Die Übergabe des Göppinger Stromnetzes an die Stadtwerke stockt. Jetzt soll auf politischem Wege dem Energieriesen EnBW Druck gemacht werden.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Um die Übernahme des Göppinger Stromnetzes durch die Stadtwerke zu beschleunigen, hofft die Stadt auf die Unterstützung der Landespolitik. Der Stadtwerkeleiter Martin Bernhart habe den Oberbürgermeister Guido Till (parteilos) darum gebeten, auf politischem Wege mehr Effizienz bei den Arbeiten und Verhandlungsrunden zwischen den Stadtwerken und der EnBW anzumahnen. Dadurch sollten Reibungs- und Zeitverluste minimal gehalten werden, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.

 

OB schreibt an Abgeordnete

„Die Sache muss noch etwas zügiger vorankommen, das Stromnetz in Göppingen soll zum frühestmöglichen Zeitpunkt im Jahr 2013 übernommen werden“, sagte Bernhart. Der OB habe deshalb bereits in einem Brief an die Landtagsabgeordneten Peter Hofelich (SPD) und Jörg Fritz (Grüne) um Unterstützung gebeten, um den Übernahmeprozess zu beschleunigen. Der ehemalige Strommonopolist EnBW gehört seit dem umstrittenen Aktienkauf unter Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) zu knapp 50 Prozent dem Land.

Durch einen Bericht in der StZ war bekannt geworden, dass sich die zum Jahresende geplante Übergabe des Stromnetzes von der EnBW an die Stadtwerke beziehungsweise deren Tochter, die Energieversorgung Filstal (EVF), wie in vielen anderen Städten auch in Göppingen verzögern werde. Schuld seien allerdings nicht die Stadtwerke. Im September würden die notwendigen Arbeiten für eine physikalische Herauslösung des Netzes vergeben. „In Abhängigkeit von der Witterung ist deren Abschluss bis Ende des Jahres möglich“, sagte Bernhart. Die EnBW habe aber erklärt, dass sie die Frist nicht einhalten könne. Sie müsse beispielsweise in den Umspannwerken neue Kompensationsspulen einbauen, die bei den Herstellern lange Lieferzeiten hätten. Ob diese Argumentation stichhaltig sei, könne er nicht bewerten, sagte Bernhart.

Kaufpreis noch umstritten

Im Gemeinderat hatte diese Ankündigung Verärgerung ausgelöst. Man habe es nicht einmal für nötig befunden, den EVF-Aufsichtsrat zu informieren, kritisierte der Fraktionschef der Freien Wähler, Wolfram Feifel. Probleme könnte es auch noch geben, weil der Preis für das Stromnetz immer noch nicht fest steht. In einem ersten Angebot fordert die EnBW offenbar 28 Millionen Euro. In den Gutachten, die dem Gemeinderat im vergangenen Jahr vorgelegt worden waren, war jedoch von einem Preis deutlich unter 20 Millionen Euro die Rede gewesen. Dabei bleibt auch Bernhart: Der Kaufpreis dürfe sich nicht am Zeitwert, sondern müsse sich am Ertragswert des Netzes orientieren. Dieser liege bei 14 Millionen Euro.