Ein Wachmann beobachtet stundenweise die Netto-Filiale an der Meluner Straße. Bei den Bürgern stößt der Einsatz des sogenannten Schwarzen Sheriffs größtenteils auf Unverständnis.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Für Wolf Mizsgár ist die Maßnahme vollkommen inakzeptabel. Der Supermarktbetreiber betrachtet seine Kunden offensichtlich „kollektiv als potenzielle Ladendiebe“, schreibt er in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung Lauchblatt. Wolf Mizsgár ist im Wohngebiet Lauchhau-Lauchäcker kein Unbekannter. Er engagiert sich seit Jahren im Bürgerforum. Seine Meinung spiegelt oft die Meinung vieler Menschen im Wohngebiet wider. Und vielen stößt es sauer auf, dass der Netto an der Meluner Straße von einem Sicherheitsdienst überwacht wird.

 

„Branchenübliche“ Reaktion auf das situative Umfeld

„Offensichtlich orientiert sich die Zentrale an dem ehemaligen vermeintlichen Erfordernis nach Schwarzen Sheriffs und hält das Wohngebiet Lauchhau-Lauchäcker für einen besonders gefährdeten Ort“, schreibt Wolf Mizsgár. Die Vorgehensweise sei weder von anderen Netto-Märkten, noch in sonstigen Lebensmittelläden in Vaihingen und ganz Stuttgart bekannt. Wolf Mizsgár hat mehrfach versucht, von den Verantwortlichen bei Netto eine „Aussage zum Grund dieser äußerst unüblichen und diskriminierenden Maßnahme“ zu bekommen. Doch auch nach mehrmaliger schriftlicher Anfrage bei den Verantwortlichen habe er keine Antwort bekommen. Auf Nachfrage unserer Zeitung heißt es: „Grundsätzlich setzen wir nur in Einzelfällen Security-Mitarbeiter ein. Mit dieser Sicherheitsmaßnahme reagieren wir branchenüblich auf das jeweils situative Umfeld, um unseren Kunden ein angenehmes Einkaufserlebnis und unseren Mitarbeitern ein optimales Arbeitsumfeld zu ermöglichen.“ In der Filiale an der Meluner Straße sei stundenweise ein Sicherheitsdienst vor Ort. „Allgemein wird unsere Investition in diese Maßnahme von unseren Kunden sehr positiv aufgenommen“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme.

Gewinn für ältere Menschen

Peter Kungl sieht das anders. „Die Schwarzen Sheriffs sind für niemanden hier nachvollziehbar“, sagt der Vorsitzende des Bürgerforums. Man fühle sich unter Generalverdacht gestellt. „Solche Security-Mitarbeiter sind bei uns sicher nicht notwendig“, meint der Vereinsvorsitzende. Ihre Anwesenheit würde generell einen „seltsamen Eindruck“ vermitteln.

Ansonsten fällt das Fazit ein Jahr nach der Eröffnung des Supermarkts positiv aus. In der aktuellen Ausgabe des Lauchblatts ist auch ein Beitrag von einer „zufriedenen Kundin“ zu lesen. Und auch Kungl bestätigt, dass der Markt „gut angenommen wird“. Insbesondere für ältere Menschen sei dieser ein Gewinn. „Sie können jetzt wieder selbst einkaufen gehen, und zwar ohne eine Busfahrkarte zu kaufen“, sagt Kungl. Für Wolf Mizsgár steht dennoch fest, dass der Supermarkt „noch weit entfernt davon ist, ein integraler Bestandteil eines intakten und lebenswerten Stadtteils zu sein“.