", erklärte die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender gestern vor der Presse. Ausgerechnet die baden-württembergische Landesregierung sei "die treibende Kraft" gewesen bei der Laufzeitverlängerung der Atommeiler. Damit habe sich die Landesregierung gegen die Bevölkerung gestellt, die mehrheitlich gegen Atomkraft sei. Dahlbender bezeichnete diese Pro-Atomenergiepolitik als die "krasseste Verletzung des Generationenvertrags" angesichts der noch immer ungelösten Frage der Endlagerung. Im Übrigen habe das Land über die Atomaufsicht die Möglichkeit, den Reaktoren die Betriebsgenehmigung zu entziehen. Die BUND-Landeschefin kündigte an, der Protest für eine Energiewende werde nicht nachlassen, gleich welche Partei nach der Landtagswahl am 27.März die Regierung stelle.

Sonderzüge aus Berlin, Hamburg und Bremen

Die Atomkraftgegner werden mit drei Sonderzügen aus Berlin, Hamburg und Bremen (über Nordrhein-Westfalen) sowie mit Bussen aus mehr als 160 weiteren Städten anreisen. Um die Kette lückenlos zu schließen, müssen laut den Organisatoren mindestens rund 20000 Menschen auf der gesamten Länge gleichmäßig verteilt werden. Deshalb wurde die 45 Kilometer lange Strecke in sechs Abschnitte und 44 Sammelpunkte eingeteilt. Den anreisenden Demonstranten werden entsprechende Abschnitte zugewiesen - im Abschnitt Ludwigsburg etwa sollen sich die Atomkraftgegner aus Südwürttemberg, Berlin und Brandenburg aufreihen, im Abschnitt Neckarwestheim die Demonstranten aus Nordwürttemberg, aus Hessen und aus Mecklenburg-Vorpommern.

Von 12.30 Uhr an soll sich die Menschenkette auf den gesperrten Straßen zwischen der Staatskanzlei und dem Atommeiler formieren. Zwischen 13.30 bis 14 Uhr sollen die Protestreihen geschlossen stehen. An einzelnen Sammelpunkten sind Aktionen geplant. An der Kirchheimer Neckarbrücke etwa wird es ein Zelt mit Musik sowie Äpfel und Brezeln geben. In Ludwigsburg Ecke Karl-, Seestraße spielt die Schalmeien-Gruppe Heilbronn.

Das Gros der Veranstaltungen allerdings findet in Stuttgart statt. Die Teilnehmer der Menschenkette werden von 15.30Uhr an zur Abschlusskundgebung auf dem Schlossplatz erwartet. Neben Vertretern der Organisatoren werden dort auch der Autor und Ökoaktivist Franz Alt und der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf sprechen. Von 21 Uhr an steigt eine Anti-Atom-Party in den Wagenhallen am Nordbahnhof.

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