Die Risiken beim Bau eines Abwasserkanals für Stuttgart 21 sollen ungleich verteilt sein. Mittlerweile wurde der Auftrag neu ausgeschrieben.

Stuttgart - Mit einer symbolischen Aktion haben die aktiven Parkschützer am Freitag darauf aufmerksam gemacht, dass von der Bahn beklagte zeitliche Verzögerungen beim Bau von Stuttgart 21 teilweise hausgemacht sind. Nahe des Planetariums steckten die Aktivisten den Umriss einer acht mal zwölf Meter großen Grube ab, die die Baugrube für die geplante unterirdische Verlegung des Nesenbachdükers markieren soll. "Keiner traut sich, dieses Loch zu graben", so die Botschaft auf einem Transparent, das über das "Phantomloch" gespannt wurde.

 

Der Schriftzug spielt auf die Tatsache an, dass die erste Ausschreibung für den Auftrag zur Verlegung des Abwasserkanals, mit der eigentlich bereits im Mai 2010 hätte begonnen werden sollen, geplatzt war. Hintergrund ist nach Angaben der Parkschützer, dass sich damals kein Unternehmen bereit gefunden hatte, die von der Bahn in den Ausschreibungsunterlagen genannten Bedingungen zu erfüllen. "Bahn und Baufirmen versuchen vielmehr, sich gegenseitig die Risiken zuzuschieben", so Carola Eckstein von der Initiative "Ingenieure gegen S 21".

Dietrich wehrt sich gegen Kritik der Projektgegner

Als Beleg für diese These präsentierten die Projektgegner diverse Schriftwechsel zwischen bietenden Firmen und der DB Projektbau. Aus ihnen geht unter anderem hervor, dass Firmen einzelne Passagen der Ausschreibung sogar als Verstoß gegen das Vergaberecht werteten und die DB Projektbau aufforderten, Projektrisiken nicht sämtlich den bietenden Firmen aufzuhalsen. Ein Bauunternehmen hatte etwa darum gebeten, eventuelle Baustillstände, die sich etwa durch Proteste oder politische Entscheidungen gegen das umstrittene Bahnprojekt ergeben, entsprechend vergütet zu bekommen. Die Antwort der DB Projektbau fiel kurz und deutlich aus: "Dem Wunsch des Bieters wird nicht entsprochen."

Die Bahn hatte im Juli 2010 erklärt, nach Prüfung der Angebote sei das Bieterverfahren eingestellt worden. Der damalige Projektsprecher Wolfgang Drexler (SPD) wies Mutmaßungen zurück , Bieterfirmen hätten für mögliche Folgen der Bauarbeiten nicht haften wollen. Nach Informationen der StZ hat die Bahn die Vergabe auch mit Rücksicht auf die Landtagswahl im März 2011 platzen lassen. Drexlers Nachfolger Wolfgang Dietrich wehrt sich gegen die Kritik der Projektgegner: "Einerseits einen Baustopp bis zum Volksentscheid zu fordern und andererseits der Bahn Bauverzug vorzuwerfen, ist absurd." Mittlerweile wurde der Auftrag neu ausgeschrieben.