Wie geht man in sozialen Netzwerken mit Daten und Fotos von Freunden um? Wir empfehlen sieben Regeln für gutes Benehmen im Web.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Als würde es nicht schon genügend Regeln geben! Das Internet könnte ein wunderbarer Ort sein, an dem alles erlaubt ist und in dem jeder experimentieren darf. Das Web als Plattform, bei der Ländergrenzen und Gesetze keine Rolle spielen – davon haben manche anfangs geträumt, aber das wird es auch in Zukunft nicht geben. Schon in den 90er Jahren gab es so etwas wie Verhaltensregeln für das damals noch junge Medium, die sogenannte Netiquette. Es galt als selbstverständlich, sich an die Umgangsformen zu halten, die die Internetpioniere einmal festgelegt hatten. Doch seither hat sich vieles verändert. Nun beherrschen Facebook, Twitter, Youtube und WhatsApp die Online-Welt, die es in den Anfängen des Internets noch gar nicht gegeben hat. Höchste Zeit also, sich gründlich darüber Gedanken zu machen, wie die Umgangsformen im Jahr 2015 aussehen könnten. Wir bieten als Grundlage eine ganz persönliche Netiquette in sieben Punkten an:

 

1. Nicht zu viele persönliche Informationen preisgeben!

Nicht alle Menschen müssen wissen, was man am Abend, am Wochenende oder im Urlaub unternommen hat. Man sollte kritisch sein und überprüfen, welche privaten Daten man veröffentlichen will. Immer mehr Arbeitgeber recherchieren über ihre Bewerber im Internet. Auch Headhunter, Versicherungen oder Vermieter könnten an solchen Hintergrundinformationen interessiert sein. Vor allem gilt: auf die Privatsphäre anderer achten und nicht ohne deren Zustimmung Informationen über sie ins Netz stellen.

2. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen lesen!

Erkundigen Sie sich über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Bestimmungen zum Datenschutz des genutzten sozialen Netzwerks. Wenn man es genau nimmt, sollte man sich tatsächlich gut damit vertraut machen – und zwar bevor man ein Profil anlegt. Sonst kann man sich hinterher zwar wundern, was mit den eigenen Daten und denen Dritter passiert ist, beschweren kann man sich aber nicht. Man sollte möglichst alle Optionen des jeweiligen Onlinedienstes oder sozialen Netzwerkes kennen. Selbst eingestellte Informationen und Bilder macht man am besten nur eingeschränkt sichtbar, also nicht öffentlich. Eine wichtige Überlegung ist: Sollen nur die eigenen Freunde Zugriff darauf haben oder auch die Freunde von Freunden oder gar alle Nutzer?

3. Prüfen, welche Rechte man den Betreibern sozialer Netzwerke einräumt!

Man sollte extrem kritisch prüfen, welche Rechte man den Betreibern sozialer Netzwerke an den selbst eingestellten Bildern, Texten und Informationen einräumt. Denn auch hier gilt, wie im analogen Leben: niemand gibt etwas ohne Bezahlung her. Die „kostenlose“ Nutzung sozialer Netzwerke kostet einen die Preisgabe von Informationen. Viele Firmen sind bereit, Geld zu bezahlen, um an diese Informationen heranzukommen und gezielt Werbung verschicken zu können. Überlässt man dem sozialen Netzwerk also die Rechte an den eigenen Bildern, können diese theoretisch von den Betreibern des Netzwerks verkauft werden. Man sollte auch schauen, ob das überlassene Nutzungsrecht möglicherweise sogar dann bestehen bleibt, wenn man sein Profil wieder löscht.

4. Keine Fotos ohne Zustimmung veröffentlichen!

Fotos sind in der Regel urheberrechtlich geschützt. Und in Deutschland gilt das Recht am eigenen Bild. Fotos dürfen daher nicht ohne Zustimmung des Urhebers oder eines Rechteinhabers verwendet werden. Das ist zwar meist eine Frage des Einzelfalls und jede einzelne Verwendung von Fotos muss im Prinzip ganz genau überprüft werden. Im Zweifel gilt aber immer: Unwissenheit schützt nicht vor Konsequenzen. Also lieber zu vorsichtig im Umgang mit Fotos im Internet sein.

5. Keine vertraulichen Informationen aus dem Job veröffentlichen!

Vertrauliche Informationen über den Arbeitgeber oder die eigene Arbeit sollte man niemals preisgeben. Ohnehin hat Berufliches in sozialen Netzwerken eigentlich nichts verloren. Es sei denn, man ist selbstständig oder hat ein explizit beruflich genutztes Profil. Dann verhält es sich natürlich anders. Ansonsten sollte man wissen: auch Wirtschaftsspione haben soziale Netzwerke längst für sich entdeckt und versuchen dort wertvolle Informationen abzuschöpfen. Das kann die Firma, für die man arbeitet, viel Geld und einen selbst möglicherweise dann gleich den Job kosten.

6. Vorsicht bei verdächtigen Anfragen!

Verdächtige Anfragen in Netzwerken sollten einen immer nachdenklich stimmen. Denn ein Risiko heißt Identitätsdiebstahl. Wenn es passiert ist, dann kann eine fremde Person mit Hilfe eines gehackten Profils die Identität des Inhabers übernehmen und so dessen Freunde täuschen. Auf diese Art und Weise können Nachrichten in betrügerischer Absicht verschickt werden. Zum Beispiel werden Notsituationen im Namen von Freunden erfunden und um finanzielle Hilfe gebeten. Mit dem gestohlenen Wissen über die gekaperte Identität kann dabei die Vertrauenswürdigkeit glaubwürdig untermauert werden. Also: im Zweifel lieber eine Freundschaftsanfrage weniger bestätigen und nicht auf verdächtige E-Mails antworten oder gar heikle Informationen preisgeben.

7. Niemanden zumüllen!

Im Zeitalter von Spam, Werbenachrichten, Newslettern und teilweise inflationärer privater Kommunikation, sollte man sich gelegentlich überlegen, ob die nächste SMS, der nächste Facebook-Post, der Tweet von der Party, die Mail an Kollegen, das Foto auf Instagram oder das Video auf Youtube wirklich so spannend für andere sind, dass man es gleich verbreiten muss. Manchmal ist es gut, seine Kommunikation zu beschränken und die weltweiten Datenkanäle nicht mit allen möglichen Informationen zu fluten. Aber das ist nun wirklich Geschmackssache und vermutlich eine Generationenfrage.